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Der asiatische Raum als gesamt-geschlossene Verbrechenshochburg, in der man seitens der Polizei mit nahzeu mittelalterlichen und so entsprechend skrupellosen Mitteln den Kriminellen gleichziehen muss, um im Ausbruch dieser gewalttätigen Stifterreligion auch nur den Hauch einer Chance zu besitzen. Das man in dieser Sackgasse von Mittel zum Zweck den Grundwerten Adieu sagen muss, wird dabei nach einer kurzen Diskussion, die eigentlich keine ist, mit einheiliger Überzeugung beschlossen. Um den Anschein der Ehre zu wahren und sich nicht auch nach außen hin zum Sündenfall erklären zu müssen, wird die schon gesetzlich illegale Polizeigemeinschaft auch komplett aus den Akten und somit den Paragraphen herausgehalten. Aus einem ehemals strammen staatliches Ordnungsgefüge wird eine Sechs-Mann-Einheit, eine polizeistaatliche Suicide Squad, die den Gangstern den Kampf ansagt:

Um dem alteingesessenen und über die Jahre allmächtig gewordenen Drogendealer "Powder King" einzuheizen, beschliesst die Konkurrenz um "Low Gun", an den Schaltstellen der Transaktionen die jeweiligen Mittelsmänner auszuschalten. Um dem so beginnenden Gangwar Einhalt zu gebietem, initiert der leitende Ermittler Chief Li unter der Führung seines besten Mannes Chin Yung [ Li Jian-ping, der in den credits handlungsgetreu als "Jaguar Lee" gelistet wird ] und insgesamt fünf weiteren ausgesuchten Spezialisten beiderseitigen Geschlechts die Operation "Jaguar", die dem Treiben auf unkonventionelle Weise Einhalt gebieten soll. Unglücklicherweise für die Radaubrüder in Uniform wird auch Chins Frau Ting Ting [ Chou Ming-hui ] und seine kleine Tochter in den bald jede Zurückhaltung und Deckung vernachlässigenden Grabenkampf hineingezogen.

Als Distributor dieser Schutthaufen-Erzählung vom Umkreis allseits violenter Anschauungen und dem anarchischen und archaischen Drang zum scheinbar gerechtfertigten "Auge um Auge, Zahn um Zahn" Prinzip im Miniaturporträt fungiert Joseph Lais IFD Films & Arts Ltd. (Hong Kong): wobei das Mitspracherecht um die Aussage und Wirkung des Filmes damit auch schon wieder aufhört. Anders als die sonstigen Aufkäufe aus Taiwan, Thailand und HK ist dieses Werk nach dem davon unabhängigen Dreh vollständig und damit vor der Zusetzung von Richard Harrison und seinen bunten Ninjas verschont geblieben. Ungeschoren von Zwischengeschichten und dem nachträglich platzierten Trashappeal, aber dennoch zumindest optisch die gleiche verwaschene, leicht unförmig anmutende und mit entgleister Synchronisation versehener Darstellung im seltsam unvollendet erscheinenden Ausdruck aufweisend, trägt auch diese autonome cineastische Schöpfung den Geist trunkener Verzweiflung in sich, eine nachlässige Unbedarftheit, den Beifall von der falschen Seite des Publikums erheischend.

Wörtlich übersetzt mit Mouse Panther Way Motion wird sich zwar zu Beginn mit überraschend exzessiven Durchbrüchen voll unheilsschwangeren Entgleisungen bemerkbar gemacht, aber nach der Setzung ersten Aufsehen auch bald der Rückzug in die eher niedere Mittelmäßigkeit gesucht. Nach einer Weltreise von brutalen Morden mit Pfeil und Bogen, dem Rasiermesser oder dem Langschwert nach exotischen Gefilden wie San Franciscos Chinatown, Tokio und Singapur und einem darauffolgenden Feuergefecht am Verladehafen zu Kaohsiung, Taiwan der Weg in die noch halbwegs vorhandene Normalität gesucht. Materiell durch sein System von Krankheit und Fäulnis nicht uninteressant, aber dramaturgisch uneben, mit ein wenig leierndem Rhythmus, monoton-phrasendreschender Motivation und in sich verlorenem Soap-Anteil versehen, wird aus der vorgebenen rücksichtslosen Bekämpfung der Gaunerwelt ein etwas flüchtig-inhaltsleeres Kriminalstück. Irgendwo zwischen Magnum Force (1973) und Stunt Squad (1978), sich einsetzend für die Garantien der Freiheiten, die verblieben sind, aber ohne deren kampflustig reaktionärer Aura formuliert Autor und Regisseur Peter Poon mit seiner großteils unbekannten Schauspieler- und Teamschar ein Produkt mit durchaus vorhandender ideologischer Manifestation, dem es allerdings an der schärferen Form von Durchhalteparolen und deren temperamentvollen Zuspitzung fehlt, um mit den klassenbesten Radikalen auf der Volksbühne mithalten zu können.

Beeinflussung erfolgt alleinig durch wenige, dann aber für Alter und Herkunft ausgesuchte graphische Details wie eben die durchtrennte Halsschlagader, ein unangenehm anfühlendes, auch mit Horror-Versatzstücken arbeitendes Massaker in einer Billardhalle und die dreiste Hinrichtung eines bemitleidenswerten Gefangenen durch Pistolenschuss in den Mund. Nur wenig edler in dieser Welt, in der bis auf eine antizipierend kitschige Familienzusammenführung inklusive ausgedehntem Strandausflug die Schönheiten verbannt sind, sind die Darbietungen auf dem Martial Arts Sektor, die immerhin über soweit statthafte, wenn auch seltsamerweise leicht im upspeeding eingefangene Schlagkombinationen und derlei übrigens nicht allzuviele enthalten. Im Namen der nach Recht und Ordnung verlangenden und so auch Verlust für Verlust hinnehmenden Zivilisation wird sich vermehrt, aber auch nicht gerade im Extrem mit den Bleispritzen beharkt, allerdings gerade gegen Ende auch kunterbunt augestapelt und vollkommen ohne Sinn und Verstand, mit statischer Kamera und abseits jeden erkennbaren Rhythmus. Der Showdown zerstückelter Erscheinung verwandelt sich in seiner eigenen Bescheidenheit gleich zu einer Don Quixoterie, macht die Nacht zm Tage, beginnt im Dunkeln während einer Beerdigungsfeier und endet bei vollem Sonnenschein nur wenige Sekunden, viel Pulverrauch und Feuerwerkszubehör später inmitten auf einer Industrieanlage. 

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