Rom, ein Hotelzimmer, eine Nacht und zwei Menschen
Room in Rome (2010): Zwei fremde Frauen verbringen ihre letzte Nacht in Rom gemeinsam. Bei dem One-Night-Stand lernen sich die beiden nicht nur gegenseitig kennen, sondern vor allem sich selbst - und was man sich vom Leben wünscht ...
Inhalt: Die Mittsommernacht liegt schon lange über Rom, als Natasha (Natasha Yarovenko) und Alba (Elena Anaya) angetrunken auf das Hotel von Alba zusteuern. Noch ungewiss, ob sich Natasha mit einer Frau einlassen möchte, findet sie sich in Albas Hotelzimmer wieder. Schnell lassen beide ihre Hüllen fallen - doch zuerst nur in Form Ihrer Kleider. Erst langsam schält sich die Wahrheit der beiden Fremden heraus. Es bleibt ihnen eine Nacht den Anderen kennen oder gar lieben zu lernen, denn das Morgenlicht bringt auch ihr bisheriges Leben mit sich ...
Review: Ein wirklich ambivalenter Film, der erst nach dem ersten Viertel seine wahre Qualität entwickelt. Auf den ersten Blick ist der Film ein erotischer, lesbischer Film mit sehr ästhetischen Optik. Doch nach kurzer Zeit beginnen die Sexszenen schon fast an zu stören. Umso mehr man von den beiden Personen, ihren Schicksalen und Träumen erfährt umso weiter rückt der Sex nach hinten - auch wenn er bei einem One-Night-Stand logischerweise vorhanden sein muss. Stattdessen findet eine Art Seelenstrip statt, den Medem auch in der Kommunikation der freizügigen Sexszenen verortet. Dies ist leider etwas plakativ geworden - die Stärke des Films liegt in der Begegnung der Menschen Natasha und Alba.
Während Alba und Natasha sich zu Beginn hinter erfundenen Geschichten verstecken, kommen die beiden sehr unterschiedlichen Figuren sich immer näher und ersetzen die anfänglichen Lügen durch Wahrheiten, die ihr Leben geschrieben hat. Beide Charaktere haben den ein oder anderen Knacks erlebt. Und wie das Schicksal will, finden sich die beiden in ihrer jeweils letzen Nacht in Rom wieder. Auch das Hotelzimmer scheint für die Geschichten der beiden wie gemacht. Malereien verschmelzen mit wahren und erfundenen Geschichten. Interessanterweise werden die erzählten Geschichten ganz im Zeitgeist durch das Internet verifiziert. Als das Morgenlicht dann seine ersten Strahlen über Rom schickt, hat sich im Leben der Frauen viel verändert und es bleibt die Frage ob die Nacht im Room in Rome verbleibt oder eine Chance auf eine Zukunft hat.
Technisch ist der Film wirklich ästhetisch fotografiert und gut montiert. Das Kammerspiel der beiden Schauspieler ist gelungen und überrascht nach den anfänglichen Minuten. Leider setzt Julio Medem etwas zu stark auf die optischen Reize der beiden Schauspielerinnen, anstatt noch stärker auf die beiden Charaktere und Entwicklung zu fokussieren. Nach Caótica Ana, der leider nicht in einer deutschen Fassung (meines Wissens nach) vorliegt, zeigt Medem aber auch sein Feingefühl für eine Inszenierung der seinen Figuren gerecht wird und überzeugt. Auch der Score passt gut zu dem Film (auch wenn er etwas dominant abgemischt ist). Ein zusätzliches Highlight ist Max (Enrico Lo Verso), der Concierge des Films, der zwischenzeitlich bereit ist, seinen Gästen auch einen Dreier anzubieten und auf eine einzigartige Weise das Frühstück serviert.
6,5 Punkte von 10