72 Stunden - The next three days (2010)
Mit nur mäßigem Erfolg lief der neueste Film von Paul Haggis (L.A. Crash) in den Kinos. "72 Stunden" ist ein Remake eines französischen Filmes mit dem Titel "Ohne Schuld", den ich nicht kenne. Gleich vorweg: Ich war von "72 Stunden" extrem begeistert - der beste & spannendste Film den ich seit langem gesehen habe.
Zur Story: John und Lara Brennan und Sohn sind eine glückliche Familie bis eines morgens Lara wegen Mordes verhaftet wird. Da die Beweise zu eindeutig sind erhält sie lebenslänglich. Als alle Versuche seine Frau zu entlasten nichts bringen, sieht John nur noch eine Lösung: er will seine Frau aus dem Gefängnis befreien - um jeden Preis.
Gelungen ist die Aufteilung des 133 Minuten langen Filmes in drei Teile. Das erste Drittel startet ruhig und gemächlich, bringt die Charaktere näher und erklärt die ausweglose Situation. In dieser Phase ist "72 Stunden" schon sehr emotional und dramatisch. Im zweiten Teil geht´s an die Planung. Hier gefällt vor allem das unprofessionelle Verhalten und Vorgehen des Familienvaters. Er ist ausnahmsweise mal kein Ex CIA Agent oder Marine sondern ein stinknormaler Lehrer und Familienvater. Vermutlich würden wir in dieser Situation ähnlich naiv und blauäugig handeln - was ihn so sympathisch macht. Der letzte Teil ist dann Spannung pur wie ich es selten erlebt habe.
Russell Crowe ist hier die halbe Miete und zurecht schon lange einer meiner absoluten Lieblingsschauspieler. Er ist genau der Richtige für diese Rolle und man nimmt ihm die Belastung durch die Situation und sein Handeln jederzeit ab. Die Entwicklung seines Charakters ist grandios dargestellt und man kann John nur zu gut verstehen und würde wahrscheinlich genau so handeln. Seine Frau wird von Elzabeth Banks gespielt und obwohl sie nicht viel Screentime hat, ist auch Ihr Wandel hervorragend und zugleich ergreifend dargestellt. Liam Neeson hat noch eine kleine interessante Rolle, aber wie gesagt Russell Crowe trägt den Film im Prinzip alleine.
Nach dem Sehen von "72 Stunden" habe ich mir einige Kritiken angesehen und muß da einfach mal was dazu sagen. Es gibt zwei Kritikpunkte, die ich aus anderen Kritiken herauslese:
1. "von Paul Haggis hätt ich mehr erwartet", dazu kann ich nur sagen auch Oscar prämierte Regisseure dürfen Filme fürs breite Publikum machen die einfach nur unterhalten sollen. Der Film ist geil und der Regisseur hat einen super Job gemacht - egal wie er heißt und was er vorher gemacht hat.
2. Die Story ist einfach, enthält kaum Wendungen und "das Original ist ja viel besser". Die Story ist klar und es gibt keine Nebenplots oder andere Ablenkungsmanöver - das stimmt. Aber gerade diese Fokussierung auf das Handeln und die Situation von John fesseln einen ja gerade so. Da braucht es keine Nebenschauplätze oder massig weitere Charaktere die da mitmischen. Man will einfach nur Sehen wie es John geht und wie er die Situation meistert. Zum Original kann ich nichts sagen, aber dies ist nun mal die Hollywood Version und sie ist gut.
Das einzige was mich etwas verwirrt hat, ist gegen Ende die zu perfekte Detektivarbeit der Polizei. Die sind so clever da ist Horatio ne hohle Nuss dagegen, aber das dient schlussendlich nur der Spannung und funktioniert ja auch.
"72 Stunden" ist für mich eine absolute Überraschung und brachte mir zwei Stunden bester Unterhaltung mit einem starken Russell Crowe. An Dramatik und Spannung kaum zu überbieten und trotz der Länge nie langweilig. Selten war ich emotional so nah bei einer Figur und habe so mitgefühlt und John gewünscht daß alles klappt. Unvergesslich ist der Kuss in der letzten Szene, die bei mir Gänsehaut auslöste. Vermutlich zieht der Film bei mir als Familienvater auch mehr wie bei anderen Gruppen.
Familienfreundliche 10/10