Review

Vorneweg: Das Original "Die rote Flut" von 1984 habe ich nicht gesehen, aber anhand der Durchschnittsbewertung scheint dies ja ein relativ guter Film zu sein. Deswegen kann  ich darauf keinen Bezug  nehmen.

"Red Dawn" ist also das Remake von diesem Film - mit gleicher Ausgangslage, jedoch zeitlich gesehen, aktuelleren "Feinden": Als feindliche Flugzeuge und Fallschirmjäger wie aus dem Nichts über der amerikanischen Kleinstadt Spokane auftauchen und sie schliesslich besetzen, gelingt einer Handvoll Jugendlicher die Flucht in die Wälder.  Angeführt von Jed (Chris Hemsworth) , einem Marine auf Heimaturlaub, formieren sie eine Widerstandsgruppe, die dem nordkoreanischen Feind mit Bombenanschlägen und Spontanattacken herbe Verluste erleben lässt...

Mal abgesehen von der absoluten Tatsache, dass kein Industrieland auf der Erde mal eben so an einem Tag überrannt werden kann (wie es hier der Fall ist und  so ziemlich das einzige ist, was halbwegs beeindruckend aussieht), ist das, was Regisseur Dan Bradley für 65 Mio Dollar (!) hier runtergekurbelt hat, amerikanischer Patriotismus und vorallem Propaganda-Scheiße vom Feinsten.

Ich bin eigentlich immer einer der "bei einem Hauch Patriotismus" gerne mal ein Auge zudrückt, "Rambo II und III" als perfekte Action ansieht, Sympathie mit einem Bruce Dern hat, der in "Meine teuflischen Nachbarn" morgens vor dem ersten Kaffee zuerst einmal im Vorgarten die Flagge mit den fünfzig Sternen hisst und auch gerne anderen Leuten vorwirft, sie sollen mal einen Gang zurückschalten, wenn so etwas in amerikanischen Filmen praktiziert wird - ja selbst mir kommt bei dem Hochglanzdreck "Red Dawn" das Frühstück hoch. Denn das, was man hier ertragen muss, geht einfach überhaupt nicht. Weder von der Verherrlichung von Great USA, noch von der Logik her. Nix, nada, da helfen auch keine Stimulanzien, die den Leistungslevel vom Gehirn runterschrauben.


Hollywood´s Jungriege mit dem schönsten Zahnweiß-Lächeln hat sich hier also zusammengetan, um sich jahrelang ausgebildeten Soldaten in den Weg zu stellen, sie unschädlich zu machen und das Ziel haben, ihr Heimatdorf zurückzuerorbern.
Widmen wir uns zuerst einmal den Logiklöchern: Wie eben schon erwähnt, ist es heute nicht mehr möglich, einen anderen Staat einfach mal so nebenher zu erobern. Desweiteren ist es richtig dumm und einfach, dass der Fokus nur bei den Jugendlichen liegt. Sind das etwa die einzigen, die auf der Flucht sind? Was ist mit Wanderern (vieles spielt sich wie bei Taubert´s "Piratenmassaker" im Wald ab, also kann man davon ausgehen, dass das Dorf Spokane sehr viel Grünes zu bieten hat) oder sonstigen Menschen (vielleicht auch aus der Nachbarstadt), die sich zufälligerweise nicht gerade im Stadtzentrum aufhalten?

Egal, die nordkoreanischen Soldaten sehen eben den Staatsfeind Nr. 1 in diesen Jugendlichen - dies auch nicht ohne Grund: Denn nach einem knapp zweitägigen Bootcamp werden die Grünschnäbel zu ausgezeichneten Uni-Sols. Sprich: Bei ihren Angriffen sind sie sehr effektiv. Wenn man dabei jedoch die reale Tatsache erkennt, dass selbst jahrelang ausgebildete Soldaten danebenschießen (und dies in Gefechtssituationen noch häufiger passiert), haben wir es hier mit sehr begabten Charakteren zu tun.
Als wenn diese riesen Klopse nicht schon für eine Kuhhaut reichen würden, spaziert die Wolverine-Gang (so nennen sie sich) in das besetzte Dorf rein und raus, wie es ihnen gefällt, ohne dabei gesehen zu werden.
 Was mit den anderen Stadtbewohnern zum neuen Alltag gehört, ist mir auch schleierhaft - denn obwohl die Stadt gefangen wurde, scheinen beispielsweise einige in ihren Geschäften "normal" weiterzuverkaufen usw.

Also, bei diesen ganzen Lücken würde (in meiner Bewertungsskala) bei maximalem Unterhaltungswert höchstens noch eine 5 maximal 6/10 Punkten rausspringen.
 Doch es kommt ja noch der ständig vorgeheuchelte Patriotismus vor.

Höhepunkt ist die Aussage: " Krieg ist etwas Hässliches. Aber wenn man vor seiner eigenen Haustür kämpft, für seine Familie kämpft, ist das alles etwas weniger schmerzhaft. Und es macht auch alles ein bischen mehr Sinn. Denn für die dort ist das nur ein beliebiger Ort. Aber für uns ist es unsere Heimat."
Bah, ich muss kotzen gehen. Das bekommen wir also von denen aufgetischt, die  so ziemlich in alle Länder einmarschieren, die ihnen, aus was für Gründen auch immer, nicht in den Kram passen und neben Soldaten (oder Leuten, die für ihre Heimat kämpfen?), auch verdammt viele zivile Opfer in Kauf nehmen.

Schäbigerweise kommt hinzu, dass die Dreharbeiten 2009 zu diesem Projekt stattgefunden haben, das Projekt aber wegen finanzieller Probleme von MGM zurückgestellt wurde (das war zumindest die öffentliche Aussage). Der Clou dabei: Im ersten Drehbuch waren es keine Koreaner, sondern Chinesen, die den Angriff auf das Dorf starteten. Die "unfreiwillige" (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt) Drehpause nutzte man also, das Drehbuch fleißig umzuschreiben, alle chinesischen Symbole digital zu ersetzen und als Angreifer das Land Nordkorea auswählte, da man einen (filmischen) Gegenschlag aus China befürchtete.


Obwohl "Red Dawn" einige Unterhaltungswerte bietet, bleibt mir bei allen Fakten, Logiklöchern und der ganz üblen Propaganda nichts anderes, als die unterste Bewertung zu geben. Was für ein Machwerk! Noch eine Nummer schlimmer wie "Tal der Wölfe".

1/10

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