Ist eine Erfolgsformel erst einmal gefunden wird sie ausgeschlachtet bis nichts mehr zu holen ist. Neben Vampirfilmen sind seit einigen Jahren auch Folterfilme als Kinodutzendware schwer angesagt und fahren bei vergleichsweise geringen Produktionskosten satte Gewinne ein, von denen so mancher Blockbuster mit 150-Mio-Dollar-Budget nur träumen kann. Die großen Animationsfilme bewegen sich etwa in diesem Bereich, sind zeit- und arbeitskraftintensiv und daher mehr als alle anderen Produkte zum kommerziellen Erfolg verdammt.
Was liegt da näher als auf Bewährtes zu setzen statt unnötige Experimente zu wagen, die das potentielle Zielpublikum vergraulen könnten? Während die Fortsetzungen Kung Fu Panda 2, Madagascar 3 und How To Train Your Dragon 2 noch in der Mache sind, bringt Dreamworks mit Megamind ganz nach diesem Rezept ein weiteres alleinständiges Werk heraus, dass sich bei näherer Betrachtung aber wie ein müdes Rekapitulieren des hochgelobten Shrek-Konzeptes anfühlt.
An die Stelle der klassischen Märchenmotive treten nunmehr die Klischees von Superheldengeschichten, die bereits für The Incredibles eine dankbare Zielscheibe waren. So hintergründig wie in Pixars’ Werk von 2004 geht es hier aber bei weitem nicht zu. Grob auf dem Storygerüst von Superman (1978) aufbauend geht man hier auf Nummer sicher und setzt auf vorgefertigte Unterhaltungsstandards ohne Ecken und Kanten: Grimassen, Sprüche und Kloppe für die Kleinen, geschickt platzierte Film- und Popkulturzitate für die Großen und ein bisschen Lovestory für die Mädels. Alles in allem eine durchweg unterhaltsame und temporeiche Mixtur, in der vor allem die kleinen Details am Rande für so ziemlich jeden Geschmack etwas zu bieten haben – seien es verballhornte Politikerslogans, die eine oder andere James-Bond-Hommage oder gar eine Referenz an klassische Konsolenspiele.
Die eigentliche Geschichte aber kommt trotz des einen oder anderen gelungenen Moments kaum von der Stelle, besitzt keinen wirklichen Spannungsbogen, wirkt bisweilen lieblos zusammengestückelt und steuert am Ende substanzlos ins Nirgendwo. Alles – von der Wandlung des Bösen bis zum müden Storytwist - verläuft alles in etwa so, wie man es erwartet, was angesichts der teilweise vor Einfallsreichtum nur so sprudelnden Drehbücher der Konkurrenz fast schon befremdlich anmutet. Ganz zu schweigen davon, dass hier die Idee, einen Superschurken zum Helden zu stilisieren, nach Despicable Me in guter Hollywoodtradition gleich ein zweites mal binnen kurzer Zeit Verwendung findet.
Letztenendes ist Megamind seichte Nachmittagsunterhaltung geworden, an der Kinder ab zehn Jahren und Freunde von anspruchsloser Animationsware trotzdem ihre berechtigte Freude haben werden, auch wenn die Halbwertzeit nicht einmal das Verlassen des Kinogebäudes überdauert. Der Olymp der computergenerierten Unterhaltung bleibt jedenfalls fest in Pixarhand.