Review

Gute Werwolffilme haben sich im letzten Jahrzehnt rar gemacht, so dass man schon auf Klassiker wie „Das Tier“ oder „Zeit der Wölfe“ zurückgreifen musste, um diese phantastischen Fabeltiere in Aktion erleben zu dürfen. Mit „Dog Soldiers“ gelang Regiedebütant Neil Marshall ein anspruchsloses, aber dafür actiongeladenes und atmosphärisches Horrorszenario, in dem eine Militäreinheit sich gegen Horden von Werwölfen zur Wehr setzen muss, dass gemessen am niedrigen Budget fast eine Meisterleistung darstellt.

Befürchtet man anfangs noch in einem miesen B-Movie gelandet zu sein, bei der eine Gruppe von Soldaten für eine Durchschlagsübung im Wald abgesetzt wird, davon aber auf Grund des Fußballländerspiels wenig begeistert erscheint, so wird man nach dem zu dialoglastigen und zähen Anfang schnell eines besseren belehrt. Denn sie stoßen auf das Lager einer weiteren unbekannten Einheit, in dem sie neben zerstörtem Equipment nur einen Überlebenden vorfinden, der scheinbar unter schweren Schock steht. Instinktiv tauschen sie ihre Übungswaffen gegen die scharfen, zurückgelassenen Waffen auf und versuchen aus dem Wald zu entkommen. Doch die Werwölfe sind nah’…

Kaum zu glauben, dass dieses Werk vom Budget her ein B-Movie sein soll, denn die Inszenierung ist wirklich klasse. Beim ersten Zusammentreffen von Militär und Werwolf wechselt die Kamera zwischen Egoansichten der Angreifer und Verfolger und zeigt das wilde Gefecht aus der Horizontalen. Mit wackeliger Kamera wird dem Film dabei ein gesundes Maß an Hektik und Realismus zugestanden, dass die ein paar schnelle Kamerafahrten noch verstärken. „Mittendrin statt nur dabei“ ist hier die klare Devise.

Das in Verbindung mit diesem Film oft angesprochene Gorefest bleibt aber aus, was durchaus positiv bewerten zu ist. Blut fließt zwar in rauen Mengen und aufgeschlitzte Bäuche sind auch zu begutachten, aber werden diese Darstellungen nie so häufig eingesetzt, als dass sie plakativ wirken. Das liegt entweder am Fingerspitzengefühl des Regisseurs oder an den beschränkten finanziellen Möglichkeiten, die vor allem in der Darstellung der Werwölfe deutlich wird. Diese sind nur sehr selten in vollem Umfang zu sehen, werden meist schemenhaft oder sehr kurz gezeigt, was dem Horror aber keinen Abbruch tut. Technische Unmöglichkeiten wie Verwandlungen werden dabei umgangen, in dem man die Protagonisten kurz hinter Gegenständen verschwinden lässt.

Da der Großteil des Films bei Nacht spielt wird die Ausweglosigkeit ihrer Lage später immer deutlicher. Der Schwerpunkt des Films wird im weiteren Verlauf dabei auf eine alte Holzhütte gelegt, in der sich die Soldaten zusammen mit einer Wissenschaftlerin zurückziehen, um sich zur Verteidigung einzurichten, während die Werwölfe das Gebäude schon längst umzingelt haben und mehrer Angriffswellen starten, die man aber noch zurückschlagen kann. Auch hier überzeugt der Film durch seine sehr düstere Optik. Die tolle Schnitttechnik, bei der oft zwischen den sich verteidigenden Soldaten hin und her geschnitten wird vermittelt genauso ein Gefühl der Verzweiflung, wie die atmosphärische Musikuntermalung.
Während der Munitionsvorrat sich dem Ende zuneigt, überlegt man fieberhaft, wie man überleben kann…

Bei diesem Spektakel fallen die zu einem großen teil doch sehr austauschbaren Gesichter der Soldaten negativ auf, die bis zwei Ausnahmen nicht länger im Gedächtnis bleiben. Schauspielerische Glanzleistungen habe ich hier von vorne herein nicht erwartet, aber ein wenig unterschiedlicher hätten die Figuren schon ausfallen können. Vielleicht verursachte aber schon das Drehbuch Probleme, dass klischeehaftes Verhalten zum Thema Kameradschaft und Zusammenhalt in Form von heldenhaften Machosprüchen etwas zu dick aufträgt.

Fazit:
Düsterer, spannender, actiongeladener Horrorfilm, der den Mythos „Werwolf“ nicht neu erfinden will, aber atmosphärisch dicht inszeniert wurde. Für ein B-Movie ungemein einfallsreich und unterhaltend dürfte „Dog Soldiers“ dank des geschickten Regisseur Neil Marshall, der in Kamera, Schnitt und Effekten sehr viel Einfallsreichtum besitzt, mehr als nur ein Geheimtipp im Horrorgenre werden. Die kaum vorhandene Story und die stereotypen Charaktere fallen da kaum noch ins Gewicht. Kompromisslos und gut!

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