„Dog Soldiers“ ist nicht nur ein B-Movie, das die Traute zu was Neuem hat, sondern auch eine der besten Mischungen aus Action und Horror.
Es geht hier um Werwölfe, wie der Titel schon recht deutlich sagt. Ein Exemplar dieser Gattung verfrühstückt in der Eingangssequenz auch direkt ein Camperpaar, das nicht schnell genug auf den Trichter kommt, sich mit dem mitgebrachten Brieföffner aus Silber zu wehren. Natürlich sieht man das Vieh gar nicht, denn „Dog Soldiers“ befolgt die Genreregeln: Erst recht spät Panorama-Aufnahmen von den Biestern zeigen, das macht mehr Eindruck und spart zudem noch töfte beim Budget.
4 Wochen später: Ein kleiner Platoon unter der Führung von Sergeant Harry G. Wells (Sean Pertwee) ist für eine Übung in dieser Gegend. Mit den üblichen Gesprächen am Lagerfeuer lernt der Zuschauer den kleinen Trupp näher kennen. Großartige Charaktertiefe darf man natürlich nicht erwarten, aber die Soldaten gewinnen doch genug Profil, um mehr als reine Metzelmasse zu werden.
Danach geht es dann Schlag auf Schlag weiter: Die Jungs finden Spuren eines Gemetzels an einer Spezialeinheit, die scharfe Waffen bei sich trug. Da ihnen klar ist, dass hier etwas faul ist, statten sie sich mit scharfer Munition aus. Die Leichen der Einheit sind jedoch verschwunden, lediglich den verletzten Anführer, Captain Ryan (Liam Cunningham), können sie bergen. Doch dann greifen bereits die Werwölfe an…
„Dog Soldiers“ macht vor allem deshalb Laune, weil er enormen Drive hat. Nach dem Fund des verletzten Anführers artet der Film fast in eine Non-Stop Attacke der Werwölfe aus, es wird durch den Wald gehetzt und sich schließlich in einem einsamen Farmhaus verbarrikadiert. Der Rest ist Belagerungsfilm Marke „Assault“ und „Night of the Living Dead“, doch ohne große Ruhepausen. Das treibt den Spannungspegel ordentlich nach oben und wenn dann mal die Waffe Ladehemmung hat oder ein Soldat in den Nahkampf mit einem Werwolf gehen muss, dann ist das Nervenkitzel pur.
Hilfreich ist auch die unverbrauchte Schauspielerriege, denn dadurch kann man nicht so leicht erraten, wen es wohl erwischt und wer den Film überlebt. Die Leistungen der Darsteller sind für einen Low Budget Film zudem ziemlich gut und wirken recht überzeugend. Da macht es dann auch nichts aus, dass die Rollen leichten Blaupausencharakter haben, vom ehrgeizigen Arschloch hin zum fürsorglichen, opferbereiten Sergeant.
Zudem sieht „Dog Soldiers“ für einen B-Film wirklich klasse aus, selbst die mit bescheidenen Mitteln gestalteten Werwölfe sehen noch besser als so manches CGI-Produkt. Denn „Dog Soldiers“ hat noch den Charme des handgemachten und das merkt man auch in den Todesszenen: Da wird noch zerfetzt, zerbissen und zerhackt bis die Schwarte kracht und das Blut fließt reichlich. Vielleicht haben die Tricks nicht unbedingt Königsklasse, sehen doch immer noch verteufelt gut aus.
Auch die Actionszenen haben es in sich: Mit der verbleibenden, stets schwindenden Munition setzt sich das Häufchen zu Wehr, trotz des baldigen Wissens, dass die Werwölfe davon nicht sterben. Doch Silberpatronen hat man nicht parat. Hinzu kommen noch gelegentliche Nahkämpfe und das ist alles mit viel Drive inszeniert: Schnelle Schnitte, die das Geschehen trotzdem nie unübersichtlich wirken lassen, und schnelle Ortswechsel, denn meist wird an mehreren Orten im Haus gegen die anstürmenden Flokatis gekämpft.
Doch trotz des hohen Tempos und des hohen Spannungspegels kann „Dog Soldiers“ nicht darüber hinwegtäuschen, dass es beim Plot teilweise etwas arg hapert. Warum niemand der Einheimischen Megan (Emma Cleasby) angesichts der Offerte sie wisse, wie man die Wölfe töte, zu hört bleibt ebenso unklar wie die Frage, was Megans wahre Motivation ist, die im Film stets zu wechseln scheint. Ebenfalls etwas komisch ist die Tatsache, dass die Soldaten Ryan stets löchern, was er und seine Truppe im Wald gemacht haben, aber so inkonsequent dabei sind, dass sie ihm das Geständnis erst kurz vom Showdown entlocken. Andrerseits ist der Grund den meisten Zuschauern klar, denn es ist der gleiche wie in den „Alien“-Filmen.
Über diese und andere Plotschwächen (Soldaten stellen sich teilweise mit dem Rücken direkt ans Fenster, wenn draußen die Werwölfe rum rennen) sollte man hinwegsehen und sich stattdessen zurücklehnen, um einen sehr unterhaltsamen Action-Horror-Mix mit viel Drive und ohne größere Längen zu genießen. Nur selten waren derartige Mixturen besser (z.B. bei „Deep Blue Sea“) und „Dog Soldiers“ erhält sehr gute 7,5 Punkte von mir.