In diesem kleinen, feinen Seelendrama spielen Nicole Kidman und Aaron Eckhart ein Ehepaar, das durch den tragischen Unfalltod ihres kleinen Sohnes schwer gebeutelt ist. Gruppentherapie, Gespräche mit Freunden und Familie, der ganz gewöhnliche Alltag - nichts scheint zu helfen, um aus dem Kreislauf aus Trauer, Wut und Verzweiflung ausbrechen zu können.
Die kleine Independent-Produktion von Regisseur John Cameron Mitchell wartet mit hochkarätigen Darstellern und einer leisen, intensiv erzählten und glaubwürdigen Geschichte über seelische Verwundungen und die Schwierigkeiten auf, diese zu bewältigen. Kidman und Eckhart beweisen, dass sie auch die stillen Töne beherrschen, und geben ihr Alltags-Ehepaar, das so vollkommen aus ihrem Leben gerissen ist, überzeugend und natürlich. In glaubhaften Dialogen hangeln sie sich lange an unterschwelligen Meinungsverschiedenheiten und Frustrationen entlang, bis sich irgendwann alles in einem heftigen Dialogduell entlädt. Was hier an äußerlicher Oberflächenaktion fehlen mag (mitunter wirkt der Film trotz häufiger Kulissenwechsel etwas theaterhaft), wird durch das intensive Spiel und die packenden Dialoge wettgemacht.
Auch Dianne Wiest als vom Leben ermattete Mutter überzeugt auf ganzer Linie - ihr Charakter hinterlässt den vielschichtigsten Eindruck, changiert irgendwo zwischen verständnisloser Oberflächlichkeit und eigener emotionaler Verwüstung. Auch der restliche Cast gibt eine überzeugende Vorstellung, sodass das Trauerspiel mit tief melancholischer Note fast durchgehend zu fesseln weiß. Nur an einigen wenigen Stellen durchbrechen allzu melodramatische, ja fast schon kitschige Augenblicke (etwa ein Rückblick auf den tragischen Unfall in Zeitlupe mit entsetzten Gesichtern in Großaufnahme und kreischender Geigenmusik) die ansonsten angenehm zurückhaltende Inszenierung.
Von diesen Ausrutschern abgesehen, gefällt „Rabbit Hole" gerade durch seine eher nüchterne Darstellung des unerträglichen Alltags nach der Katastrophe. Gespräche mit Arbeitskollegen, Besuche bei Verwandten und Freunden, aber auch das zunehmend triste und belastende Hausfrauendasein, mit dem sich Kidmans Charakter herumzuschlagen hat, machen den allgegenwärtigen Schmerz deutlich spürbar. Genau dieser Alltag ist es am Ende aber auch, der in einem hoffnungsvollen, nach all der Trauer und Resignation wunderbar aufmunternden Finale zum (möglichen) Schlüssel für einen Weg zurück ins Leben sorgt - auch dass es hier kein reines Happy End gibt, sondern lediglich ein potenzieller Ausweg aufgezeigt wird, macht den Film so realistisch und glaubwürdig. Schließlich machen schon die von leise dunklem Humor unterwanderten Szenen in den Gruppentherapien deutlich, dass jeder Mensch eine andere Art hat, solche schrecklichen Schicksalsschläge zu überwinden.
Wer auf sensible Familiendramen à la „Imaginary Heroes" steht, wer kluge Gedanken zur Schwere des Lebens ohne Kalenderweisheiten hören will und einigen talentierten Darstellern bei ihrer überzeugenden Arbeit zusehen will, der ist mit „Rabbit Hole" definitiv beim richtigen Film. Gerade seine Ereignislosigkeit eröffnet ihm die Möglichkeit, tief ins Seelenleben seiner Charaktere zu schauen - und hier können sich dem aufgeschlossenen Zuschauer ganze Welten eröffnen. Ein Trauer- und Selbsthilfefilm, der wohl nicht nur Betroffenen ernsthaft und authentisch Mut machen kann. Mut, das Leben trotz aller Rückschläge einfach fortzusetzen.