Review

 "Man on Fire" ist ein Film, der die Gewichtung relativ ausgewogen auf Action und Drama verteilt, wobei erstere drastischer hätte ausfallen können, während letzteres nicht immer die Tiefe erreicht, die wohl angestrebt war, wodurch die ein oder andere zähe Passage entsteht.

 Der Anfang - wir reden hier selbstverständlich von der Originalversion, nicht von der (um)geschnittenen deutschen Veröffentlichung - ist auf jeden Fall großartig. Dramatisch-bedrohliche Musik, eine Kamerafahrt in Zeitlupe, wallende weiße Tücher - ein pompöser, stimmungsvoller Beginn, der Großes verheißt. Aus dem Off erzählt der Protagonist, daß er nun tot sei, und man ahnt, daß es ein trockener Film werden wird. Das erste Drittel dann widmet sich der Einführung der beiden Hauptcharaktere und ihrer nur zögerlich vorankommenden Annäherung. Dies ist jedoch nicht sehr berührend oder psychologisch interessant dargestellt, und Jade Malle als Samantha stellt sich als rechte Nervgöre heraus; Lahmheit gepaart mit präpubertärer Hysterie, das ist erst einmal keine so prickelnde Mischung.

 Nach einer satten halben Stunde erfolgt die erwartete Entführung, und allein durch diese Extremsituation verdichtet sich die Atmosphäre - wirkliche Aufregung will sich aber nicht einstellen. Und so vergeht eine weitere halbe Stunde, bis Scott Glenn, der eine recht coole und solide Leistung hinlegt, ohne jedoch zu glänzen, wirklich in Flammen gerät. Und das nimmt sich dann bedauerlicherweise auch recht harmlos aus. Ja, selbst das Finale im Lagerhaus ist ziemlich dröge inszeniert.

 Von da aus geht es dann zur Anfangsszene, und es folgt ein fast fünfminütiger Epilog. Man merkt: Ich habe beim Filmschauen öfters auf die Uhr geguckt. Das liegt einfach daran, daß der Streifen einen nie so richtig packt. Schade, denn die Grundstimmung ist gegeben, sie wurde nur nicht richtig ausgebaut. Fazit: Kann man gucken, man verpaßt aber auch nichts, wenn man es läßt.

 Nebenbei: Elie Chouraquis Werk ist so grundsätzlich anders konzipiert als Tony Scotts Zweitverfilmung, daß sich die beiden Versionen nur stellenweise ernsthaft vergleichen lassen, ein "besser" oder "schlechter" ist also schwerlich festzumachen (zumal beide Interpretationen - die Abweichungen von der Originalgeschichte beiseite gelassen - ihre Schwächen haben). Wer es aber eher ruhig und dezent mag, ist mit der Achtziger-Interpretation besser beraten.

Details
Ähnliche Filme