Ähnlich wie „Tanz der Teufel“ ist „Phantasm“ ein Klassiker des Low Budget Horrorfilms, ähnlich wie „Tanz der Teufel“ von der deutschen Zensur verfolgt, wobei es bei dem wesentlich harmloseren „Phantasm“ (auch fürs Jahr 1979) vollkommen unverständlich ist.
Nach einem schon etwas exploitationmäßigen Auftakt (Typ wird nach dem Sex von einer barbusigen Ollen erdolcht) kommt „Phantasm“ erfreulich schnell zur Sache: Der Tote wird beerdigt, der Totengräber ist der so genannte Tall Man (Angus Scrimm), der allein superschwere Särge hebt und sich in besagte Frau verwandelt, die junge Männer ersticht. Damit wäre also schon der Bösewicht klar, als potentieller Held tanzt der junge Jody Pearson (Bill Thornbury) auf der Beerdigung an.
Dessen kleiner Bruder Mike (Michael Baldwin) beobachtet den Tall Man bei finsteren Aktivitäten und kommt dahinter, dass in dem Beerdigungsinstitut nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Doch der Tall Man will den unliebsamen Zeugen beseitigen...
Für Logikfanatiker und Freunde strikter Kohärenz ist „Phantasm“ nicht wirklich geeignet, denn die Geschichte ist teilweise schon reichlich abstrus, fast schon hanebüchen. Warum der Tall Man nun tut, was er tut, wird gerade mal ansatzweise erläutert, einige Nebenfiguren entschwinden einfach so aus der Handlung und ihr Verbleiben wird mit einem lapidaren Satz erklärt, und auch sonst sollte man hier und da nicht allzu sehr auf den Sinn achten. Vor allem die Schlusspointe des Films ist doch etwas aufgesetzt und macht auch nur wenig Sinn.
Von diesem Manko mal abgesehen, weiß „Phantasm“ jedoch wirklich zu punkten, was vor allem der hervorragenden Inszenierung durch Don Coscarelli liegt. Trotz der begrenzten Geldmittel sieht „Phantasm“ nie billig oder unterfinanziert aus, stattdessen baut Coscarelli konstant eine packende Atmosphäre auf, die vor allem über den eingängigen, ausgesprochen unheimlichen Soundtrack funktioniert. Jedoch auch die düsteren Bilder tragen ihr Übriges zur Atmosphäre bei, wodurch man die eher schwache Geschichte doch gern ignoriert.
Trotz seiner Konflikte mit der Zensur ist „Phantasm“ eher zahm ausgefallen, allenfalls die bekannte Szene mit der Killerkugel des Tall Man fällt da als etwas härter auf. Jedoch funktioniert „Phantasm“ auch ohne ein großes Maß an Gore wirklich gut, denn hier geht es um Gänsehaut und die erzeugt der Film zweifellos. Die Auftritte des Tall Man und seiner zwergenhaften Handlanger sind stets sehr spannend inszeniert und gelegentlich gibt es auch ein paar actionreiche Einlagen (z.B. die Autojagd), die für einige schicke Schauwerte bieten.
Überraschend hoch für das Genre und die Budgetklasse ist das darstellerische Niveau. Angus Scrimm ist eine wirklich dämonische Verkörperung des Bösewichts und hinterlässt ganz klar den bleibendsten Eindruck. Doch auch Michael Baldwin und Bill Thornbury als verwaistes Brüderpaar auf Heldenseite machen einen wirklich guten Job und spielen ihre Rollen mehr als überzeugend. Das trifft sich gut, denn neben diesen dreien haben die Nebendarsteller recht wenig zu tun.
„Phantasm“ mag kein Überfilm des Genres sein, doch wirklich spannende und vor allem extrem stimmige Horrorkost bietet er dem geneigten Zuschauer auf jeden Fall. Man ignoriert die eher hanebüchene Geschichte besser und konzentriert sich voll und ganz auf die stimmige Komposition aus Bildern und eingängiger Musikuntermalung.