Peter McNicol spielt einen jungen amerikanischen Schriftsteller, der sich 1947 in Brooklyn eine Wohnung mietet , schon bald ein Pärchen aus seiner Nachbarschaft kennen lernt und sich mit der Exil-Polin Sophie, gespielt von Meryl Streep und ihrem Mann, einem Biologen, gespielt von Kevin Kline, anfreundet. Er erfährt, dass es sich bei Sophie um eine Überlebende eines Konzentrationslagers handelt und erfährt schließlich immer mehr über diesen dunklen Abschnitt ihres Lebens und über eine grausame Entscheidung, die sie treffen musste.
Schon in der TV-Serie "Holocaust" war Meryl Streep in einem Holocaust-Drama zu sehen und brillierte. Es folgten hervorragende und intensive Auftritte in Woody Allens "Manhattan", sowie im mehrfach Oscar-Prämierten Kriegsdrama "Die durch die Hölle gehen", woraufhin sie für ihre enorm emotionale Rolle im Scheidungsdrama "Kramer gegen Kramer" mit ihrem ersten Oscar prämiert wurde. Dies hier ist noch einer der früheren Filme von Meryl Streep, war aber der Höhepunkt ihrer Karriere, zumal zu den besten und erfolgreichsten Darstellerinnen der gesamten 80er Jahre gehörte. Und allein diese schauspielerische Leistung ist das Ansehen des Films auch schon wert. Streep, die hier eine enorm hohe Leinwandpräsenz an den Tag legt, spielt ihre tragische Figur sehr intensiv und zeigt zu jedem Zeitpunkt vollkommen echte Gefühlsregungen, mit der sie durchaus zu fesseln vermag. Dabei überragt sie sowohl als verführerische und attraktive Exilpolin, in die sich der junge Schriftsteller schließlich verliebt, als auch als vollkommen hilfloses und verzweifeltes Knochengerüst, dem man die Leiden im Konzentrationslager noch mehr als deutlich ansieht. An Seite von Streep bekommen Kevin Kline und Peter McNicol kaum die Chance geboten, wirklich zu glänzen, machen ihre Arbeit aber ganz gut. Zudem hat mir der deutsche Günther Maria Halmer als Ausschwitzkommandant Rudolf Höß sehr gut gefallen.
Inszenatorisch leistet Alan J. Pakula, der bereits mit "Die Unbestechlichen" eine gelungene Umsetzung ablieferte sehr versierte Arbeit. Mit der einfühlsamen Filmmusik und einem sehr getragenen Erzähltempo baut er emotionale und fesselnde Atmosphäre auf und gibt der brillierenden Streep genügend Raum für ihre Meisterleistung. Die Szenen in Auschwitz wirken enorm intensiv und trostlos, bleiben so durchaus im Gedächtnis und genau hier stellt sich die Frage: warum nicht mehr davon? Die Schrecken von Auschwitz spielen eher eine sekundäre Rolle und richtig zur Sache kommt der Film auch erst in der letzten Stunde, da Pakula mehr Wert auf die Beziehung zwischen der Exil-Polin und dem jungen Autoren legt. In der Romanvorlage mag dies so der Fall gewesen sein, aber von einem Holocaust-Drama erwartet man sich im Endeffekt auch eine schonungslose Darstellung des Holocausts und nicht ein halbes Melodrama.
Schlecht sind die ersten beiden Stunden zwar nicht, sie sind durchaus feinfühlig und ergreifend gemacht, aber so verliert der Film die Schonungslosigkeit und Intensität anderer Holocaustdramen wie "Der Pianist" oder "Schindlers Liste". Dafür wird die Beziehung zwischen dem jungen Schriftsteller und der Polin hervorragend dargestellt und die einzelnen Figuren dabei feinfühlig und vielschichtig konstruiert. Auch ansonsten ist die Story rundum gelungen und die Handlung ist ebenfalls durchaus vielschichtig und hält vor allem zum Ende hin einige dramatische Wendungen bereit, die noch lang im Gedächtnis bleiben.
Fazit:
Das, was als dramatisches Melodrama mit hervorragend konstruierten Charakteren beginnt, entwickelt sich leider erst in der zweiten Filmhälfte zu einem knallharten, schonungslosen Holocaust-Drama, das mit der überragenden und intensiven Leistung von Meryl Streep dennoch von Anfang an fesselt und keinerlei Längen aufweist.
79%