Die große Zeit des Jean – Claude Van Damme („Universal Soldier“, „Wake of Death“) war noch nicht gekommen. Der frei nach dem Motto „so düster wie nur geht“ von Regisseur Deran Sarafian („Gunmen“, „The Road Killers“) inszenierte Gefängnisthriller türmt dank David S. Goyers („Dark City“, „Blade“) Debüt als Drehbuchautor nicht nur dick Klischees auf, sondern glänzt auch noch mit unfreiwilliger Komik.
Was uns mit „Death Warrant“ präsentiert wird, gehört eigentlich direkt in die Videothek, fand aber dank des immer bekannter werdenden Belgiers seinerzeit dennoch den Weg in die Kinos. Van Damme schlägt sich hier als Cop Louis Burke durch die düsteren Bilder des später bei John Cameron anheuernden Kameramanns Russell Carpenter („ Hard Target“, „True Lies“). Nachdem obligatorischen Opener, der lebensbedrohlichen Stellung des irren Psychopathen Naylor alias The Sandman (Patrick Kilpatrick, als beeindruckender Hüne in Nebenrollen immer wieder gern gesehen) wird er beauftragt als Verurteilter in einen merkwürdigen Knast zu wandern. Schließlich stehen die Wahlen an, die Gefängnisse sind sowieso ein Thema und weil da Leute sterben, muss da halt für Klärung gesorgt werden. So richtig warum weiß auch keiner, is’ auch egal, Van Damme muss halt da hin und deswegen wird das so gemacht! Punkt! Aus!
Dieser, sagen wir es mühsam erklärte, Einstieg zeigt schon, dass Goyer noch längst nicht auf der Höhe seines späteren Schaffens angelangt war. Die folgenden Dialoge zwischen Burke und der ihm zugewiesenen Kollegin Amanda Backett („Malone“, „Short Circuit 2“), in denen dann beide aber sowas von komplett aneinander vorbei reden, hat Lachkrampfpotential – nur komisch sollte die Chose doch gar nicht sein, oder?
Wie das bei Knastfilmen so ist, kommen Klischees meist nicht zu kurz. Goyer kennt sie echt alle und ist redlich bemüht sie uns zugänglich zu machen. Angefangen bei den sadistischen, rassistischen Wächtern, den unfreundlichen Zellenkollegen, den rivalisierenden Grüppchen, finsteren Tattoo bewährten Finsterlingen, über Einkerkerungen ins Loch, das Finden eines Freundes (klassisch: Ein Schwarzer), bis hin zu Konflikten im Fresssaal ist wirklich alles vertreten. Hinzu kommen völlig abgedrehte Ideen wie der einen Transvestitenpuff im Keller betreibende Allesbesorger, Insassen die nachts auch außerhalb der Zellen frei herumlaufen können und der obligatorische Endkampf zwischen Heizungsrohren.
Fans, die solche Ansammlungen bekannter Elemente lieben, können hier abfeiern, denn in solcher Anzahl sieht man sie selten. Außerdem amüsiert Van Damme in dummen Dialogen mit einer unpassenden Synchronstimme, einer unmotiviert mal eben eingebauten Kurzrammelattacke mit seiner Kollegin (Woher der plötzliche Sinneswandel?), sowie ein notgeiler, bebrillter, frühpubertärer Hacker, der für die entscheidenden Tipps zu ständig ist.
Freilich sucht man Innovationen hier nicht mit der Lupe. Man lässt es gleich bleiben, weil der Fall hoffnungslos ist und konzentriert sich auf die Action. Davon gibt es leider nicht viel, auch wenn „Death Warrant“ mitunter recht brutal und feurig daherkommt. Erwähnenswert ist in dieser Beziehung die mit einem Ketten schwingenden Kurzauftritt bedachte Stuntmanlegende Al Leong. Van Damme „Spin-kickt“ sich hier meist durch die Gegner und geht in Kurzarbeit über, weil die Dialoge nichts hergeben. Sein Posing ist ab und an zu gewollt cool.
Der begleitende Score von Gary Chang („Under Siege“, „Double Team“) ist solide und die finale Knastrevolte überrascht angesichts der Konventionalität des Geschehens auch nicht weiter. Nur der nimmermüde Sandman bleibt dank seiner Unkaputtbarkeit noch länger im Gedächtnis.
Fazit:
Durchschnittlicher Van Damme-Streifen, der weniger ein Klopper als Knastthriller ist. Schön düster, dafür mit viel zu vielen Klischees und dümmlichen Dialogen - bleibt ein durchschnittliches Resultat. Mit Ruhm hat sich hier niemand bekleckert, aber so richtig schämen muss sich hier auch keiner - na ja, keiner außer Goyer vielleicht. Eher etwas für die Genrefreunde!