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Gegen Ende des 2. Weltkriegs brechen sieben Gefangene aus einem unmenschlichen sibirischen Arbeitslager aus. Dabei ist das Entkommen aus dem tödlichen Gulag das kleinste Problem: Um ihre Freiheit zu erlangen, müssen die Männer zu Fuß und ohne Ausrüstung eine schier unüberwindbare Strecke zurücklegen. Ihr Ziel: das über 6.000 Kilometer entfernte Indien! Die Gruppe um Mr. Smith, Valka und Janusz muss neben Hunger und Durst der wilden Tundra Sibiriens, den Sandstürmen der Wüste Gobi sowie der Eiseskälte des Himalaya trotzen. Dabei entdecken sie auf ihrem beschwerlichen Weg nicht nur den Wert des menschlichen Lebens, sondern auch die wahre Bedeutung von Freundschaft


Thematisch gesehen betritt man bei "The Way Back" sicherlich kein filmisches Neuland, denn Werke, in denen Kriegsgefangene aus einem Lager ausbrechen und einen beschwerlichen Weg in die Freiheit beschreiten gibt es genügend. So fällt einem während der Sichtung von Peter Weir's Film fast zwangsläufig der deutsche Klassiker "So weit die Füsse tragen" ein, in dem Heinz Weiss ähnliche Strapazen ausstehen muss, wie die Protagonisten in vorliegender Geschichte. Hier sind es allerdings 7 Männer die aus einem russischen Gulag flüchten und sich durchaus des Risikos bewust sind, das nicht jeder von ihnen die beschwerliche Flucht überleben wird. "The Way Back" ist kein Actionfilm, sondern vielmehr ein imposantes Drama das durch eine eher ruhige Erzählweise überzeugen kann. Gerade durch die bedächtige Erzählstruktur erzeugt das Geschehen eine extrem hohe Intensität, der man sich als Zuschauer keinesfalls entziehen kann. Authentische Schauplätze und kraftvolle Bilder vermitteln einem dabei einen sehr glaubwürdigen Eindruck über die physischen und psychischen Qualen, die von den Männern durchlebt werden.

Ganz unwillkürlich stellt man sich dabei die Frage, wieviel Schmerzen und Entbehrungen ein Mensch aushalten kann, um das von ihm gesteckte Ziel auch zu erreichen. Es ist der ständige Kampf zwischen Mensch und Natur, der die Männer hier größtenteils über sich hinauswachsen lässt, der pure Überlebenswille lässt sie dabei über sämtliche vorstellbare Grenzen gehen. Für den Betrachter ist es kaum vorstellbar, das die am Ende Überlebenden insgesamt über 5.000 Kilometer hinter sich gebracht haben, bevor sie in Indien endlich ihre langersehnte Freiheit genießen können. Selbst die fantastischen-und äusserst kraftvollen Bilder des Filmes lassen einen noch nicht einmal ansatzweise die Tortur erkennen, die von den Protagonisten durchlebt wurde, der eigene Verstand weigert sich irgendwie, diese unmenschlichen Strapazen zu akzeptieren. Dabei ist es vollkommen egal, ob man sich in der sibirischen Eiswüste oder der Wüste Gobi befindet, die eigene Vorstellungskraft reicht einfach nicht aus um sich in die Situation der kleinen Gruppe hineinzuversetzen. Während der endlos erscheinenden Reise wird aus den Männern eine eingeschworene Gemeinschaft, in der keinerlei Platz für Egoismus vorhanden ist. Jeder ist auf den anderen angewiesen, denn nur zusammen besteht wenigstens eine minimale Chance, am Ende als Sieger aus diesem ungleichen Kampf hervorzugehen, in dem die Natur als schier unbezwingbarer Gegner erscheint.

"The Way Back" lebt in erster Linie von seiner spannenden Geschichte, die mit einer hervorragend besetzten Darsteller-Riege zu punkten weiss. Namen wie Ed Harris, Colin Farrell oder Jim Sturgess sind nur einige Beispiele dafür, das hier Könner ihres Faches am Werke waren. Ihrem authentischen Schauspiel ist es mit zu verdanken, das die Geschichte ihre volle Wirkung erzielen kann und den Zuschauer unweigerlich in ihren Bann zieht. Insbesondere die emotionale Seite der Ereignisse wird hier stark in den Vordergrund gerückt und von den Darstellern mehr als überzeugend rübergebracht. Trotz der unmenschlichen Tortur der die Männer ausgesetzt sind, entwickelt sich zwischen ihnen so etwas wie echte Freundschaft, aus einer Zweckgemeinschaft heraus entstehen echte Emotionen, die auch Kraftreserven freisetzen, die eigentlich gar nicht mehr vorhanden sind. Dieser Aspekt wird sehr gut durch einen Dialog zwischen Ed Harris und Jim Sturgess zum Ausdruck gebracht, der einem der beiden Männer wieder neuen Lebensmut einhaucht und ihn über sich hinauswachsen lässt.

Letztendlich hat Peter Weir (Der Club der toten Dichter, Master and Commander) hier einen in allen Belangen großartigen Film in Szene gesetzt, der dem Betrachter merklich unter die Haut geht. Großartige Schauplätze, herausragende Darsteller und kraftvolle Bilder sind genau die richtigen Zutaten, um hier für ein intensives und unvergessliches Filmerlebnis zu sorgen. Und auch wenn man sich im Prinzip kaum vostellen kann was die Protagonisten hier durchleben müssen, vermeint man die Strapazen fast körperlich spüren zu können, von denen eine fast schon grausame Faszination ausgeht. "The Way Back" ist ein Film, der von der ersten bis zur letzten Minute eine absolut fesselnde Geschichte erzählt, in der noch nicht einmal ansatzweise so etwas wie Leerlauf zu erkennen ist, weshalb man das Werk auch uneingeschränkt empfehlen kann.


Fazit:


Es ist wahrlich nichts Neues, das Menschen in gewissen Extrem-Situationen über sich hinauswachsen können. Peter Weir's Film jedoch sprengt die Grenzen des menschlichen Fassungsvermögens. Eine kaum vorstellbare Geschichte bringt einem hier den Leidensweg einiger Männer näher, die dem Begriff Überlebenswillen eine neue Dimension verleihen. Ein emotionales-und tiefgründiges Drama, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.


8/10

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