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Da ist er also. Der nächste Film der neuen "Superhelden" Ära. Nachdem "Kick-Ass", "Defendor" und "The Green Hornet" also vorgemacht haben, wie man trotz ohne Superkräfte oder Superhirn (Bruce Wayne z.B.) einen Superhelden kreieren kann, wollte Regisseur James Gunn (Slither) also nachziehen und kommt hier mit einem Film, der den nichtssagenden Titel aller Zeiten trägt : "Super". Auch hier haben wir es wieder mit einem Typen zu tun, der sich eines Tages dazu entschließt ein Superheld zu werden, obwohl er eigentlich ein totaler Verlierer ist. Nun könnte man vermuten, dass dieser Film nur eine billige Kopie vom sehr beliebten "Kick-Ass" ist und in den ersten Minuten wirkt der Film auch tatsächlich so. Doch man hat es hier mit einem Low-Budget Independend-Film zu tun, der ab einer bestimmten Stelle in eine völlig einzigartige Sparte abdriftet, wodurch er die bereits genannten Werke weit hinter sich lässt. Auf der DVD steht "viel besser als Kick-Ass" und normalerweise treffen solche Aussagen niemals auf den Film zu. Doch "Super" gelingt das Unmögliche und toppt überraschenderweise die kultige Comicverfilmung von Matthew Vaughn.

Frank ist eigentlich ein totaler Verlierer. Der Imbisskoch ist trotz seines eher mittelmäßigen Aussehens mit der wunderschönen Sarah verheiratet und führt eine relativ belanglose Ehe. Doch eines Tages taucht ein finsterer Typ namens Jacques auf, den Frank auf Anhieb nicht ausstehen kann. Kurz darauf verschwindet plötzlich Sarah und Frank ahnt schnell, dass Jacques etwas damit zu tun haben muss. Sarah war nämlich einst drogensüchtig und der skrupellose Jacques hat diese schlimme Vergangenheit ausgenutzt und Sarah kurzer Hand wieder in den Drogensumpf gezerrt. Frank versucht zunächst mit eher mäßigem Erfolg Sarah zu retten, doch er scheitert kläglich an den brutalen Handlangern von Jacques. Nach einer göttlichen Halluzination setzt es sich Frank nun in den Kopf, seine Frau zu retten und verwandelt sich dazu in den "Blutroten Blitz" und bekämpft von nun an das Verbrechen. Später stößt noch die kleine, ausgeflippte Comicverkäuferin Libby hinzu und gemeinsam sagen sie dem Verbrechen in der Stadt den Kampf an und wollen am Ende Sarah aus den Klauen des bösen Jacques befreien.

Das der Film eine billige Produktion ist sieht man gleich zu Beginn. Alles wirkt hier wie ein einfacher Arthouse-Film, was besonders an der relativ strikt gehaltenen Kameraführung liegt. Die Story besteht zum größten Teil aus derbem Schwarzhumor und nimmt sich die meiste Zeit eigentlich überhaupt nicht ernst. Doch der Humor kommt hier weitaus treffsicherer und bösartiger rüber als bei "Kick-Ass" und besonders die "FSK 18 Freigabe" wurde nicht zu unrecht gegeben. Der große Unterschied zu Kick-Ass ist, dass wir es hier nicht mit einem Teenager zu tun haben, der einfach nur grundlos ein Comicheld sein möchte. In "Super" ist unser Protagonist ein etwas älterer, leicht pummeliger Mann, der die ganze Aktion nur startet, um seine Frau für sich zurück zu erobern. Doch gegen Ende passiert dann etwas, was ich so in noch keinem anderen Film gesehen habe. Ab einem bestimmten Zeitpunkt verblasst der Humor des Films gänzlich und wir bekommen einen sehr ernsten und zum Teil auch tief traurigen Film zu sehen, der fast schon zu einem blutigen Actionthriller mutiert. Man muss sich das in etwa so vorstellen, als wenn ein Film wie "Verrückt nach Mary" oder "American Pie" am Ende total den Stil wechselt und zum sentimentalen Drama wird. "Super" hat mich eigentlich permanent solide unterhalten, doch in den letzten 30 Minuten war ich regelrecht begeistert und das Ende des Films ist so unerwartet sentimental, dass manche Zuschauer sicherlich Tränen in den Augen bekommen werden. Klar, bei einer schwarzen Komödie darf man natürlich gar nichts wirklich ernst nehmen und die meiste Zeit will der Film auch gar nicht ernst genommen werden, denn er beschränkt sich die meiste Zeit nur auf das neue Superheldenleben von Frank. Ich habe nie zuvor einen Film sehen, der sich die meiste Zeit nie ernst nimmt und am Ende dann genau das Gegenteil vollzieht und damit noch voll punkten kann.

Obwohl wir es hier mit einem Low-Budget-Film zu tun haben, bekommen wir hier einige bekannte Gesichter zu sehen. Rainn Wilson spielt unseren sympathischen Superhelden überragenden. Besonders sein markantes Gesicht passt einfach hervorragend zu solch einer extravaganten Rolle und er versumpft zum Glück nie in irgendeiner Form von Overacting. Liv Tyler spielt Franks Ehefrau Sarah und noch nie habe ich die eher zweitklassige Schauspielerin in einer derart ungewöhnlichen Rolle gesehen. Sie spielt zwar auch hier nicht wirklich überragend, doch zumindest bietet diese Rolle eine willkommene Abwechslung für sie. Kevin Bacon verkörpert hier den Schurken und immer wenn Bacon einen Bösewicht spielt, braucht man sich denke ich keine Sorgen machen, dass er dabei irgendwie versagen könnte. So ekelhaft und schleimig, wie Jacques es ist, kann einfach nur Kevin Bacon spielen und es macht einfach nur unglaublich viel Spaß ihn bei dieser fiesen Rolle zuzusehen. Der absolute Oberhammer in diesem Film ist aber wiedereinmal die unglaubliche Ellen Page ("Hard Candy", "Juno"), die hier erneut mit ihrer "Wirbelsturmart" unglaublich glänzt. Es ist dringend zu empfehlen, sich den Film auf englisch anzuschauen, denn sonst verzichtet man auf die herrlichen "Fucking Fuck's", die Ellen Page immer wieder raus haut. Ellen Page rockt einfach das Haus und ist mit weitem Abstand meine Lieblingsfigur in diesem Film. In einer kleinen Nebenrolle haben wir dann noch Michael Rooker, der aber hier leider nur einen herkömmlichen Handlanger ohne besondere Merkmale verkörpert, was ich persönliche etwas schade fand, da besonders in der Schlussphase ich mehr von ihm erwartet hätte, da es kleine Andeutungen in seiner Mimik darauf gab.

"Super" ist sicherlich ein Film, der die Filmwelt mal wieder spalten wird. Viele werden diesen Film mit Sicherheit hassen da er billig produziert ist, völlig durchgeknallte Aktionen vorweist und am Ende in einem völlig anderen Licht dasteht. Wer aber Lust auf etwas total Neues hat und von "Kick-Ass" oder "Defendor" nicht vollends befriedigt wurde, wird bei "Super" eine pure Offenbarung erleben. Mich hat der Streifen umgehauen und ist einer der originellsten Filme der letzten Jahre.


Fazit : Shut up, Crime! Verrückter, kreativer, emotionaler und deutlich brutaler als "Kick-Ass". Für mich ist Super der beste Film seiner Art und überzeugt von Anfang bis Ende mit bissigem Humor und unerwarteten Wendungen innerhalb des Genres. Super ist Super!


9/10

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