Review

Animierte Filme, besonders wenn sie die jüngeren Kinobesucher ansprechen wollen, leben von ihren niedlichen Hauptdarstellern, Slapstick, frechen Sprüchen und viel Aktionismus, der besonders in 3D Leinwand-Erlebnisse garantieren soll. Warum, dachten sich die deutschen Macher Reinhard Kloos und Horst Tappe, soll man diese Inhalte nicht auch für ein Thema nutzen, dass über die bloße Unterhaltung hinausgeht ? - Sie wählten Erich Kästners "Konferenz der Tiere" als Grundlage, adaptierten diese auf die aktuelle Umweltproblematik, nach der die Menschen die Ressourcen der Erde egoistisch und ohne an die Zukunft zu denken ausbeuten, und verbanden dieses Szenario mit der Geschichte um das Erdmännchen Billy und seine Freunde.

Man kann zu diesem Denkansatz prinzipiell nur gratulieren - und angesichts der heutigen technischen Möglichkeiten und Kästners Vorlage, konnte dieser Film nur ein Selbstläufer werden auf seinem Weg, Unterhaltung und Anspruch kongenial zu verbinden. Vielleicht dachten die Macher auch so, denn anders ist es nur schwer zu erklären, warum dieser Film in jeder Hinsicht scheitert. Am wenigsten ist das noch der Animationstechnik anzulasten, die vor allem 3D-technisch auf der Höhe der Zeit ist, auch wenn die Figuren etwas Beweglichkeit in der Mimik vermissen lassen und vor allem die Menschen sehr steif und stereotyp wirken.

Doch damit ist der einzige positive Aspekt schon genannt, denn "Die Konferenz der Tiere" ist trotz seiner vielen auf lustig getrimmten Tiere nicht die Spur komisch und das umweltpolitische Sendungsbewusstsein in seiner Einfachheit und letztlichen Harmlosigkeit nur peinlich. Der Grund liegt darin, dass in diesem Film gar keine Tiere vorkommen, sondern nur "gute Menschen" , die hier als Tiere dargestellt sind, und "böse Menschen", die als Erwachsene die Leinwand bevölkern. Natürlich hatte auch Kästner den Tieren menschliche Charaktereigenschaften verliehen, um sie zu personalisieren, aber bei ihm ging es um den Frieden auf der Welt, speziell um den Schutz der Kinder, bei dem die Tiere mit ihrer Konferenz helfen wollten, nachdem die Menschen auch kurz nach dem 2.Weltkrieg wieder neuerlich von Krieg sprachen.

In dieser neuzeitlichen Version geht es dagegen um Konfrontation zwischen Tieren und Menschen, genauer zwischen den Tieren einer großen Steppe, die urplötzlich kein Wasser mehr haben, und einer kleinen Gruppe von Menschen, die einen riesigen Staudamm in die Landschaft setzen, um einem Hotel noch ein Luxusbad und feudales Aquarium mit Haien und Piranhas zu ermöglichen. Schon in dieser Konstellation zeigt sich der hier verbreitete Schwachsinn - anstatt die gerechtfertigte Problematik eines Staudamms darzustellen (der Verweis auf die mögliche Stromgewinnung ist nur ein Nebensatz, der keine sonstige Bedeutung im Film hat), reduzieren die Macher die üblichen Gründe für ein solches Bauwerk auf einen unrealistischen Firlefanz, der auch nicht unter dem Begriff "kindgerecht" funktioniert.

Im Gegenteil werden die Umweltsünder nur wieder unter den typischen Geschäftemachern gefunden, die sich zudem noch einen Großwildjäger leisten, der auch dem kleinsten Tier noch mit großem Geschütz hinterher läuft. Das einzige (großkopfige) Kind in diesem Panoptikum ist natürlich eine engagierte Kämpferin gegen diese üblen Burschen, womit jeder selbstkritische Ansatz des Films schon im Keim erstickt wurde. Der Appell der alten Schildkröte Winnifred, den diese auf der Konferenz an die anderen Tiere richtet (obwohl er ja eigentlich an die "bösen" Menschen gerichtet sein müsste), wirkt in diesem Zusammenhang viel zu bedeutungsschwer und ernst, um ernsthaft etwas zu bewirken, sondern irritiert in dem sonst auf Lustig gemachten Szenario.

Hätte man die Tiere wenigsten ein wenig tierischer sein gelassen, wäre daraus vielleicht noch eine ordentliche Auseinandersetzung geworden, aber wenn ganz offensichtlich in Person des gallischen Hahns Nicolas Sarkozy (oder sein Vorgänger Charles DeGaulle) und als Elefantenkuh Angela Merkel als Kämpfer auf der tierischen Seite stehen, dann fragt man sich, wieso es auf dieser Welt überhaupt noch Umweltprobleme gibt, angesichts der wenigen verbliebenen Übeltäter. Natürlich verfügen beide Figuren über dezente charakterliche Seitenhiebe, aber - wie bei allen tierischen Hauptpersonen - sind sie doch alle liebenswert menschlich. Leider dabei aber auch so klischeehaft, dass man sich nicht einmal darüber amüsieren kann. Selbst der "Running Gag" mit dem tasmanischen Teufel hat sich schon beim ersten Mal erledigt, wird aber nach immer gleichem Strickmuster noch vielfach wiederholt.

"Die Konferenz der Tiere" wird mit ihrer aktuellen Technik, diversen Action-Einlagen und seinen possierlichen Figuren trotzdem so manches Kinderherz erfreuen. Die Anspielungen auf lebende Persönlichkeiten der aktuellen Politik werden sie genauso wenig bemerken, wie die angeblich zugespitzte Umweltproblematik. Einzig der formelhaft wiederholte Ratschlag, möglichst die Umwelt zu schonen, wird vielleicht bemerkt werden. Auch das der Film Kästners immanente Kritik an den politischen Machthabern dadurch verrät, dass er diese bei den Tieren einordnet, und die Bösen nur einer kleinen Gruppierung zuordnet, ist nicht das eigentliche Ärgernis des Films, sondern das er durch den misslungenen Versuch, Anspruch und Unterhaltung zu verbinden, auf allen Gebieten versagt (2/10).

Details
Ähnliche Filme