Review

Spoiler-Warnung!

Schade! Ich habe im Vorfeld viel Positives über "Insidious" gehört und gerade der Regisseur James Wan, der den ersten und einzig guten Saw Teil drehte, hat ja eigentlich ein Händchen für die etwas vulgäreren Horrorfilme. Doch leider wurde ich ziemlich stark enttäuscht, denn "Insidious" entpuppt sich nicht nur als absoluter 08/15 Horrorfilm, sondern auch als offensichtliche und fast schon dreiste Poltergeist-Kopie. Das ist wirklich sehr bedauerlich, denn das Cover lässt zunächst erst vermuten, man habe es hier mal wieder mit einem "Kinder-Horrorfilm" zu tun, wie in etwa beim etwas überschätzten "Orphan". Doch man wird bewusst in die Irre geführt und nach einem akzeptablen Anfang, ebbt das ganze dann immer mehr von Minute zu Minute ab.

Eine fünfköpfige Familie ist gerade frisch in ihr neues Haus gezogen, da passieren schon wenige Tage nach dem Einzug schreckliche Dinge. Einer der Sprösslinge stürzt von der Leiter und stößt sich dabei heftig den Kopf. Als der kleine Junge am nächsten Morgen nicht mehr aufwacht, bringen ihn die Eltern sofort ins Krankenhaus, doch dort kann ihm kein Arzt helfen, da sie nicht den Grund finden können, wieso der Kleine ins Koma gefallen ist. 3 Monate später hat sich an der Lage nichts verändert und die beiden traumatisierten Eltern müssen ihren bewusstlosen Sohn künstlich ernähren. Doch plötzlich geschehen seltsame Dinge im Haus. Renai, die junge Mutter, bekommt plötzlich Halluzinationen und sieht merkwürdige Dinge ums Haus schlendern. Irgendwann ist sie sich nicht mehr sicher, ob es sich dabei wirklich nur um Halluzinationen handeln und bittet ihren Mann Josh um Hilfe. Der glaubt ihr natürlich zunächst nicht, doch als schließlich noch blutverschmierte Hände auftauchen beschließen sie kurzer Hand das Haus zu verlassen, in der Hoffnung, dass der Spuk dann ein Ende hat. Doch kaum ist die Familie umgezogen, gehen die anormalen Geschehnisse von Vorne los.

Zunächst muss ich erst mal sagen, dass der Film handwerklich toll gemacht ist. Die Optik hat den nötigen finsteren Touch und die "Geister" wurden wirklich sehr solide in Szene gesetzt. Man merkt zwar gleich, dass der Film bloß ein Abklatsch von "Poltergeist" ist, aber zumindest ist die erste Hälfte des Films wirklich gruselig gestaltet und bei der Ein oder anderen Szene hatte ich durchaus Gänsehaut. Doch ab der zweiten Hälfte, wo die Geschehnisse nach und nach aufgeklärt werden, wird der Film einfach unfassbar dumm und die "Auflösung" ist derart an den Haaren herbeigezogen, dass man ab diesem Zeitpunkt nicht mehr weiß, ob man in einer Poltergeist-Kopie oder in einer billigen Nachmache von "A Nightmare on Elm Street" steckt. Und ab diesem Punkt gibt es auch leider kaum noch gruselige Elemente, denn besonders in der Schlussphase kriegt das Ganze schon abenteuerliche Züge, die zwar auch hier optisch beeindrucken, aber inhaltlich null Spannung auf Lager haben und einfach völlig lieblos ihren vorhersehbaren Gang antreten. Auch das erscheinen des Mediums (hier gespielt von Lin Shye) erinnert fast 1:1 an die einst so wunderbare Zelda Rubinstein in ihrer Paraderolle als Tangina in "Poltergeist". Die absolut größte Unverschämtheit stellt aber das Ende dar, was ich so, in dieser Form, nur selten erlebt habe. Man stelle sich vor man guckt einen Grusel-Horrorfilm, schaut gespannt zu und ist neugierig drauf wie sich die ganzen mysteriösen Ereignisse entwickeln. Dann, wenn es zum großen Showdown kommt und eine (in diesem Fall eher völlig vorhersehbare) dramatische Wendung vollzogen wurde endet der Film plötzlich, bevor es überhaupt zum Höhepunkt kommen kann. Ich bezweifle sehr stark, dass der Film eine Fortsetzung erhalten wird, was dieses Ende nur noch viel schlechter macht. Cliffhanger Enden sind in Horrorfilmen Gang und Gebe, nur sollten diese dann auch wirklich wie Cliffhanger wirken und nicht wie Szenen, die man sowieso vorausgeahnt hatte.

Den Schauspielern kann man hier eigentlich zu keiner Minute einen Vorwurf machen, da sie eigentlich alle (vor allem die Kinder) eine recht ordentlich Leistung abgeben und das Beste aus ihren Rollen herausholen. Patrick Wilson (Watchmen) überzeugt als schwer-arbeitender Familienvater und Rose Byrne harmoniert mit ihm wunderbar und gibt eine hervorragende, ausnahmsweise mal nicht nervige, Hausfrau ab. Wenn dann später noch Lin Shye mit ihren beiden Mitarbeitern auftaucht kommt sogar ein bisschen Humor ins Spiel, der den Film aber nicht unbedingt noch schlechter macht, als er ohnehin schon ist. Natürlich sind hier keinerlei Rollen dabei, wo die Schauspieler sonderlich gefordert werden und quasi jeder xbeliebige Schauspieler mit etwas Talent hätte diese Rollen spielen können. Aber trotz des katastrophalen Drehbuchs geben sämtliche Darsteller eine gute Figur ab und spielen besonders untereinander sehr glaubhaft, was den Film immerhin nicht zur Belastungsprobe verkommen lässt.

Große Vorsicht bei dem Cover. Wer hier einen Film wie "Orphan", "Das Omen" oder "Children" erwartet wird noch mehr enttäuscht werden wie ich. Wenn man sich mal wieder (wenn auch nicht viel und nur in den ersten 30 Minuten) gruseln möchte kann man sich "Insidious" ruhig anschauen, aber es ist definitiv kein Film den man ein zweites mal gucken muss und es wäre auch kein Verlust, wenn man diesen Film gänzlich versäumt. Meine Empfehlung geht daher nur an knallharte Genre-Fans, die sich mit Mittelmaß stets zufrieden geben.


Fazit : Optisch und schauspielerisch ein gelungener Film. Der ganze Rest ist leider inhaltsloser Quark, der nur krampfhaft versucht ein auf "Poltergeist" zu machen. Mission failed!


5/10

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