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Das Team James Wan (Regie) / Leigh Whannell (Buch), das in der Vergangenheit insbesondere mit dem Überraschungserfolg „Saw“ auf sich aufmerksam machte, später aber auch mit „Dead Silence“ zwar keinen ähnlich überragenden, aber einen durchaus passablen Genrebeitrag ablieferte, betritt mit seinem neuestem Streich „Insidious“ (USA, 2010) die ausgetretenen Pfade des Geister/Haunted-House-Horrors und versucht sich an einer Neuinterpretation. Die allgemein guten Kritiken beweisen, dass das Publikum, ähnlich wie von der totfortgesetzten „Saw“-Reihe, noch immer nicht genug von der Thematik bekommen kann, sei es auch eine noch so uninspirierte Melange aus allem, was das Subgenre in x Jahrzehnten hervorgebracht hat.

Andererseits sollte man meinen, bei so vielen Vorbildern und als mittlerweile erfahrenes Filmteam nicht viel verkehrt machen zu können. Warum wurde ich dann doch so sehr enttäuscht?

Das liegt zum einen an der unheimlich billigen Effekthascherei. Man vertraut kaum auf die Wirkung der visuellen Schockeffekte und versucht, diese durch eine vollkommen übertrieben laute Soundwand zu verstärken, so dass man sich letztlich mehr vor der Lautstärke in den entscheidenden Momenten als vorm eigentlichen Film erschreckt. Zum anderen ist es das vollkommen unglaubwürdige, selten logische Verhalten der Charaktere, die a) die Identifikation mit ihnen erschweren und b) dafür sorgen, dass man als Zuschauer Schwierigkeiten bekommt, die filmische Realität nachvollziehen zu können, was auch jegliche Horrorstimmung erschwert.

Als sich die geplagte Familie dann „professionelle Hilfe“ sucht, indem sie à la „Poltergeist“ und Konsorten ein Medium sowie zwei Geisterjäger ins Haus holt, verflacht „Insidious“ gar zusehends zu einer Komödie, was eigentlich den atmosphärischen Todesstoß bedeuten würde…

…wäre da nicht die zumindest in Teilen tatsächlich ziemlich gruselig gestaltete Reise auf der Astralebene, die der Familienvater antritt und dadurch allen Erscheinungen, die zuvor am Bett des in einer Art Koma liegenden Sohnes auftraten, begegnet. Die Schreckensvision einer Art Paralleldimension, die sich in Form unheimlicher Gestalten am Kindsbett ihren Weg in die vertraute Realität bahnt, ist dabei natürlich ein gängiges, Ur-Ängste ansprechendes Horror-Motiv, mit dem man eigentlich nur punkten können sollte. Doch selbst hier versagt „Insidious“ letztlich, als es sozusagen den Oberbösewicht zur Eunuchenhymne „Tiptoe Through The Tulips“ tanzen lässt und das Publikum letztmalig mit irgendwelchen CGI-Fressen erschreckt werden soll.

Damit ist „Insidious“ unterm Strich zwar kein Totalversager, aber schon ein ziemlicher Rohrkrepierer, dem es nicht gelingt, die Essenz aus seinen Vorbildern zu portieren und zu verfeinern, die Filme wie „Poltergeist“ oder die zahlreichen Asia-Grusler so beliebt gemacht haben. Fast-Food-Grusel ohne Tiefgang oder wirkliche Alleinstellungsmerkmale, der zudem unter seinen unglücklichen, oben angesprochenen Schwächen leidet, über die es mir zu schwer fällt, hinwegzusehen. Schade.

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