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Hochgerechnet jeder 12. Bewohner unserer Erde ist auf facebook.com registriert – eine Zahl, so gigantisch sie auch erscheint, die sehr schön die weltweite Popularität der „Mutter aller sozialen Netzwerke“ auf den Punkt bringt. Bis es aber so weit war, gab es für Gründer Mark Zuckerberg einen langen Weg zu beschreiten, den „Fight Club“-Regisseur David Fincher nun erstmals in Spielfilmform erfahrbar macht: „The Social Network“ ist stilsicher und eigenwillig, und gut darin, einen in seinem Kern unspektakulären Inhalt spannend wie einen Krimi in Szene zu setzen. 

Wenn Facebook sich selbst vermarktet, wird gerne das soziale Anliegen unterstrichen. Was sonst, wenn nicht eine durch und durch auf seine Mitmenschen bedachte Person erwartet man da im Zusammenhang mit Mark Zuckerberg, dem Erfinder von Facebook? In gewisser Weise wird genau diese Erwartungshaltung in „The Social Network“ schon mit der Anfangsszene konterkariert: Wir sehen Zuckerberg und seine noch-Freundin an einem Tisch in einem Restaurant sitzen; das Gespräch kulminiert in einem Streit und letztlich in dem Ende der Beziehung; sie bezeichnet ihn als ein „Arschloch“ und spricht ihm im selben Atemzug jegliche sozialen und zwischenmenschlichen Kompetenzen ab. Die aus diesem Widerspruch resultierende Ironie zieht sich von da an wie ein roter Faden durch David Finchers neuesten Film, der im Folgenden denn auch besonders betont, dass dem Vorläufer-Modell von Facebook eigentlich zutiefst asoziale, diffamierende Gedanken zu Grunde lagen – so wollte Zuckerberg nämlich eigentlich nur seiner Ex-Freundin eins auswischen.   
Der Informations- bzw. Biografieteil im Film bekommt unterdessen überraschenderweise nur ein Minimum an Aufmerksamkeit zu gesprochen; ebenso ist die Entwicklungsgeschichte bestenfalls auf eine ultrakurze Zusammenfassung eingedampft. Wer also bloß aus dieser Ebene sein Interesse am Film bezieht, ist besser mit dem Durchlesen des entsprechenden Wikipedia-Artikels beraten.  

Über jenen ironischen Unterton hinaus bringt Fincher allerdings kaum ein kritisches Wort gegenüber der Facebook-Generation heraus; statt dessen konzentriert er sich darauf, den Ereignissen einen spannungstreibenden Rahmen zu verpassen, indem er die Geschichte rückblickend aus der Perspektive zweier Gerichtsverhandlungen erzählt. Dies erlaubt ihm, immer wieder Zuspitzungen in die Storyline zu etablieren, sodass „The Social Network“ - trotz seines unspektakulären Inhalts und dank seiner Kriminalfilm-ähnlichen Strukturierung - ein unheimlich unterhaltsamer und zugleich packender Film geworden ist. In einem adäquaten Verhältnis zu Finchers Inszenierung stehen dann auch die Dialoge von Aaron Sorkin: knapp, bissig, pointiert, teilweise elliptisch und bisweilen überaus humorvoll. Nicht zuletzt sind es auch die gut aufgelegten Schauspieler, die den achten Film des Kultregisseurs vollenden; allen voran Justin Timberlake glänzt mit einer famosen, immer einer Portion Leichtigkeit und Eleganz vorgetragenen Performance.  

Kurzum: Ein nicht sonderlich mutiger, nicht sonderlich kontroverser, wenn auch an seiner Intention gemessen gelungener, sehenswerter Film.        

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