Das war sie also nun, die letzte Folge der ersten Staffel. Und ich muss gestehen, mit etwas gemischten Gefühlen auf diese Episode zurück zu blicken.
Sherlock und Watson sind mittlerweile als Team etabliert, ebenso wie die wiederkehrenden Nebenpersonen ihren festen Platz in der Serie gefunden haben. Nun, da wir einen festen Rahmen haben, können sich die Autoren ganz und gar auf die Geschichte konzentrieren. Und die hat es im Fall „Das große Spiel“ wahrlich in sich. Fall ist auch eigentlich das falsche Wort, denn wir haben es hier mit einer ganzen Reihe von Fällen zu tun, die aber – wer hätte es gedacht – alle etwas miteinander zu tun haben. Gleichzeitig ist auch noch ein irrer Bombenleger unterwegs, der Menschen zu unfreiwilligen lebenden Selbstmordattentätern umfunktioniert und Sherlock mit perfiden Spielchen an die Belastungsgrenze treibt.
Halten wir uns erst einmal am Positiven fest. Nach wie vor ist „Sherlock“ toll produziert, die Schauspieler immer noch erste Klasse, Musik, Effekte, alles auf hohem Niveau. Langeweile kann bei dieser Folge auch nicht aufkommen, denn es hagelt im Minutentakt neue Fälle. Action und Bodycount sind hoch und doch …
… irgendwie ist das Alles ein wenig zu viel des Guten. Sherlock wirkt nicht mehr wie der überlegene Ermittler und bittet auch schon einmal Watson um seine fachmännische Auskunft, ohne jedoch darauf zu verzichten, ihn hinterher zu korrigieren. Trotzdem fand ich, dass Holmes einfach ein wenig diese übernatürliche Aura eingebüßt hat und zu oft auf Zufall, fremde Hilfe und Glück setzt. Natürlich ist seine Analyse immer noch scharfsinnig, aber das Ganze hatte mir vom Stil, vom Drehbuch und sogar von den Charakteren zu viel von „Dexter“. Zudem weist das Drehbuch deutliche Parallelen zum dritten „Stirb Langsam“ Teil auf. Wie gesagt, da war kein Leerlauf, spannend war es auch und teilweise auch (für „ab 12“) recht kompromisslos (wir haben einen recht hohen Bodycount, und gerade Zivilisten kommen hier reihenweise zu Tode). Aber richtiges Sherlock-Feeling kam nicht auf, zumal der Humor diesmal etwas kurz kommt – vielleicht weil auch gar keine Zeit dafür ist. Und dann ist da noch das Ende, das einen erstens mit einem fiesen Cliffhanger entlässt und zweitens einen Deus ex Machina hervorzaubert, der zwar die ganzen Fälle verbindet, aber eine tiefergehenden Erklärung Schuldig bleibt. Außerdem war jedem Zuschauer schon von der ersten Episode an klar, dass es auf das Treffen der Beiden Erzrivalen hinausläuft, was ein wenig das Miträtseln und Mitfiebern erschwert. Dieses kann man sich dank der Inszenierung der Folge sowieso sparen, denn im Gegensatz zu den ersten beiden Episoden hat man gar keine Gelegenheit sich vorher ein paar eigene Gedanken zum Fall zu machen, da die meisten Hinweise am Tatort erst im Nachhinein gezeigt werden.
Irgendwie schade, denn immer noch ist „Sherlock“ eine toll gemachte, spannende und kurzweilige Serie. Das mit dem kurzweilig sollte doppelt unterstrichen werden, denn wie schon in den anderen Reviews erwähnt: Die ordentliche Dauer von 1 ½ Stunden pro Folge fällt wirklich nie negativ auf. Und, zumindest das kann man sagen, Episode drei ist auf jeden Fall die spannendste. Ich freue mich trotz der nicht vorhandenen qualitativen Steigerung auf Staffel 2 und freue mich schon zu erfahren wie es ausgeht.
In diesem Sinne, immer noch eine klare Empfehlung!
7/10