Review

11 Jahre nach dem grottenschlechten Film "Ghosts of Mars" meldet sich der Meister des Horrors, John Carpenter, wieder zurück. Hat sich seine Rückkehr gelohnt oder liefert er uns nicht zum ersten mal verdorbene Ware? Laut Kritiker eindeutig Aussage Nr.2! Nach meiner subjektiven Ansicht nach ganz klar Aussage Nr.1! Gute Kritiken hat dieser Medium-Horror-Schocker kaum bekommen, deswegen waren meine Erwartungen natürlich sehr gering, doch das Endresultat hat mich positiv überrascht. Klar, "The Ward" ist jetzt nicht der große neue Super-Wurf eines legendären Regisseurs, doch er hat seine guten Momente und besonders die treffsichere Atmosphäre kam perfekt rüber. Natürlich ist der Film nicht gerade von großartiger Schauspielkunst gespickt und die Story ist selbstverständlich auch nichts Neues, aber der Film hat, nach meiner Ansicht, das beste aus der Grundthematik heraus geholt und bietet einen kurzweiligen Grusel-Spaß mit einem fantastischen Schlussakt.

Die junge Kristen landet, nachdem sie ein verlassenes Häuschen abgefackelt hat, in einer Irrenanstalt, wo sie nach ihrer Auffassung nach überhaupt nicht hingehört. Schnell lernt sie auch die anderen Patientinnen kennen, wo Eine verrückter ist als die Andere. Doch in der Irrenanstalt geschehen merkwürdige Dinge und immer mehr Patientinnen verschwinden spurlos. Kristen hat den Verdacht, dass ein nicht menschliches Wesen dafür verantwortlich ist und versucht heraus zu finden, was die anderen Mädchen über diese "Gestalt" wissen. Natürlich glauben die Pfleger und Ärzte nicht an ihrer Fantasie-Geschichte und so landet sie schnell bei einer unangenehmen Elektroschock-Therapie, die für die 70er Jahre (in der dieser Film spielt) total üblich waren. Doch als sie die Wahrheit von ihren Mitpatientinnen erfährt, beschließt sie kurzer Hand aus der Irrenanstalt zu fliehen. Doch der "böse Geist" macht ihr einen Strich durch die Rechnung.

Ok, es ist schon verdammt auffällig wie sehr sich Carpenter hier bei "Shutter Island" und "Sucker Punch" bedient, denn viel Eigenkreation darf man hier nicht erwarten, obwohl man das von einem Regisseur von solch einem Kaliber ruhig erwarten dürfte. An die geniale Raffinesse von "Shutter Island" kommt dieser Film auch um Längen nicht heran, aber er konnte mich dafür viel besser unterhalten als der zusammengewürfelte Misthaufen "Sucker Punch". Der Film will nichts weiter sein, als solides Gruselkino und als Solcher geht er meiner Meinung nach voll auf. Die Story ist verhältnismäßig gut zusammen gebaut und die Schockeffekte greifen in den passenden Situation ein, auch wenn eingefleischte Horrorfreaks sicherlich schockigeres gewöhnt sind. "The Ward" ist mal wieder ein Film, wo uns im Laufe des Films viele Puzzle-Teile hin gelegt werden, die sich erst nach und nach zusammenfügen und ein relativ gutes Gesamtbild ergeben. Ja ich war sehr erstaunt, dass ich das Ende diesmal nicht vorhersehen konnte, obwohl ich in solchen Sachen immer recht gut bin. Das Ende ist mit Sicherheit der stärkste Aspekt dieses Films und lässt ein paar schlecht wirkende Szenen plötzlich in einem besseren Licht dastehen. Dennoch wird der Film die meisten wahrscheinlich langweilen, weil es eben wirklich nichts Neues ist und die FSK 18 Freigabe deutlich übertrieben ist. Doch die gruselige Atmosphäre, die tollen Aufnahmen der Anstalt und die bedrohliche Soundkulisse haben mich überzeugt und "The Ward" ist somit für mich persönlich eine der größten Überraschungen, die ich dieses Jahr gesehen habe.

Natürlich hat auch dieser Film für mich einige Schwachstellen parat und die Größte davon lag ganz eindeutig an den miserablen Schauspielern. Amber Heard hat mich schon in "Drive Angry" in keiner Minute überzeugt und auch hier liefert sie nicht gerade eine Wahnsinnsdarstellung, da sie einfach viel zu hölzernd und unglaubwürdig agiert, was besonders in der Originalversion zur Geltung kommt. Einzig und allein Jared Harris als Seelenklempner liefert einen hervorragend Job ab und überzeugt als besorgter Doktor, den man über die meiste Zeit des Films nur schwer durchschauen kann. Die restlichen Charaktere sind absolute Klischeefiguren wie sie im Buche stehen. Wir haben die überdrehte Blondine, die ständig nur am Zeiger dreht, ein zurückgebliebenes Mädchen mit Kuscheltier, die im Schönheitswahn versunkene Rothaarige, ein Mädel mit Brille die NATÜRLICH die Normalste zu sein scheint und natürlich die typisch strenge Schwester (erinnert ja überhaupt nicht an Louis Fletcher) und den unsympathischen Pfleger. Doch auch bei dieser Angelegenheit rettet das überraschend gute Ende sehr viel und im Nachhinein hat man einen ganz anderen Blick auf diese Figuren. Das ändert natürlich nichts daran, dass das Ganze hier miserabel geschauspielert wurde, aber die Charakterentwicklung an sich war meiner Meinung nach durchaus positiv.

Es ist schwierig einen Film zu empfehlen, der praktisch von jedem professionellen Kritiker zerrissen wird. Ich kann nur für mich sprechen und ganz klar sagen, dass ich "The Ward" für einen empfehlenswerten Gruselfilm der alten Schule halte. Ich betone ganz klar Gruselfilm, denn für einen Horrorfilm ist hier ganz klar zu wenig Horror vorhanden. Ich mache kein Geheimnis draus, dass ich auch schon mit älteren Carpenter Filmen so meine Problemchen hatte (The Thing, Big Trouble in Little China), aber bei "The Ward" war es diesmal ausnahmsweise umgekehrt. Wer also ein Carpenter Fan ist und sich mal wieder ordentlich gruseln will wie zu Zeiten von "Poltergeist & Co" ist hier eigentlich nicht verkehrt aufgehoben. Allerdings wird die heutige Generation kaum was mit so einem harmlosen Gruselfilm anfangen können.


Fazit : Spannender Gruselfilm, mit grottigen Darstellern, dafür aber mit einer durchaus guten Geschichte. Die kurze Laufzeit tut dem Film sehr gut und durch das Ende hat der Film sogar Potenzial, mehrmals gesehen zu werden.


7/10

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