Beinahe zehn Jahre nach seinem letzten, leider sehr mittelprächtigem Film GHOSTS OF MARS meldet sich Großmeister John Carpenter mit THE WARD zurück.
Der Plot spielt in einer Frauen-Nervenheilanstalt in den 50er oder 60er Jahren, jedenfalls in einer Zeit, in der Elektroschock-Therapie und Lobotomien noch an der Tagesordnung standen. Kristen (Amber Heard) wird ohne Gedächtnis eingeliefert. Die anderen jungen Frauen nehmen sich ihrer prompt an. Doch die Einrichtung birgt ein dunkles Geheimnis in sich. Ein mordender Frauengeist macht die Runde und dezimiert die Insassen. Alles weist darauf hin, dass es sich bei dem Geist um eine frühere Patientin namens Alice handelt. Wer hat sie auf dem Gewissen? Steckt die Klinikleitung hinter dem Spuk oder eine von Kristens Kolleginnen…?
THE WARD ist ein annehmbarer, definitiv aber nicht überragender Horrorthriller. Dass der Film nicht an die Klasse und Größe von Carpenters Klassiker heranreichen würde, dürfte jedem von Anfang an klar gewesen sein. Doch auch verglichen mit den Filmen, die Carpenter nach bzw. am Ende seiner Blütezeit herausgebracht hatte (z.B. DIE MÄCHTE DES WAHNSINNS, FÜRSTEN DER DUNKELHEIT), fällt THE WARD weit ab. Story und Umsetzung wirken altbacken und etwas unpeppig erzählt. Als „Old School“ oder „Back To The Roots“ kann man den Streifen allerdings auch nicht bezeichnen. Ferner verläuft der Spannungsbogen recht flach. Im Mittelteil verläuft sich der Film in den Recherchen der hübschen Kristen, die auf eigene Faust mehr über das Verschwinden der mysteriösen Alice herausfinden will. Dies gestaltet sich nicht sonderlich spannend. Es taucht zwischendurch zwar immer wieder dieser entstellte, nach Brandopfer aussehende Frauengeist auf, und es verschwinden in regelmäßigen Abständen auch immer wieder Patientinnen, als Zuschauer tappt man aber, wie Kristen, völlig im Dunkeln, was hier eigentlich gespielt wird.
Das Beste an THE WARD sind ganz klar sein üppiges Aufgebot an adretten Schauspielerinnen: Amber Heard (DRIVE ANGRY), Danielle Panabaker (bekannt aus den Remakes von THE CRAZIES und FRIDAY THE 13TH) und Lyndsy Fonseca (mimte die Katie in KICK-ASS). Da wird so mancher ganz gut abgelenkt sein von den Spannungs- und Logiklöchern – eine Strategie, die tatsächlich aufgehen könnte. Allerdings nicht in einem Carpenter-Film. Zu offensichtlich sind die Schwächen, zu schleppend die Story.
Die finale Auflösung reist den Film dann wieder ein bisschen raus, auch wenn man so was auch schon in anderen Filmen gesehen hat. Darüber zu berichten ohne zu spoilern ist jedoch nicht möglich, daher…
ACHTUNG: SPOILER!
Geboten wird im Prinzip ein 1:1-Abklatsch der SHUTTER ISLAND-Auflösung, inklusive Schizophrenie und alle im Film aufgeführten Charaktere waren nur Hirngespinste. Dies ist einerseits schwach, da es sich ja eindeutig um Diebstahl handelt. Andererseits stark, weil man ein derartiges Finale einfach nicht erwartet hätte.
SPOILER ENDE!
Im Vergleich zu dem, was Carpenters Meister-Kollegen in letzter Zeit so abgeliefert haben, ist THE WARD Mittelmaß. Einen Flop, wie Wes Cravens MY SOUL TO TAKE, muss man nicht erwarten. An der Klasse des wuchtigen DRAG ME TO HELL, mit dem sich Sam Rami jüngst im Horrorgenre zurückgemeldet hat, schrammt THE WARD leider meilenweit vorbei.
Ferner: Wenn’s um Terror in der Klapse geht, gibt es weitaus würdigere Vertreter, siehe SUCKER PUNCH, NIGHTMARE ON ELM STREET 3 und EINER FLOG ÜBER DAS KUCKUCKSNEST.
Thrill: (+)(+)(-)(-)(-)
Gore: (+)(-)(-)(-)(-)
Girls: (+)(+)(+)(+)(-) – Amber, I Love You!!!
Fazit:
Annehmbarer Thrill, nette Story, kaum Gore, dafür aber akzeptable Schockmomente. Dazu ein paar geiler Schauspielerinnen, die die Mängel kaschieren sollen, was leider nur bedingt funktioniert. Für Carpenter-Verhältnisse schlecht, lässt man diese außer Acht, ist der Streifen ganz nett.
Hat’s Carpenter noch drauf? – Naja, zumindest hat er es nicht ganz verlernt. Einen Meilenstein hat er hiermit sicherlich nicht abgeliefert.