Annie (Liana Liberato), gerade 14 und behütet aufgewachsen, chattet den halben Tag mit ihrem Internetfreund Charlie. Als sie sich mit ihm zum ersten Mal trifft, stellt sich dieser als Mann Ende 30 heraus. In einem Hotelzimmer vergewaltigt er das Mädchen. Doch Annie verteidigt Chalie später gegenüber ihren Eltern und dem FBI. Nur zur Polizeipsychologin hat sie ein wenig Vertrauen...
Ein hochaktueller Film, aber nicht nur deshalb sehenswert: Regisseur David Schwimmer (ja, der aus "Friends") hat für den Stoff einige Monate in einem Zentrum für Vergewaltigungsopfer in Santa Monica recherchiert. Sein 2.Kinofilm nach "Run, Fatboy, run" (2007) ist nicht etwa ein Rachethriller, wie es das deutsche DVD-Cover suggeriert, sondern ein intensives Familiendrama. Der vermeindlich harmlose Freund aus dem Internet ist ein Kinderschänder, der sich auf unheimlich perfide Art seinem unschuldigen
Opfer nähert. Das Drehbuch schrieb hier leider das reale Leben. Der Zuschauer kriegt das Kotzen als Charlie der 14-jährigen im Einkaufszentrum seine "Liebe" gesteht - die Vergewaltigung bleibt angedeutet -, doch die Halbwüchsige mag später die Empörung von Eltern und Staatsgewalt nicht verstehen. Hochgradig realistisch dargestellt ist der Konflikt an dem die einst
heile Familie zu zerbrechen droht durch den zurückhalten agierenden Clive Owen, dem man seine Rachefantasien jederzeit abnimmt und vor allem aber die beim Dreh 14-jährige Liana Liberato, die Owen selbst zurecht als Glücksgriff bezeichnet.
Auch wenn es der letzten Szene meines Erachtens nicht bedurft hätte eine
starker Streifen über echtes und missbrauchtes Vertrauen. (9/10)