Als Saarländer fahre ich ja öfters mal nach Luxemburg, um Zigaretten und Kaffee günstig zu erwerben. Außerdem kostet der Liter Super Benzin im Durchschnitt immer zwanzig Cent weniger als der aktuelle deutsche Preisstand. Wir haben natürlich öfters Grenzkontrollen, da wir nur eine bestimmte Anzahl an Zigaretten oder Tabak mitnehmen dürfen.
Aber dass wie in "Detour" norwegische Bürger nach Schweden flitzen, um dort Alkohol zu kaufen und auch den Preis des "Erwischt Werden" in Kauf nehmen, ist mir neu. Keine Ahnung ob der Fusel billiger in Schweden ist, oder ob in den Alkohol noch ein wenig Benzodiazepine reingemixt werden.
Naja, Lina (Marte Christensen) und Martin (Sondre Krogtoft Larsen) gehen diesen beschwerlichen Weg, um die Hochzeit von ihrem einem Heavy Metal-Kumpel zu organisieren, damit dieser genug Gesüffel mit ordentlich Drehzahl für seine Gäste parat hat. Auf der Rückfahrt werden sie an einer Straßensperre vom Polizisten Gunnar (Jens Hultén) angehalten, der ihnen erklärt, dass es einen Unfall gab, so dass sie einen Umweg über eine Seitenstraße nehmen müssen. Wer jetzt eins und eins zusammenzählen kann, weiß natürlich, dass dieser Umweg für das Paar zur Hölle wird. Wie es ausgeht, könnt ihr euch dann selber reinpfeifen.
Umwege durch den Wald, ob es jetzt Teenager-Gruppen, Zeugen Jehovas oder wie in diesem Fall das Pärchen ist - das wissen wir in der New-Wave-Folter-Welle - führt immer zum direkten Weg in die Hölle. Und das größte Problem, was nicht wirklich zum Erfolg von "Detour" beigetragen hat, ist meines Erachtens die Abschreckung des "peinlichen" FSK16-Flatschen, der diesem Genre nicht würdig ist. Zugegeben, es fließt nicht viel Blut, es wird nicht viel durch den Häksler geschoben, aber dennoch ist "Detour" harter Tobak. Ich geb es zu: Ich kann diesen "Hostel", die dreitausendste-Verwurstung auch nicht mehr mitansehen und spreche trotzdem eine Empfehlung für diesen norwegischen Horrorfilm aus: Er spielt in seinen knapp 71 Minuten Spielzeit sehr lange mit den typischen Erwartungen des genreverwöhnten Zuschauers, die jedoch nicht oder sagen wir es mal so: anders eintreffen.
Was jedoch sehr störend wirkt sind die unglaublich hohlen Logiklöcher, bzw. die Beweglichkeit des Bösen. Ca. 50000 Hektar Wald werden mit Kameras überwacht (es könnte auch ein Zufall sein, dass unsere "Helden" immer gerade da agieren, wo "zufälligerweise" mal eine Kamera hängt). Aber auch der Fortschritt der Technik wird ca. 200 Jahre in die Zukunft gelegt, da scheinbar alle Kameras ohne Strom laufen. Oder hat da jemand 25000 Meter Stromkabel verlegt?
Mal abgesehen von dieser High-Tech-Üverwachung stößt auch öfters Gevatter Jason auf: Obwohl in manchen Parts des Films mit einer Mordsgeschwindigkeit Richtung Horizont zum Ausweg gelaufen wird, steht der Killer stehts parat um die nächste Ecke.
Natürlich tut das weh im Hirn, jedoch wurde dies für den Spannungsbogen, der wirklich sehr hoch hängt, geopfert. Ob das nun die richtige Entscheidung war, sollte jedem selber überlassen sein. Cineasten werden bei dieser Logik auf die Couch ornanieren, aber Leute wie ich, die mal gerne so Kurpfuscher-Methoden in Kauf nehmen, werden gut unterhalten.
Was wirklich gut rüberkommt sind die gut plazierten Schock-Momente, nicht alle greifen, aber bei den meisten bekam ich Puls. Man kann auch auf viele Wendungen gespannt sein (die auch nur fifty-fifty sitzen).
Dieses Road-Movie, irgendwo angesiedelt zwischen "Haus der 1000 Leichen" und "Hostel" weiß zu unterhalten. Und genau da kommt der olle FSK16-Flatschen gerade richtig: Man erahnt, es passiert etwas, aber eben auch nicht so viel (in Sachen Tötungsarten oder Splatter) , da eher auf Suspense, Schockmomente und nicht erfüllte Erwartungshaltungen gespielt wird. Zudem ist das komplette Cast zum Zunge schnalzen.
Scheiß auf die Logik. Nur dieses eine Mal.
8/10