Endlich mal ein James Bond mit Pierce Brosnan, der an alte Traditionen anknüpfen kann und eine vollwertige Folge der 007-Reihe darstellt! Mit jeder Menge Wortwitz, Humor und schönen Frauen wird eine tolle Story mit interessanten Wendungen umgarnt, ohne mit zuviel Action alles auf eine überladene Ebene zu hieven. Nein, in "Die Welt ist nicht genug" stimmt einfach alles und harmoniert seit langem endlich mal wieder. Lange mussten die Fans warten bis wieder eine ausgewogene Mischung der typischen James-Bond-Elemente aufwarten kann.
Gleich zu Beginn raubt uns eine faszinierende Verfolgungsjagd den Atem. Garniert mit witzigen Sprüchen wird diese Szene zu einem würdigen Einstieg. Endlich darf unser Beau mal wieder so richtig durchs Wasser düsen, entgegen aller Warnungen von Q ("Das Boot ist noch nicht fertig!"). Einfach genial wie hier in jeder Sequenz unser geliebter Bond-Typus präsent ist: kaum taucht das Boot, was macht unser Held? Nicht nach Luft schnappen, nein, das wäre ja banal - der Herr richtet sich den Krawattenknoten, man will ja auch unter Wasser gut aussehen.
Der Film ist auch aus einem anderen Grund ein Highlight: Hier wird Q von seinem Nachfolger R abgelöst. Desmond Llewellyn verschwindet in der Versenkung, John Cleese führt sich dafür gekonnt sympathisch in Monty-Python-Manier ein. Dezenter Slapstick ohne den typischen Q-Stil zu vernachlässigen: kaltschnäuzig, treuherzig, cool, mit britischem Humor und einer Prise Steifheit. Er passt genauso gut zu Bond wie sein Vorgänger und wir freuen uns entgegen unserer Befürchtungen auf eine gelungene Fortsetzung der Erfolgsverbindung 007 und Q.
Erst zu Wasser, dann im Schnee: Bond liebt die Geschwindigkeit, insbesondere wenn es darum geht schöne Frauen der Reihe nach flach zu legen oder auf der Flucht zu sein. Da bietet sich doch eine Symbiose aus beidem an, zumal Sophie Marceau immer noch mit zuckersüßem Schmollmund aufwarten kann. Auch die anderen Nebenrollen können überzeugen: Robbie Coltrane als erstaunlich sympathischer Casinomogul und Fiesling, Robert Carlyle als Dauerbösewicht, ja selbst Judi Dench (als M) schleicht sich entgegen unserem eigentlichen Willen ein bißchen in die Herzen. Fast mögen wir den Austausch Mann gegen Mannsweib verzeihen. Denise Richards mangelnde schauspierische Fähigkeiten macht sie durch zugegeben beeindruckende Körperformen mit spärlicher Bekleidung wieder wett - ein Gruß an die schweinischen Instinkte im Mann. Das ist aber auch schon fast die gravierendste Nörgelei, allerhöchstens wäre noch zu erwähnen daß sich Carlyle nicht wirklich als Oberbösewicht aus seiner Bande hervorheben kann und man anfänglich Zweifel an seiner Führungsrolle hat.
Aber in diesem Film ist es endlich, endlich wieder da. Das typische Bond-Gefühl: Technische Finessen und Action ohne dabei zu übertreiben, bodenständig und glaubhaft mit einer Prise Humor - Gratulation an die Autoren, hier war genug geistreiche Phantasie am Werk, ausgedrückt in einem Reißer nach dem anderen, garniert mit einem Sahnehäubchen unglaublicher Coolness. "Sie müssen mir vertrauen, wir schaffen das schon, ok?" - abgedroschen, aber Bond nimmt man es einfach immer noch ab wenn er es sagt.
Nette Gags auch im Detail: Bond darf hier einen Z8 fahren. In Anlehnung an den 750er aus vergangenen Tagen darf auch hier ferngesteuert gefahren werden. Doch halt, die Abteilung Detailtreue hat hier ordentlich interveniert: Den Z8 gibt es nicht als Schalter, also wird der Schalthebel kurzerhand wie von Geisterhand bewegt. Toller Effekt und so klein er auch sein mag beweist er doch eins: Detailverliebtheit, und das macht diesen Bond-Streifen so herausragend im Vergleich zu den anderen 007-Brosnan-Streifen.
Schade, dass in seinem Nachfolger die Qualität nicht gehalten werden konnte. Naja, andererseits - die alte Streitfrage "wer war der bessere Bond, Sean Connery oder Roger Moore?" wird wegen diesem einen Highlight hier nicht um die Person Pierce Brosnan erweitert werden, es bleibt bei den beiden alten Meistern. So gesehen ist das auch was wert. Daher (9/10).