An den beiden Vorgängern zu „Die Welt ist nicht genug“ konnte man vor allen Dingen den zu starken Fokus auf Action feststellen. Die Skriptschreiber zu diesem Bond-Abenteuer registrierten dies und legten Wert auf die Charaktere und deren Ausarbeitung. Bedauerlicherweise wird dies ausgerechnet von der äußerst schwachen Action konterkariert.
Direkt zu Beginn verwundert das Aufplustern der Pre-Title-Sequenz. Alles sehr spektakulär; jedoch wird man sich im Anschluss an den Film fragen, ob der 50%ige Zeitgewinn dieser Szenen eine Entschuldigung für den Rest darstellt. Aber vorerst bleibt der positive Eindruck, schließlich folgt einer besten Titles, realisiert durch den gelungenen Retro-Song von Garbage sowie den schönen Bildern eines Daniel Kleinman.
Der Plot ist für Brosnan-Bonds diesmal ungewöhnlich komplex gestaltet, mit einer besonderen Gewichtung der Antagonisten. Löblich ist in diesem Zusammenhang der interessante Cast. Sophie Marceau schauspielert die Femme fatale glaubwürdig und Robert Carlyle zeigt in Ansätzen, dass er ein Könner ist. Der fade Beigeschmack: die Rolle des Renard bietet viel zu wenig Raum für eine exzentrische Darstellung, es gibt keine besondere psychischen/physischen Merkmale, so dass man ihn wahrscheinlich in ein paar Jahren bereits wieder vergessen hat. Fürchterlich hanebüchen ist die Vorstellung, Denise Richards als Wissenschaftlerin der Kernphysik mit Spezialgebiet Nuklearwaffen auszugeben. Einzig und allein der Atombusen erlauben eine Verbindung… Traurig zudem, welch Lächerlichkeit man John Cleese preisgibt. Er wäre ein würdiger Q-Nachfolger, wenn man doch besseres als billigen Slapstick mit ihm präsentiert. So etwas hat er jedenfalls nicht verdient.
So gut Idee hinter dem Film ist, so enttäuschend ist die Umsetzung. Der Kern der Kritik an „Der Morgen stirbt nie“ trifft hier in noch schärferem Maße zu. Selten hat man eine derart uninspirierte Ausarbeitung der Bond-Formel gesehen. Auch wenn das Wahrnehmen des „gewissen etwas“ höchst subjektiv erscheint, so ist eine Stagnation an Ideenreichtum von Seiten der Regisseure gerade bei den 90er 007-Filmen nicht zu leugnen. Apted ist definitiv überfordert, vieles hat man in früheren Bond-Filmen bereits besser gesehen. Die Ski-Sequenz ist in der gesamten Bond-Historie unübertroffen langweilig. Gerade die frühere Stärke, dass mit der Erwartung des Zuschauers gespielt, und dieser so überrascht wurde, ist vollkommen abhanden gekommen. Die ehrgeizig geschriebenen Dialoge wirken in dieser austauschbaren Melange seltsam bedeutungsschwanger und schon fast unfreiwillig komisch. Dies ist sehr bedauerlich, da man Apted mehr Talent als einem Spottiswoode zutrauen kann. Alle Beteiligten hätten vor Drehstart einen Bond-Marathon hinlegen sollen, vielleicht hätte sie dann die Muse geküsst.
Damit ist nahezu alles gesagt, bis auf die mittlere Katastrophe, dass das schwache Finale von „Der Morgen stirbt nie“ noch unterboten wurde. Zwar erinnert dieses Duell im U-Boot auf den ersten Blick an ältere 007-Abenteuer, aber sowohl die zeitliche Überdimensionierung als auch die Kampfchoreographie zerstören jegliche Möglichkeit der mitreißenden Inszenierung.
Fazit: Die Prämisse, einen innovativeren Plot mit einer unprofessionellen M und einer bösen Gespielin bei aufwändigeren Dialogen abzuliefern, ist gerade bei der vorhergehenden Entwicklung des Bond-Franchise mehr als nur wünschenswert. Trotzdem bleibt der frische Wind aus, alles bleibt beim Alten an der Front. Man sollte endlich mal einen Regisseur anheuern, der der ausgelutschten Formel mal wieder mehr Leben einhauchen kann. Der Abwärtstrend bleibt auch beim dritten Pierce Brosnan-Streifen erhalten, der wiederum deutlich älter wird, und dessen Schauspiel eher Langeweile als Routine vermittelt.