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Keine Originale, nur noch Imitate. Ian Flemings originale Romanvorlagen sind von den Broccolis bis auf "Casino Royale" ( hat eine Sonderstellung außerhalb der Reihe ) alle verfilmt, und für den haben sie keine Rechte. Die Fans dürsten aber nach neuem Stoff im Zwei- bis Dreijahresrhythmus. Also müssen seit "Goldeneye" immer wieder ein paar willige Autoren angeheuert werden, die die Doppelnull ihrer Majestät mit neuen Stories ins Rennen um die Zuschauergunst werfen.

Und mit Brosnan wurde auch neue Maxime für die Reihe aufgestellt, die da lauten: lauter, teurer, aufwändiger. Prioritäten, die für die Verfilmungen nach den Büchern galten, geraten immer mehr ins Hintertreffen. Kurz zur Geschichte: Bond wird als Leibwache für Elektra King ( Sophie Marceau ) abgestellt, nachdem ihr Vater, ein Ölmulti, ausgerechnet im MI6-Hauptquartier einem Attentat zum Opfer fällt. Nun scheint Elektra und mit ihr das wichtige Pipeline-Projekt ihres Konzerns auf der Abschussliste zu stehen.

Die feine Selbstironie früherer Tage, vor allem der Moore-Ära, kommt auch hier immer mehr abhanden. Es wäre zu verzeihen, würden die Macher den Gewaltgrad hochschrauben und die Brosnan-Bonds als knallharte Agentenabenteuer, als Erwachsenenunterhaltung konzipieren. Doch dieser Entscheidung stehen Autoren und Regisseur Michael Apted unentschlossen gegenüber. Die einst gewitzten technischen Gadgets, Markenzeichen der Serie, verkommen hier wieder zum Product-Placement eines bayrischen Automobilherstellers ohne Überraschungseffekt - der Raketenabschuss aus den Kotflügeln ist wirklich schon zigmal dagewesen, genau wie die getunte Multifunktionsuhr. Einen anderen, doch genauso fehlgeleiteten Weg im Bezug auf die technischen Gimmicks sollten die Macher in "Stirb an einem anderen Tag" nehmen, doch dazu später an anderer Stelle mehr. Zudem soll mit John Cleese ein "Q"-Nachfolger etabliert werden, was sich als schlichte Verschwendung von Cleese' Talent erweist. Zum einen hat er eine Screentime von kaum mehr als drei Minuten, die auch noch mit dem müdesten Versuch plattester Slapstick-Comedy versetzt sind. Da bemerkt Cleese in seinen wenigen Dialogzeilen zurecht, das vom 007-Humor auch nicht mehr viel übrig geblieben ist. Um das geringe Spannungslevel zu erhöhen, packen die Autoren nach 2/3 der Laufzeit noch einen Plot-Twist hinein, der aber leider schon früh vom Zuschauer zu erraten ist.

Doch zwischen den Kritikpunkten ist auch Positives zu vermelden: Der Titelsong von Garbage geht gut ins Ohr. Brosnan spielt den Stiefel sehr solide herunter, Sophie Marceau holt ebenfalls das Beste aus Ihrer Rolle raus und Robert Carlyle erweist sich als würdiger Gegner, dem ruhig noch mehr Zeit hätte eingeräumt werden können. Ein tiefer Kopfsprung in die Sickergrube aber ist Denise Richards als Atomwaffenexpertin, eine schlimmere Fehlbesetzung muß man lange suchen, auch außerhalb der Bond-Reihe. Das während der Actionszenen Logik, Realität und Zeitdehnung zum Zerreissen gespannt werden, ist ja mittlerweile auch schon ein bondeskes Trademark und Garant dafür, das auf Leinwand und Tonspur regelmäßig die Hölle losbricht und es zumindest nicht allzu langweilig wird. Wohin die Produktionskosten geflossen sind, sieht man dann auch, aber trotzdem sollten sich Produzenten, Autoren und Regisseur in einer ruhigen Stunde mal zusammensetzen und Gedanken machen, wohin man das Franchise in Zukunft führen möchte. Ein Darstellerwechsel könnte mit einer radikalen Zäsur verbunden werden, mit innovativem, intelligentem Drehbuch und inspirierten Regisseur, der keine Scheu hat die Verkrustungen und Regeln der Bond-Reihe zu brechen und für ordentlich frischen Wind zu sorgen. Wer hier wagt, kann nur noch gewinnen.

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