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"The Bang Bang Club" klingt nach Sex, Drugs and Rock'n Roll - und so falsch liegt man mit dieser Ansicht nicht. Die vier Männer, deren Zusammenarbeit mit diesem Beinamen bedacht wurde, führen ein aufregendes, schnelles Leben, feiern Parties, haben Frauen, trinken Alkohol und nehmen Drogen -in einem Moment halten sie ihre Beine in den Swimmingpool ihrer luxuriösen Bleibe, ein anderes Mal begeben sie sich in die Townships der schwarzen Bevölkerung Südafrikas und halten die tägliche Kriegsgewalt mit ihren Kameras fest.

Diese Phase, Anfang der 90er Jahre, ist heute beinahe vergessen, aber Südafrika erlebte nach dem Ende der Apartheid, der Zulassung weiterer Parteien und der Freilassung Nelson Mandelas 1990, eine innere Zerreißprobe mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen - bestimmt durch eine blutige Auseinandersetzung der unterschiedlichen schwarzen Parteien, aber auch dem Versuch des Machterhalts der weißen Minderheit - die erst nach der Wahl Mandelas zum ersten afrikanischen Präsidenten 1994 endete. Schon in der ersten Sequenz des Films, als Greg Marinovich (Ryan Phillipe) mit seiner Kamera in ein schwarzes Wohngebiet hinein geht und selbst fast getötet wird, wird er Zeuge eines gemeinschaftlich begangenen Mordes an einem Mann, dessen Vergehen darin bestand, Anhänger der Nelson Mandela Partei ANC zu sein.

Marinovich drückt auf den Auslöser und erzeugt beeindruckende Fotos in einer Unmittelbarkeit, wie sie bisher noch nicht von diesem Konflikt zu sehen waren. Dank dieser Fotos, die er der Bildredakteurin Robin Comley (Malin Akermann) von "Associated Press" zeigt, erhält er einen Job, der ihn mit den Fotografen Kevin Carter (Taylor Kitsch), Ken Oosterbroek (Frank Rautenbach) und Joao Silva (Neels van Jaarsveld) zusammen bringt. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg in die Zentren des Krieges und halten mit ihren Fotoapparaten die tägliche grausame Gewalt fest. Für ein Foto, das einen ANC-Anhänger dabei zeigt, wie er auf sein schon brennendes Opfer einschlägt, erhielt Marinovich 1991 den Pulitzerpreis.

Wer angesichts dieser dramatischen Ereignisse erwartet, dass der Film die näheren Umstände dieses sogenannten "Hidden War" vermittelt, irrt, denn dieser bildet nur den Hintergrund für die Geschichte des "Bang Bang Clubs", dessen Name in einem kritischen Artikel über die Photografen stand, denen egoistische Ziele vorgeworfen wurden. Konsequenterweise wurden sie dort "Bang Bang Paparazzi" genannt, was sie sehr verärgerte, aber letztlich zu dem selbst gewählten Namen führte. Der Begriff "Club" ist auch nur folgerichtig, denn die Männer wirken wie die Mitglieder einer geschlossenen Gesellschaft, die ständig "high" sind. Das gilt nicht nur für sie, sondern für ihr gesamtes Umfeld, dass die extremen Unterschiede zweier Welten widerspiegelt - hier die schwarze Bevölkerung in ihren elenden Unterkünften, konfrontiert mit täglicher Gewalt, dort die südafrikanischen, weißen Journalisten, die nach ihrer Arbeit in ihren schönen Wohnungen oder auf Parties mit ihren Frauen abfeiern.

Was sich hier so Gegensätzlich anhört, erweist sich in der Realität als zwanghaft zusammen gehörend, denn die Konfrontation der Männer mit den Kriegsgräueln und die unmittelbare Lebensgefahr, der sie sich aussetzen, führt automatisch zu einer Kompensation, die nur unter großer Ablenkung funktionieren kann. Besonders Kevin Carter merkt man die innere Selbstzerstörung an, die in einem dauernd suizidalen Verhalten zu spüren ist, weshalb er auch von der "Associated Press" wegen Drogenmissbrauchs entlassen wird. Auch macht der Film deutlich, dass das Ablichten von Verbrechen oder die Darstellung verhungernder Kinder, für die Carter 1994 ebenfalls einen Pulitzer-Preis erhielt, erhebliche Kritik erzeugte, die danach fragte, ob der Journalist Hilfe leistete.

Darin wird die eigentliche Intention des Films deutlich, der nach dem Buch von Greg Marinovich und Joao Silva, den überlebenden Fotografen, entstand. Erst ihre Fotografien machten die Welt auf diesen Krieg aufmerksam, aber ihre Entstehung war nur bei gleichzeitiger Rücknahme der eigenen Person möglich. Betrachtet man zudem die jeweiligen Situationen, die im Film detailliert nachempfunden wurden, wird jedes Eingreifen zu einer humanitären Illusion. Genauso wie tatsächliche Neutralität nicht möglich ist, weshalb die Männer zunehmend Probleme bekommen, das Erlebte zu verarbeiten, während ihre Adrenalin geschwängerte Sucht nach dem idealen Photo gleichzeitig steigt.

"The Bang Bang Club" kann man Oberflächlichkeit vorwerfen, in seiner abwechslungsreichen Darstellung eines Lebens, dass ständig zwischen Krieg und Freizeit wechselt, auch fehlende Informationen über die politische Situation oder mangelnde Objektivität, wie der Mann, der Marinovich, angesichts dessen preisgekrönten Fotos vorwirft, er schüre damit nur die Vorurteile, dass sich die Schwarzen gegenseitig umbringen. Aber darum geht es in diesem Film nicht, der genauso vermeidet, Identifikationen mit den Fotografen aufzubauen, über die man auch keine weiteren Hintergründe erfährt.

Der Film wirft generelle Fragen auf über die menschliche Psyche, über den Versuch, etwas begreifbar werden zu lassen, was man nicht verarbeiten kann - und letztlich ganz konkret die Frage, ob man solche Bilder machen darf oder nicht. "The Bang Bang Club" beantwortet diese Fragen nicht, auf die es keine eindeutigen Antworten gibt, aber er beeindruckt in vielerlei Hinsicht - und regt zum Nachdenken an (8,5/10).

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