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Der polnische Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler Jerzy Skolimowski (Der Todesschrei, Das Feuerschiff) bekam oft nicht die Beachtung, die seiner würdig gewesen wäre. Auch sein "Essential Killing" ist kein Film, dem man einer gängigen Kategorie unterordnen könnte. Dem Zuschauer wird er dank des Marketings zu sehr als simpler Actionfilm verkauft, doch dahinter verbirgt sich wesentlich mehr, als nur eine Hetzjagd durch osteuropäische Schneelandschaften. Es ist nicht mal ein Kampf Gut gegen Böse, denn Skolimowski bezieht in diesem Punkt keine Stellung. Richtige Helden gibt es hier nicht, denn beide Parteien töten ohne mit der Wimper zu zucken, um an ihr Ziel zu kommen.
Mohammed (Vincent Gallo) hat drei amerikanische Soldaten auf dem Gewissen, nun wird er gestellt, gefoltert und nach Osteuropa verfrachtet. Doch er kann seinen Häschern entkommen und flieht von US-Soldaten und Hunden gehetzt durch endlose Schneelandschaften. Um zu überleben muss er sogar töten, nur bei der Hausfrau Margaret (Emmanuelle Seigner) findet er kurzfristig Hilfe. Doch diese Glückssträhne hält nur kurz an.

Zwei Parteien, auf der einen Mohammed dessen Überlebenswille ihn zum Äussersten treibt, auf der anderen Seite seine Verfolger in Form von US-Soldaten, die Mohammed an einen geheimen Ort verfrachten wollen, um ihn dort weiter zu verhören. Aber Mohammed ist auch kein Unschuldslamm wie in einigen Rückblenden gezeigt wird. Zwar ist er Familienvater, aber durch seinen Glauben zu Allah auch zum Terrorismus übergesiedelt. Skolimowski erzählt so wenig wie möglich über Mohammed, seine Vergangenheit ist daher etwas schleierhaft geraten. Einlassen kann man sich auf solch eine Figur nicht, deswegen fällt es dem Zuschauer unheimlich schwer Stellung zu beziehen. Kritik wird auch am harschen System des US-Militärs geübt, denn die gefangenen und potentiellen Terroristen werden nicht nur verhört und gedehmütigt, sondern auch gefoltert. Etwas schade finde ich da nur typische Klischees wie die drei US-Soldaten zu Beginn, die ihre blöden und angeberischen Sprüche klopfen. Doch ansonsten ist "Essential Killing" kein Mainstream-Produkt. Mohammed ist nicht eine Sekunde lang ein guter Mensch, auch er erschießt rücksichtslos zwei Personen, um an deren Auto zu kommen, desweiteren überfällt er eine Frau mit Baby, wegen der Muttermilch.

Natürlich steht auch die Hetzjagd im Fordergrund, obwohl es kaum zu richtigen Konfrontationen kommt. Mohammed muss einmal einen Hund töten und einen Holzfäller, der ihn in seinem Versteck entdeckt. Hier kommt es auch zu kleinen und realistischen Zweikämpfen, auch hat Mohammed mit zunehmenden Verletzungen zu kämpfen. Er tritt in eine Bärenfalle, wird bei einem Sturz schwer verwundet und fast von einem Baum erschlagen. Jedenfalls ist Mohammed stets in Bewegung und spricht den ganzen Film über kein einziges Wort. Dennoch weiß dieser Überlebenskampf vor einer gespenstisch leeren Schneelandschaft zu packen, besonders die Szene mit den vielen Hunden hat fast schon etwas Gruseliges an sich. Ein bitteres Ende ist schon von Anfang an zum Greifen nah, leider ist die Distanz zur Hauptfigur zu groß, um richtig mitzufiebern. Aber Skolimowski will sich eben nicht festlegen, sondern er konzentriert sich mehr auf den Verlust jegliche Menschlichkeit, wenn es ums nackte Überleben geht.
Vincent Gallo (Buffalo 66, Hide and Seek) ist hier mit Vollbart kaum wieder zu erkennen, er spricht kein einziges Wort, doch seine Mimik und Gestik sagt mehr als tausend Worte. Er liefert eine tolle One-Man-Show, während Emmanuelle Seigner (Giallo, Frantic) mit ihrer kleinen Rolle leider unterfordert ist.

Ein Film der auch ohne Worte viel aussagt, ohne dabei eine richtige Stellung zu beziehen. Es ist ein heikles Thema, welches hier angeschnitten wird, hier scheint es nichts Gutes zu geben, sondern nur das Böse. Der Verlust jeglicher Menschlichkeit, wenn die Urinstinkte der Bestie Mensch geweckt werden. Als Zuschauer ist man jedoch zu weit entfernt, besonders von den Charakteren. Aber diese Hetzjagd weiß trotzdem zu überzeugen, allein schon dank der hervorragenden und kreativen Kamera und einem brillanten Vincent Gallo.

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