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Was für ein Unterschied: Bei der diesjährigen Oscar-Verleihung gab Darsteller James Franco einen der langweiligsten Moderatoren ever, doch den Award für die beste männliche Hauptrolle hätte er ebenso verdient gehabt wie Colin Firth.
Unter der virtuosen Regie von Danny Boyle gelingt ihm ein unglaublich präsentes Spiel im fünftägigen Überlebenskampf, eine intensive Achterbahnfahrt, welche binnen kurzer Zeit in seinen Bann zieht und bis zum Ende nicht mehr loslässt.

Aron Ralston ist Ingenieur und Hobby-Kletterer, gerade im Alleingang durchquert er die Felswände in Utah, bis er in eine tiefe Felsspalte stürzt und sein rechter Arm von einem Felsbrocken eingeklemmt wird.
Da steckt er nun fest, - ein Flaschenzug bewegt nichts, das Taschenmesser zum Zerkleinern des Felsens ist zu stumpf und die dahinsiechenden Flüssigkeitsvorräte zwingen Aron zu einer baldigen Entscheidung…

Boyle steigt direkt mit Split Screen in zumeist drei vertikal geteilten Darstellungen ein, die Menschenmengen mitten im Leben zeigen. Aron hingegen sucht eher die abenteuerlustige Einsamkeit, obgleich er die Rolle des durchgeknallten Bergführers gegenüber den beiden jungen Damen für eine Weile sichtlich genießt.
Kurz darauf setzt er allein seine Tour fort und es dauert nicht lange, bis er in die sprichwörtlich beklemmende Situation gerät.

Aron Ralston selbst lieferte die literarische Vorlage und arbeitete mit Boyle und Franco zusammen, da sie das seinerzeit aufgenommene Videotagebuch inspizieren durften, was insbesondere Franco die Arbeit erleichtert haben dürfte.
Demnach muss Ralston ein unnachgiebiger Kämpfer und Zyniker sein, rational denkend und doch mit einer starken Ader fürs dritte Auge ausgestattet, denn ohne die Flucht in Erinnerungen und Visionen dürfte so eine Lage über den Zeitraum von fünf Tagen kaum auszuhalten sein.

Das wiederum transportiert Danny Boyle in einer recht ausbalancierten Mischung, indem er niemals zu ausschweifend ins Surreale abdriftet und dennoch eine willkommene Atempause einlegt, um Erinnerungen mit der Familie oder auch Visionen des ungeborenen Sohnes einzubringen.
Arons eigentliche Situation steht dabei natürlich im Mittelpunkt und dabei offenbaren Kamera und Schnitt wahre Meisterleistungen, auf so engem Raum, soviel Bewegung einzubringen.
Das beginnt mit einer Fahrt vom Eingeklemmten in die Umgebung des Canyons, aus der deutlich hervorgeht, dass Schreie ungehört bleiben und Wanderer selbst in der Nähe der Felsspalte kaum mit einem Eingeklemmten rechnen würden.
Erinnerungswürdig auch der Rabe über der Spalte, der Blick vom Flaschenboden in die Kehle oder das toll geschnittene, fiktive Radio-Interview mit Aron, welches im übrigen einen der Situation angemessenen Zynismus einbindet.

Pessimisten könnten nun meinen, dass der Franco da neunzig Minuten mit eingeklemmtem Arm zwischen den Felsen steht und ab und an in den Camcorder labert, - gewiss nicht!
Boyle schafft es, diese Lage jederzeit spürbar werden zu lassen: Die Einteilung des Wassers, die Möglichkeiten sich vor der nächtlichen Kälte zu schützen, das schnelle Handeln und die gedankliche Weiterführung beim plötzlichen Wolkenbruch, der Appell an die Eltern, das Abbinden der bereits abgestorbenen Hand, die visuellen Ausflüge als Flucht und gegen den Kontrollverlust, - Boyle hat den Stoff so nah am Mann in Szene gesetzt, wie es nur eben möglich und erträglich war und dem kann man sich definitiv nicht entziehen.

Ein intensives Drama um den harten Überlebenskampf eines jungen Abenteurers, faszinierend gespielt, toll eingefangen, musikalisch zurückhaltend aber sensibel transportiert und in jeder Hinsicht sehenswert, mitreißend und unterhaltsam.
Pflicht für alle Abenteuerlustigen, die nie mitteilen, wohin der Ausflug gehen soll…
8 von 10

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