RED Älter. Härter. Besser. (RED - Retired. Extremely Dangerous, USA 2010, Regie: Robert Schwentke)
Der Ex-CIA-Topagent Frank Moses (Bruce Willis) sitzt zu Hause und langweilt sich. Die Zeit vertreibt er sich unter anderem mit Anrufen bei Sarah (Mary-Louise Parker), seiner Sachbearbeiterin bei der Pensionskasse. Nebenbei versucht er sich an einem normalen und gutbürgerlichen Leben. Eines Nachts durchbricht ein Killerkommando jedoch die Tristesse des Alltags. Dies bietet Frank eine schöne und willkommene Abwechslung, den Grund für die Attacke würde er jedoch auch gern wissen. Und so begibt er sich quer durch die USA um alte Freunde aufzusuchen und hier und dort noch alte Rechnungen zu begleichen…
RED, angeblich das CIA-Kürzel für „Im Ruhestand: Extrem Gefährlich“ (Retired Extremely Dangerous), ist eine stark abgedrehte Action-Komödie mit einem riesigen Bündel an Stars. Bruce Willis mimt gewohnt cool den alternden Action-Helden (offenbar nie zu alt für diesen Scheiß), John Malkovich spielt den paranoiden Irrsinn absolut großartig und überzogen („Ich hol‘ jetzt das Schwein!“) und Helen Mirren gibt eine fantastisch liebenswerte Killer-Oma mit skurril-romantischer Vergangenheit. Weiterhin sympathisch und erwähnenswert sind Mary-Louise Parker und vor allem auch Brian Cox sowie Karl Urban als junger, jedoch auch knochenharter Verfolger. Einzig Morgan Freemans Rolle will sich nicht so recht ins Gespann fügen, zumal der Charakter hauptsächlich durch Abwesenheit glänzt. Gefällig lächelt er sich durch seine Rolle, so er mal Leinwandpräsenz zugestanden bekommt. Dennoch ist jedem der Spaß anzusehen, den der Dreh offenbar bereitet hat. Und das Image des Alten Sacks wird hier gehörig auf die Schippe genommen, allein dafür gebührt der illustren Truppe Dank. Es ist eine Freunde zu sehen, wie köstlich die alten Haudegen auf Alte-Leute-Witze reagieren. Hier bündeln sich die Sympathieträger allesamt auf der 50+-Seite und reißen ihre Witzchen über moderne Technik und blutjungen Ehrgeiz.
Leider trägt ein überragender Cast noch keinen ganzen Film. Und so muss trotz Vollgas in der Schauspielerriege auch auf einen recht zähen Story-Verlauf verwiesen werden, der in einem recht unspektakulären Finale mündet (von diversen Logikproblemen ganz abgesehen). So weist der Film im Ganzen einige Längen auf, die gern hätten mit mehr Action und/oder Witz gefüllt werden können! Gerade der Witz ist nämlich rar gesät. Einige kernige Sprüche und einige skurrile Ideen, Situationen und Charaktere formen noch keine überzeugende Komödie. Die Action ist zwar anschaulich und mächtig dick aufgetragen, trägt ihre Wucht aber auch nicht bis ins Finale. Dieses ist, gemessen an den vorangegangenen Sequenzen, entsetzlich unspektakulär. So wird RED final weder dem Begriff „Komödie“ noch konsequent dem Begriff „Action“ gerecht, was dem unausgegorenem Ende anzulasten ist.
Zur Qualität der Comicverfilmung (urspr. aus dem Hause D.C.) kann ich mich Mangels Kenntnis der Vorlage nicht äußern. Ich vermute aber, dass der Gewaltgrad für den Film rapide reduziert wurde. So liegt mit RED eine charmante Offensive einer alten Action-Riege vor, die zwar schwer unterhaltsam ist, aber im Detail auch sehr stark krankt, etwas bieder und zahm wirkt (wovon nicht zu Letzt die Grußkarten-Überblendungen zeugen, die wirklich nur Omis an überteuerten Souvenirständen gekauft hätten). Über zähe Stellen trägt das Charisma der Protagonisten auch nicht immer, weshalb final viel verschenktes Potenzial attestiert werden muss. Dennoch wird dem Generationskonflikt im Action-Genre einmal gehörig ans Bein gepinkelt, was den Film trotz diverser Schwächen immer noch sehr sehenswert und unterhaltsam macht. 7/10