Dass solch ein altmodisches Stück Film auf einem Comic basiert, mag man zunächst gar nicht glauben. Warren Ellis und Cully Hamner erfanden die Geschichte um die Agenten im Ruhestand, der 66 Seiter wurde von DC-Comics veröffentlicht. Und gerade für die Nostalgiker unter uns offenbart sich hier eine kleine Perle, weit abseits des neumodischen Films wie er uns heute serviert wird. Noch erfreulicher ist dabei, dass ein Deutscher Regie führte. Der Stuttgarter Robert Schwentke (Flightplan, Tattoo - Rette deine Haut) liefert mit "RED" (Retired Extremely Dangerous) scheint auch ein Freund des altmodischen Kinos zu sein und inszeniert hier ohne optischen Schnick-Schnack. Die 58 Millionen Dollar Budget dürften wohl größtenteils für die Altstars drauf gegangen sein, was sich aber sichtlich gelohnt hat. Die Brüder Erich und Jon Hoeber bringen auch ein wenig Erfahrung mit, wie man einen Comic in ein taugliches Screenplay umfunktioniert, denn ein Jahr zuvor lieferten sie das Skript zu "Whiteout".
Frank Moses (Bruce Willis) war bei der CIA eine große Nummer, nun befindet er sich im Ruhestand und flirtet per Telefon mit der jüngeren Sachbearbeiterin Sarah Ross (Mary-Louise Parker). Doch plötzlich stürmt ein Team von Profikillern sein Haus, Frank flüchtet zu Sarah nach Kansas weil er befürchtet, dass auch sie in Lebensgefahr schwebt. Währenddessen erhält CIA-Agent William Cooper (Karl Urban) den Auftrag Frank aufzuspüren und zu töten. Doch Frank sucht Hilfe bei seinen ehemaligen Kollegen. Joe Matheson (Morgan Freeman), Marvin Boggs (John Malkovich) und Victoria (Helen Mirren) befinden sich mittlerweile alle im Ruhestand, erklären sich aber bereit Frank zu helfen. Zusammen decken sie ein Komplott auf, welches bis zum Vize-Präsidenten Stanton (Julian McMahon) reicht. Natürlich setzt die CIA derweil alles daran, um die pensionierten Agenten aufzuhalten. Die planen sogar Stanton zu ermorden, doch leider fällt Sarah in die Hände von Cooper.
Die alte Generation liest der jungen die Leviten, in der heutigen Filmwelt auch ein aktuelles Thema, denn die richtig guten Darsteller drohen alle auszusterben. "RED" ist ein Film, der das Publikum jeden Alters erfreuen dürfte, obwohl die Story nicht gerade ein Bringer ist. Hätte man Frank nicht dieses Killerkommando auf den Hals gehetzt, so wäre im Endeffekt gar nichts passiert. Franks langweiligen Alltag präsentiert uns Schwentke gleich zu Beginn, seine einzige Abwechslung besteht darin mit Sarah von der Pensionskasse zu flirten. Lang muss man sich nicht gedulden, da wird Franks Haus mit Salven eingedeckt, etwas fraglich dabei ist warum keiner der Nachbarn von dem Krach aufgeschreckt wird und Alarm schlägt. Dennoch legt "RED" nicht nur einen amüsanten, sondern auch temporeichen Start hin und fällt danach auch in kein Loch, wie es solche Filme gerne belieben zu tun. Schwentke haushaltet zwar mit Actionszenen, doch die witzigen Dialoge und ungewöhnlichen Figuren gewährleisten einen hohen Unterhaltungswert. Auch Jäger William Cooper kommt dabei nicht zu kurz, anfänglich noch von Ehrgeiz zerfressen, merkt auch er recht schnell, dass an der Sache etwas faul ist. Die solide Story führt uns dabei zurück ins Jahr 1981, zu einem Einsatz in Guatemala, wo auch Frank zugegen war. Die Informationsbeschaffung geht recht langsam voran, aber bleibt durchweg interessant, besonders wenn der heutige Vize-Präsident Stanton ins Spiel gebracht wird. Dabei gefällt auch die Beziehung zwischen Frank und Sarah. Es gibt nicht das übliche Gezicke oder nervige Streitereien, sondern die Beiden verstehen sich wirklich gut und Sarah findet Gefallen am Abenteuer.
Joe Matheson, Marvin Boggs und Victoria kommen erst in der zweiten Halbzeit richtig ins Spiel, zuvor muss sich Frank erst noch in Langley Zutritt verschaffen, um an die Akten des damaligen Einsatzes in Guatemala heranzukommen. Für Action ist in gewissen Abständen auch gesorgt, meist kurz und knackig und ohne Brutalitäten auskommend. Aber die Shootouts bieten nicht nur einen hohen Munitionsverbrauch, sondern auch schicke Explosionen. Einen Zweikampf darf sich Frank einmal mit William liefern, aber "RED" bleibt sehr bodenständig und passt die Action dem Alter der pensionierten Agenten an. Viel mehr legt Schwentke Wert darauf, den Hauptfiguren ihren Platz zu lassen. Dabei entzückt besonders Victoria als unscheinbare Killerlady, die damals ihren russischen Lover mit drei Kugeln niederstreckte. Der liebt sie heute immer noch und hilft den Alterchen ihre Mission durchzuführen. Dann wäre da der paranoide Marvin, dessen übertriebene Vorsicht sich für Frank noch bezahlt macht, nur Joe wird ein bisschen zu klanglos geopfert. Denn "RED" hat durchaus auch sehr ernste Momente, auch wenn Frank mit dem Leben von Williams Familie droht. Doch im Endeffekt regiert bei "RED" der Humor und man punktet zudem mit einem bleihaltigen Finale. Das positive Ende befindet sich dabei nur selten in Gefahr, weswegen man keine Hochspannung erwarten sollte. Auf seiner Mission jettet Frank mit Sarah um den halben Globus, eine nette Idee sind die Postkartenansichten des jeweiligen Landes, aus denen sich dann das Bild aufbaut. Aber eigentlich lebt der Film von seinen Darstellern, Bruce Willis, Morgan Freeman, John Malkovich und Helen Mirren spielen ihre jungen Konkurrenten locker an die Wand. Dabei machen gerade Mary-Louise Parker und auch Karl Urban einen tollen Job.
"RED" ist ein diebischer Spass mit gut aufgelegten Altstars und peppigen Dialogen. Über ein paar Ungereihmtheiten sieht man da gerne hinweg. Auch wenn Action eher rar gesäht ist, so unterhält dieses altmodisch inszenierte Vehikel über die gesamte Distanz. Die solide Story sorgt gegen Ende auch noch für eine kleine Überraschung.