„Ich hatte gehofft, sie hätten mehr Haare…“
Bruce Willis kündigte dieser Tage bei seinem Deutschlandbesuch vollmundig an, noch mindestens fünf Mal die Welt retten zu wollen, - herzlich gerne, wenn es so gut gelaunt und gleichermaßen cool abgeht, wie im vorliegenden Fall.
Willis mimt Frank Moses, einen Spezialagenten der CIA im Ruhestand, der regelmäßig mit Sarah (Mary-Louise Parker) am Telefon flirtet, stets unter dem Vorwand, wann die Schecks endlich ankommen mögen. Eines Nachts erhält er unerwarteten Besuch von bewaffneten Typen. Frank gelingt die Flucht zu Sarah, mit der er fortan versucht, allerorten Einheiten der CIA zu entkommen:
Es geht um einen Einsatz in Guatemala und einer Liste, nachdem jede Person dieses Einsatzes eliminiert werden soll, einschließlich Frank…
Die Avocado im Glas, der Einstieg in eine Wohnung durch ein Auto, die Blende von einer Pupille zu einer Patronenhülse oder der Wodka in der Waldhütte, - Regisseur Robert Schwentke hat sich einiges einfallen lassen, um den Genrefan alter Schule mit kleinen Gimmicks und denkwürdigen Szenen bei Laune zu halten.
Das beginnt mit der großartigen Besetzung und endet beileibe nicht mit den zahlreichen humorvollen Auflockerungen, bestehend aus grotesken Reaktionen und größtenteils treffsicheren Dialogen.
Willis bekleidet dabei seine Paraderolle als harter Kerl mit weichem Kern perfekt, wobei er darstellerisch kaum gefordert wird. Die Sympathiepunkte ergeben sich eher im Zusammenspiel mit den übrigen Protagonisten wie Sarah, die von hysterisch über bewundernd bis anhänglich viele Facetten offenbart. Oder die herzliche Beziehung zu seinem alten Freund Joe (Morgan Freeman), das etwas vorsichtige Verhältnis zum Freak und Verschwörungsparanoiker Marvin (John Malkovich), aber auch die alte Feindschaft zum Russen Ivan (Brian Cox) verschaffen dem abwechslungsreichen Treiben einen gehörigen Bonus, der durch das Erscheinen weiterer bekannter Gesichter wie Helen Mirren, James Remar, Richard Dreyfuss, Karl Urban und Ernest Borgnine (rüstige 93 Jahre alt!) latent auf hohem Niveau gehalten wird.
Dabei bietet die Action mit einigen Explosionen, vielen Schießereien und kleineren Verfolgungen gar nicht mal so viele Schauwerte und auch Momente zum Mitfiebern treten eher selten zutage. Doch wenn man einmal in der Geschichte drin ist, was nur wenige Minuten in Anspruch nimmt, lässt Schwentke nicht eine Minute Leerlauf entstehen und treibt seine Agentengeschichte um Verschwörung und Rache kontinuierlich voran.
Dabei bleibt sogar noch etwas Zeit für alte und neue Liebschaften, kleinere Enthüllungen und süße Twists, die im Kontext alle ein wenig an die klassischen James-Bond-Streifen erinnern.
Uneingeschränkte Spielfreude ist das, was der Actionkomödie die Substanz verleit, da mag die eher harmlose und schlicht erscheinende Story schon beinahe in den Hintergrund rücken, wenn das Stelldichein der großen Mimen mit soviel Augenzwinkern und guter Laune einher geht.
Folgerichtig ernten durchschnittlich in Szene gesetzte Action-Einlagen bereits Szenen-Applaus und spätestens als der Granatwerfer zum Einsatz kommt, bleibt kein Auge trocken.
„Red“ (das steht für „retired, (but) extremely dangerous“) ist ein Fest für Freunde klassischen Actionkinos mit hohem Tempo, viel Humor und einer gehörigen Portion Selbstironie.
Lediglich zum Finale bricht die Dramaturgie ein wenig ein, - verzeihlich, wenn ansonsten eine Menge flotter Sprüche, zuweilen übertriebene Action und markige Mimen das Feld dominieren.
Ein schlichter, aber ebenso treffsicherer Gute-Laune-Film, der dauerhaft für Kurzweil sorgt.
8 von 10