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Die alte Garde will es noch mal wissen, erst in Retrofilmen wie „Indiana Jones IV“ und „John Rambo“, nun in selbstironischen Werken wie „The Expendables“ oder „R.E.D.“.
Natürlich darf man angesichts des Rollenimages des Protagonisten schon hämisch grinsen, wenn man Frank Moses (Bruce Willis) beim langweiligen Rentnerleben zusieht. Ein wenig Training, ansonsten rumhocken in der kargen Bude und Telefongespräche mit Sarah Ross (Mary-Louise Parker), die seine Rentenschecks ausstellt, gerne unter Vorwand. Natürlich weiß man, welcher Kern unter der Schale steckt und man wird nach wenigen Minuten bestätigt, wenn ein Killerkommando Frank töten will, der die Bande aber abräumt und unverletzt aus seiner mittlerweile zerstörten Hütte spaziert.
Keine Atempause, also sackt Frank schnell die vom Leben leicht gefrustete Sarah ein, da er als ehemaliger CIA-Agent weiß, dass seine Verfolger ebenfalls Profis sind und nun die verfolgen werden, zu denen er Kontakt suchte. Als Verfolger wird ihm William Cooper (Karl Urban) auf den Hals gehetzt, gewissermaßen ein Spiegelbild Franks, da er früher genauso war wie dieser. Dies ist auch insofern interessant als dass der Film Cooper nicht zum simplen Antagonisten und stereotypen Bösewicht ausbaut, sondern die Figur ambivalent erscheinen lässt, also klar als Franks Bruder im Geiste herausstellt.

Frank findet bald heraus, dass CIA-Agenten und Zivilisten, die Zeugen eines Vorfalls in Guatemala waren, auf der Abschlussliste stehen, die meisten bereits erledigt wurden. Zusammen mit einer paar alten Freunden stellt er sich der eigenen Behörde, denn er und seine Leute gelten als R.E.D.: Retired Extremly Dangerous…
Wieder eine Comicverfilmung, wieder einer dieser betont selbstironischen, übercoolen Ballerschinken – und trotzdem einer, der funktioniert. Denn „R.E.D.“ hat hinter seinem Style dann teilweise doch noch einiges an substance, beschäftigt sich trotz all seiner Überdrehtheit mit dem Thema des Älterwerdens und des Vereinsamens – so isoliert wie in den ersten Minuten von „R.E.D“ hat man Bruce Willis selten gesehen. Zudem erzählt er auch noch zwei Liebesgeschichten (von denen die kleinere, zwischen zwei Nebenfiguren, irgendwie die herzigere darstellt) und schickt sogar eine der Hauptfiguren in den Tod, was weder unrühmlich noch überzogen pathetisch dargestellt wird, sondern als trauriges, aber notwendiges Opfer.

Meist reagiert hier allerdings der Spaßfaktor, wenn die alten Säcke den ganzen Jungspunden zeigen wo der Hammer hängt und dabei dann noch Sprüche zum Besten geben, dass der Secret Service auch nicht mehr der Gegner ist, der er mal war. Einige Gags reizt „R.E.D.“ sicher zuviel aus, gerade die Verrücktheit Marvin Boggs’ (John Malkovich) wird doch etwas zu oft für einen Gag genutzt, wobei Momente wie „I’ll get the pig“ oder „Old man – my ass!“ Kultcharakter besitzen. Gelegentlich wird es auch mal rabenschwarz, z.B. wenn Victoria (Helen Mirren) Sarah mit ihrem schönsten Lächeln erzählt: „I kill people, dear.“ „R.E.D.“ bemüht sich jeder Figur Raum zu geben, sie nie zur Witzfigur verkommen zu lassen, und hat dabei meist Erfolg, da nur wenige Gags ins Leere laufen.
Beim Plot muss man dagegen Abstriche machen, denn wer denn nun wen warum tot sehen will, das ist absolut sekundär, zumal die Rentnerprofis nur selten wirklich in Gefahr zu sein scheinen, meist mit perfekt ausgeklügelten Plänen arbeiten, von denen der Zuschauer erst während oder nach der Ausführung erfährt wie sie denn nun funktionieren. Doch da so wenig an der Geschichte dran ist, tritt Robert Schwentke kräftig aufs Gags, damit das gar nicht erst auffällt. Visuell orientiert sich auch am Comicstil, gerade die Kameraarbeit gibt „R.E.D.“ einen Comiclook, zudem wird natürlich gerne mal mit den genreüblichen Übertreibungen gearbeitet, z.B. wenn Frank cool aus einem sich drehenden Auto aussteigt und dabei auf einen Verfolger ballert.

Gegen Ende fährt „R.E.D.“ dann sogar noch ein paar kleine Überraschungen auf, nur das letzte Zusammentreffen von guten und bösen Agenten fällt etwas kurz aus – den eigentlichen Showdown hat bereits eine ausufernde Schießerei bei einer Wahlkampfveranstaltung geliefert. Es dominieren comichaft überzogene Schießereien und Nahkämpfe, alle schnittig choreographiert und zackig abgefilmt, selten wirklich neu inmitten der ganzen postmodern-übertriebenen Ballerfilme, aber stets mit Schmackes präsentiert, weshalb der Actionfan sich freuen darf – und wo sonst sieht man Rentner mit schwersten MGs hantieren?
Bruce Willis spielt auch hier mal wieder seine Paraderolle als schelmischer Actionheld, thematisiert dabei das eigene Altern (wie in vielen seiner Rollen der letzten Jahre) und ist wirklich eine Idealbesetzung für die Hauptrolle, wobei ihm sein Image zugute kommt. John Malkovich als Bekloppter, das ist auch was Feines, wenngleich Malkovich in der Rolle dann etwas zu sehr auf Boggs’ Marotten reduziert wird. Morgan Freeman ist guter Support, aber war schon besser, Helen Mirren dafür ziemlich gut und Brian Cox eines der Glanzlichter des Films. Traumhaft auch Mary-Louise Parker als weibliche Hauptfigur, die bald zum wahren Adrenalinjunkie wird, während auch Karl Urban mit Elan dabei ist, aber nicht ganz glänzen kann. In einer Nebenrolle überzeugt James Remar, weitere Wiedersehen gibt es mit Ernest Borgnine, Richard Dreyfuss und Rebecca Pidgeon.

Es ist eine amüsante Actionkomödie, die zum Glück noch mehr Herz und Seele als manch anderer postmoderner Ballerkram mit sich bringt, auch wenn der Plot sekundär ist und der Film sich gegen Ende etwas totläuft. Allerdings ist er vorbei ehe sich das wirklich negativ auswirkt, die Action ist schick und die Besetzung gut aufgelegt – amüsante Abendunterhaltung, stellenweise auch richtig schön schwarzhumorig.

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