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Seit Jahren schwappen aus Hollywood Filme über den Teich, die gezielt ein junges Publikum ansprechen sollen. Fast immer geht es um coole Jungs und hübsche Mädchen, die in einem Sammelsurium aus angesagten Klamotten, eingängiger Musik und einer Vielzahl schräger Typen, die erste große Liebe erleben. Meistens muss dich die Hauptdarstellerin noch einer zwar attraktiven, aber meist besonders zickigen und arroganten Nebenbuhlerin erwehren, die sie aber letztlich wegen ihres natürlichen Charmes - bei mindestens gleichwertiger Schönheit - in die Schranken weist.

Man kann dieses Genre, dass zudem konservativ geprägte Geschlechterrollen propagiert, problemlos als klischeehaft kritisieren, muss den Amerikanern aber immerhin zugestehen, dass zumindest in den besseren Werken, die dort entworfenen, selten von finanziellen Sorgen betroffenen, Welten in sich schlüssig funktionieren. Das "Groupies bleiben nicht zum Frühstück" die gleiche Zielgruppe erreichen will, ist legitim, aber der Versuch, dem Ganzen ein bewusst "deutsches Image" überzustülpen, um sich damit gezielt vom amerikanischen Vorbild abzugrenzen, scheitert hier ebenso, wie schon im unsäglichen "Rock it", dass sich als hochwertigere Variante von "Highschool Musical" verstehen wollte.

Das liegt aber keineswegs daran, dass hier wieder mit übergroßer Ernsthaftigkeit an die Sache herangegangen wäre, sondern dass man den Amis einerseits heimlich nacheifert, andererseits aber nach außen hin versucht, weniger konservativ und insgesamt realistischer zu erscheinen. Dabei übernimmt die Grundlage der Story in ihrer Konstruiertheit beste amerikanische Tradition - Lila Lorenz (Anna Fischer) war ein Jahr im Ausland, weshalb sie den Hype um die neue Teenie-Band in Deutschland nicht mitbekommen hat. Gleich an ihrem ersten Tag in Berlin lernt sie zufällig Chriz (Kostja Ullmann) kennen, den Sänger der Band, ohne zu ahnen, wen sie da vor sich hat.

Einen Tag später wäre die Überraschung wohl ausgeblieben, da ihre kleine Schwester unzählige Poster von Chriz in ihrem Zimmer hängen hat. Moment, zwei Tage später ist korrekter, denn der Zufall will es, dass Lila die Poster nicht zu Gesicht bekommt, weshalb sie noch einen ersten unbedarften Tag mit Chriz verbringen darf - sie hatte originellerweise ihr Handy vergessen - um sich so ganz ehrlich in ihn verlieben zu können. Am Ende des Tages nimmt sie ihn auch mit zu sich nach Hause, aber die Nacht verbringen sie ganz anständig in getrennten Zimmern, damit Muttern nix zu meckern hat, als sie - natürlich ganz zufällig - zu früh nach Hause zurückkommt.

Damit es nicht so schnell auffällt, dass es in "Groupies bleiben nicht zum Frühstück" genauso klinisch rein zugeht, wie in amerikanischer Konfektionsware, hat man mit Anna Fischer eine hübsche, aber nicht zu dünne Hauptdarstellerin ausgesucht, die mit lässigen Alltagsklamotten und Berliner Schnauze überzeugen kann. Ihre beste Freundin Nike (Nina Gummich) ist mit schräger Kleidung und einer nie endenden Berliner Coolness gesegnet, und ihre Mutter hat einen 15 Jahre jüngeren Liebhaber, der als Taxifahrer sein Geld verdient. Penetrant wird hier das lässige Lied vom Berliner Großstadtleben gesungen, ohne dabei jemals wirklich real zu sein - Mutter verdient als Zahnärztin ausreichend Kohle und selbst der Freund von Gegenüber hat auf dem Dach einen selbst angepflanzten Dschungel.

Zwar gibt es auch hier die blonden Tussis, aber im Gegensatz zum amerikanischen Film fragt man sich, wieso sie zu diesen geworden sind, so unfähig und letztlich erfolglos agieren sie hier. Damit entlarvt sich der Film selbst, denn einerseits werden hier munter gängige Klischees übernommen, andererseits passen diese gar nicht in den angeblich so realistischen, deutsch geprägten Alltag. Natürlich verfügt auch dieser Film über ausreichend Situationskomik und witzige Momente, aber diese können nicht über die sehr konventionelle Love-Story zwischen Lila und Chriz hinweg helfen, die in ihrer Bravheit nicht weiter vom im Titel behaupteten Groupie-Image entfernt sein könnte. Das basiert vor allem auf der Eindimensionalität ihrer Charaktere, denn trotz Berliner-Göre und Rock-Musiker fehlt Beiden jegliche Ambivalenz in ihrem Verhalten.

Einen Moment noch scheint der Film den Dreh zu einer überraschenden, weil nachvollziehbaren, Wendung zu finden, aber wie im amerikanischen Vorbild dient das nur dem Spannungsaufbau, bevor wieder die in der Realität unwahrscheinlichste, aber vom jungen Publikum meist gewünschte Lösung präsentiert wird. Das ist letztlich nur konsequent hinsichtlich der angestrebten Zielgruppe, aber dafür wäre es nicht nötig gewesen, die ganze Zeit einen auf lässige Großstadtatmosphäre zu machen, nur um am Ende wieder kleinbürgerliche Klischees zu bedienen (2/10).

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