Review

Zwei Körper ineinander verschlungen, zuerst scheinbar verstümmelt, verkohlt. Eigentlich sehen wir nur Arme, die in einem langsamen Übergang "vital" werden.
Eine Frau spricht, es ist quasi ein Monolog. Sie sagt, sie habe Hiroshima gesehen, sie erzählt von verschiedensten Dingen und dazu sieht man eine faszinierende Montage aus schönen, bizarren, scheußlichen Bildern aus der Stadt, in der die Atombombe fiel. Ständig widerspricht ihr der Mann: "Nein, du hast Hiroshima nicht gesehen."

Fast zehn Minuten dauert diese Einleitung von "Hiroshima mon amour" von Alain Resnais und bereitet passend auf ein ungewöhnliches, rätselhaftes Meisterwerk vor.

Es geht um eine französische Schauspielerin (Emanuelle Riva) und einen japanischen Architekten (Eiji Okada), die im Hiroshima des Sommers 1957 eine Affäre haben. Der Zuschauer wird mitten hineinversetzt in die letzten Stunden, die den Beiden bleiben, bevor sie mit dem Flugzeug zurück nach Paris fliegt.
Doch primär beschäftigt sich der Film mit der Vergangenheit von "ihr" (Namen werden nicht genannt), mit ihrer Liebe zu einem deutschen Soldaten im zweiten Weltkrieg, die tragisch endete und der daraus resultierenden Traurigkeit und Verzweiflung, die diese gegenwärtige Affäre beeinflußen.

"Hiroshima mon amour" ist ein faszinierendes, geheimnisvolles Meisterwerk der Nouvelle Vague. Alain Resnais ("Letztes Jahr in Marienbad") verfilmte ein Drehbuch von Marguerite Duras ("Der Liebhaber") auf unglaublich schöne, originäre Art und Weise.
Poetische, rätselhafte Monologe von Emanuelle Riva, gepaart mit aufregenden Bilderfolgen machen den Großteil des Dramas aus.
Es war mir fast unmöglich, all den Worten zu folgen, alles auf Anhieb zu verstehen, aber das ist nicht weiter tragisch, denn ich werde mir dieses charismatische Meisterwerk sicher noch öfter ansehen.

Ein faszinierendes, fast "schwebendes" Liebesdrama, typisch französisch:
poetisch, toll gespielt und wunderschön inszeniert von Alain Resnais - "Hiroshima mon amour" hat das gewisse, schwer beschreibbare Etwas, ist definitiv ein Höhepunkt der Nouvelle Vague und somit Pflicht für Cineasten mit Interesse an etwas Herausforderndem und Tiefgründigerem als dem neuesten Bruckheimer - Blockbuster; Neigung zu Anspruch / Gesprächslastigkeit freilich vorausgesetzt.

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