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Kyung-chul ist ein gefährlicher Serienmörder, dem die Polizei schon lange auf den Fersen ist. Skrupellos und äußerst brutal vorgehend, vergreift er sich an jungen Frauen. An einem verschneiten Abend ermordet er Ju-yeon, die Tochter des Polizeichefs Jang, auf bestialische Weise. Ihr Verlobter - Geheimagent Soo-hyun - schwört gnadenlose Rache. Er will Kyung-chul all die Schmerzen zufügen, die dieser seinen Opfern antut. Auch wenn er dazu selbst zum Monster werden muss. Er lässt sich für zwei Wochen beurlauben. Nicht, um das schreckliche Trauma zu verarbeiten, sondern um den psychopathischen Killer auf eigene Faust zu jagen. Ein erbarmungsloser Schlagabtausch beginnt, bei dem Soo-hyun seinen intelligenten Kontrahenten zu unterschätzen scheint...


Es gibt mittlerweile etliche sehr intensive Rachethriller und gerade auch der asiatische Markt kann hier mit einigen wirklich gelungenen Vertretern aufwarten, was der Zuschauer jetzt allerdings mit "I saw the Devil" zu sehen bekommt, ist meiner Meinung nach noch einmal eine erhebliche Steigerung, denn härter und kompromissloser kann ein solcher Film kaum ausfallen. Dabei sollte man vor allem bedenken, das sich der Film von Jee-woon Kim zudem noch von thematisch ähnlich gelagerten Beiträgen erheblich unterscheidet, denn bekommt man es doch nicht nur mit einem handelsüblichen Rachethriller zu tun, sondern vielmehr mit einer äusserst explosiven Mischung, in der auch genügend Anteile des Horrorthrillers und des Folterfilms vertreten sind. Dieser Aspekt sorgt dafür, das man mit einem Gesamtpaket konfrontiert wird das an Intensität und Härte kaum zu überbieten ist, wobei sich der Härtegrad nicht nur visuell, sondern auch psychisch extrem stark bemerkbar macht und dem Betrachter ein wahres Wechselbad der Gefühle beschert. So ist es Regisseur Jee-woon Kim hervorragend gelungen, den Zuschauer im ersten Drittel der Geschichte hauptsächlich mit Ansätzen brutaler Gewalt zu konfrontieren die vor allem einen enormen Härtegrad in dessen Kopf zu manifestieren. In dieser Phase der Geschichte wird nämlich noch größtenteils auf explizite Gewaltdarstellungen verzichtet, so das es der eigenen Fantasie überlassen ist, sich die Taten des brutalen Mörders vorzustellen.

Dadurch wird schon einmal ein enormer Druck aufgebaut der in der Folgezeit durch wirklich derbe und harte Passagen noch zusätzlich untermauert wird, die jedem Gorehound das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Dabei sind die jeweiligen Momente äusserst gut über den gesamten Film verteilt worden, so das zu keiner Zeit der Eindruck einer vollkommen sinnbefreiten Schlachteplatte entsteht, denn jederzeit steht trotz des sehr hohen Härtegrades immer die Geschichte an sich im Vordergrund. Und die ist von der ersten bis zur letzten Minute extrem spannend und interessant in Szene gesetzt worden und beinhaltet trotz einer Laufzeit von knapp 137 Minuten keinerlei langatmige Passagen. In den ersten gut 40 Minuten wird man dabei mit einem waschechten Thriller mit Serienkiller-Thematik konfrontiert, bevor der Plot anschließend in eine Mixtur aus Rachethriller-und Folterfilm umschwenkt und hier aber auch einen eher ungewöhnlicheren Weg beschreitet, als man es aus etlichen anderen Vertretern dieser Art kennt. Im Normalfall kennt man ja eher das Szenario, wenn der Rächer seine aufgestaute Wut möglichst schnell entladen will und den Gejagten schnellstmöglichst zur Strecke bringt, bei "I saw the Devil" jedoch entwickelt sich ein perfides Katz-und Maus Spiel, in dem der Mörder immer wieder gefoltert und gequält werden soll, damit er die gleichen Schmerzen wie seine bisherigen Opfer verspüren soll, um letztendlich förmlich um seine Erlösung zu betteln. Und so entwickelt sich mit der Zeit ein regelrechter Zweikampf zwischen Soo-hyun, der den Tod seiner Verlobten rächen will und dem offensichtlich psychophatischen Frauenmörder Kyung-chul, der von seinem Jäger immer wieder attackiert und gefoltert wird, um später wieder einen Vorsprung zu bekommen, damit die perfide Jagd von Neuem beginnt. Im letzten Drittel der Story nimmt das Geschehen dabei sogar noch eine Wendung, die für zusätzliche Spannung sorgt, dreht der Gejagte doch den Spieß um und kann für eine kurze Zeitspanne sogar die Oberhand gewinnen, was für einige Tote mehr sorgt, die in dem perfiden Spiel gar nicht eingeplant waren.

Das Ganze wurde dabei so temporeich und hart in Szene gesetzt, das man kaum einmal dazu kommt, sich zwischendurch etwas vom knallharten Szenario zu erholen. Dem Zuschauer werden hier kaum Ruhepausen gegönnt und selbt die wenigen etwas ruhigeren Phasen des Filmes bieten immer noch soviel Intensität und Faszination, das man die gesamte Laufzeit über wie unter Strom steht und voll konzentriert bei der Sache ist, um auch nicht eine einzige Sekunde des Geschehens zu verpassen. Selten habe ich in den letzten Jahren einen Film gesehen der dermaßen viel Härte beinhaltet, was aber nicht nur auf die visuellen Gewaltdarstellungen bezogen ist. Es ist vielmehr die Kombination der eigenen Fantasie und die bildlich gezeigte Gewalt, die hier eine Wucht entfachen, der man sich unmöglich entziehen kann. Die Brutalität der Ereignisse trifft einen dabei wie ein Keulenschlag in die Eingeweide, von dem man sich nicht so schnell erholen kann, da er die gesamte Laufzeit über stetig wiederkehrt. Und die Sequenzen, in denen der Splatter-und Gore Liebhaber auf seine Kosten kommt, sind teilweise so hart und eklig, das man es fast körperlich spüren kann. Dennoch entsteht zu keiner Zeit der Eindruck, das der Härtegrad den Rahmen sprengen würde, oder sogar die Geschichte darunter leiden würde, denn Jee-woon Kim hat sorgsam darauf geachtet, das die Anteile in seiner Story gut verteilt sind und letztendlich nahezu perfekt ineinanderpassen, so das letztendlich ein herausragender Gesamteindruck entsteht.

Doch die ganzen positiven Komponenten wäre gar nichts wert, wenn hier nicht auch erstklassige Schauspieler am Werk wären, die den von ihnen dargestellten Charakteren Glaubwürdigkeit und Authenzität verleihen würden. "I saw the Devil" verfügt über diese tollen Akteure, denn bis in die kleinsten Nebenrollen ist die Geschichte absolut perfekt besetzt. Herausragend sind dabei sicherlich die beiden Hauptdarsteller Byung-hun Lee (Soo-hyun) und Min-sik Choi (Kyung-chul), wobei insbesondere Letzterer in der Rolle des Frauenmörders zu glänzen weiss. Wenn man es nicht besser wüsste würde man nie auf den Gedanken kommen, das der mann hier lediglich eine Rolle spielt, denn sein Schauspiel ist schon fast erschreckend authentisch. Die Eiseskälte die dabei von ihm ausgeht, lässt einem streckenweise wirklich das Blut in den Adern gefrieren. Und so gibt es in diesem Film eigentlich rein gar nichts was man ernsthaft kritisieren könnte, da alles perfekt aufeinander abgestimmt ist, was schon zwangsläufig dafür sorgt, das sich "I saw the Devil" auf einem extrem hohen Qualitäts-Level ansiedelt, das nur ganz schwer zu überbieten sein dürfte. Wer gute Nerven und einen starken Magen hat, wird bei diesem asiatischen Film voll auf seine Kosten kommen und mit einem ganzzeitig qualitativ hochwertigem Szenario belohnt, zartbesaitete Menschen sollten allerdings lieber einen großen Bogen um dieses brutale Meisterwerk machen, handelt es sich doch um einen Film, der sich auch nachhaltig im Kopf des Betrachters festfrisst und nicht so leicht zu verdauen ist.


Fazit:


Gearde aus Asien kommen immer wieder extrem harte Filme zu uns, doch vorliegender Beitrag stößt meiner Meinung nach noch einmal das Tor in eine ganz neue Dimension der Härte und Brutalität auf. Sicherlich gibt es etliche Werke die im Bezug auf die rein visuelle Härte noch besser ausgestattet sind, jedoch ist es in vorliegendem Fall die Kombination aus psychischer und bildlicher Gewalt, die eine hammerharte Wirkung auf den Zuschauer hinterlassen, der während des Geschehens gar keine Zeit hat das Gesehene erst einmal zu verdauen. "I saw the Devil" ist ein dermaßen intensives Filmerlebnis, das auch noch lange nach seiner Sichtung erheblich nachwirkt, so das man eine geraume Zeit benötigt, um die Ereignisse zu verarbeiten und richtig sacken zu lassen. Auf jeden Fall aber sollten sich Genre-Fans diesen nahezu perfekten Film nicht durch die Lappen gehen lassen.


9,5/10

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