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Irgendwann reichts auch mal mit dem Rumgeprügel, gerade wenn man ein einstmals gefeierter Horror-, SF- und Mysteryregisseur war, der sich durch seine Vorliebe zu gewissen Storywendungen gegen Ende seiner Werke hervorgetan hat. M. Night Shyamalan, früher mal "Hotshot", inzwischen tapferer Verarbeiter einer soliden Reihe von Filmen, die von Kritikern und Fans mit munterer Tötungsabsicht in die Mangel genommen wurden; hatte nach drei filmischen Rufmorden (die übrigens aber alle noch einigermaßen Geld einspielten) offenbar genug und trachtet inzwischen danach, seine schreiberischen Ergüsse lieber angehenden Jungregisseuren als "Night Chronicles" zur Verfügung zu stellen, die sich an diesen unausgereiften Filmstoffen abarbeiten können. "Devil" ist der Erste von drei geplanten "NC"-Filmen und ans Steuer ließ man John Erick Dowdle, der zuvor das US-Remake von "Rec" als "Quarantine" abgeliefert hatte, ohne sich damit in die Nesseln zu setzen.

Die Story, die ihm dabei zur Verfügung stand, paßt zwar jetzt nicht unbedingt auf einen Bierfilz, aber alles in allem kann man sich des Gefühls nicht erwehren, daß das Exposé ggf. auch als "Twilight Zone"-Episode den Ansprüchen genügt hätte, ohne eine Kinoauswertung geschenkt zu bekommen.
Die Prämisse scheint dabei noch recht gut: fünf völlig Fremde sitzen in luftiger Höhe in dem Fahrstuhl eines Wolkenkratzers fest und einer von ihnen ist der Teufel, der sich offenbar ihre Seelen holen will. Klingt schön, wenn auch, in Anbetracht des vermutlichen Arbeitspensums des guten Bösen, ein wenig konstruiert und übermäßig bemüht.
So soll sich "Devil" dann auch als unheimlicher Mysteryfilm etablieren, bei dem alle Beteiligten, die Eingeschlossenen, die Angestellten des Gebäudes und der in der Gegend ermittelnde Polizist mit trauriger Vorgeschichte nicht genau wissen, was eigentlich vorgeht. Weil die Pointe, die aber just hier verraten wurde, schon alles ist, was der Film erzählerisch zu bieten hat, wird uns der Hintergrund des Geschehens mit schicksalergebener Stimme von einem lateinamerikanischen Wachmann als alte Gutenachtgeschichte von Muttern erzählt.
Das wäre noch nicht so schlimm, wenn er mit dieser Häppchen-Info-Masche nicht stets und ständig jegliche Überraschung aus dem Film saugen würde, denn was immer er erzählt, trifft dann über kurz oder lang auch ein.

Diese Selbstschädigungen sind um so enttäuschender, weil der Rest des Films eigentlich mit Sinn für Stimmung und sicherer Hand auf technisch ausgezeichneten Niveau inszeniert wurde, sieht man einmal von dem erhöhten Computereinsatz für die Außenfassaden und Skylines ab. Düster dräut da das sich ankündigende PC-Unwetter, das mit zunehmender Bedrohung ebenso zunehmend den Himmel verdunkelt und so bleibt dem Publikum nur, die Atmosphäre zu genießen und fröhlich mitzuraten, wer von dem angepißten Quintett in der engen Kabine nun der "devil in disguise" ist.
Die größte Gefahr, nämlich miese Pappdeckelcharaktere aufeinander losgehen zu lassen, umschifft das Skript noch halbwegs gut, konzentriert sich mehr auf die Rettungsaktion als auf den Suspense, der auf beengtem Raum möglich wäre und verzichtet auf allzu lange Dialogpassagen voller Klischees. Der nervigste Charakter beißt dann auch gleich als Erstes ins Glas (jaja, schon richtig) und dann geht es mit fallendem Nervfaktor weiter, aber das macht die Überraschung nicht größer, denn die Angriffe und der Blutgehalt finden vorzugsweise im Dunkeln statt, da man ja den Angreifer nicht sehen darf.
In klassischer Whodunit-Manier legt man nun also rote Heringe und falsche Fährten aus, probiert Rettungsaktionen und bastelt sich einige Tode von Randbeteiligten dazu, damit die 75 Minuten Film auch zusammenkommen, um dann auf der Schlußgerade endlich den Vorhang zu lüften und die Schicksale der Beteiligten miteinander zu verknüpfen.

Aber auch so: ein wirklicher Aha-Effekt will nicht mehr einstellen, da hat das Voiceover längst ganze Arbeit geleistet und erstmals seit Jahren wünscht man sich heißersehnt eine knackige Schlußpointe von Onkel Shyamalan, die alles wunderbar auf den Kopf stellt, doch stattdessen läuft der Film eher märchenhaft ruhig aus und läßt das Publikum verblüfft zurück.
So stimmt denn die Atmo, die Kamera, die Tricks erweisen sich als solide Facharbeit und die Darstellerleistung der relativ unbekannten Besetzung kann sich sehen lassen, was für solide B-Ware, wie sie heute selten aus der Traumfabrik kommt, ohne einen existierenden Film zu kopieren oder zu schänden, gut stehen würde, doch das Skript ist selbst für moderne TV-Verhältnisse dann doch etwas phantasiearm und rollt mit der Unausweichlichkeit einer selbsterfüllenden Prophezeiung von dannen.

Für Nicht-Horrorfans könnte dieser Film mal ein Happen zwischendurch sein, alle die an stärkeren Stoff gewöhnt sind, werden kaum begeistert heimlaufen. So summiert sich das alles zu einem ganz ordentlichen 6,5/10 für die Erstansicht, doch leider ohne Entwicklungspotential für mehrfache Wiederholung - dafür wiederum sind die Figuren zu flach, die Story zu offensichtlich gestrickt.
Und was die nächsten zwei Elaborate aus Nighties Zettelkasten angeht: Send in the Twists! We need them! (6,5/10)

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