„Meine Braut ist übersinnlich“ beweist eins überdeutlich: man kann mit einem hervorragenden Cast einerseits einen Klassiker drehen und mit den gleichen Hauptdarstellern praktisch parallel eine totale Bauchlandung hinlegen. Leider gehört Richard Quines angebliche Romantikkomödie zur letzteren Kategorie.
Der Klassiker, auf den man sich beziehen darf, ist ebenfalls im Jahr 1958 veröffentlicht und heißt „Vertigo“, inszeniert von einem gewissen Alfred Hitchcock. Die Hauptrollen hatten James Stewart und Kim Novak in einer flotten Doppelrolle inne und genau dieses Pärchen führt auch hier den Cast an. Der übernatürliche Touch, den Hitchcock in seinem „Von-den-Toten-zurück“-Plot latent anklingen ließ, hat hier sogar solide Grundlagen: Novak ist eine echte Hexe mit magischen Kräften, fühlt sich aber zu einem Normalsterblichen (Stewart als Buchverleger) hingezogen.
Das klingt wie eine witzige Grundlage, noch dazu wenn man weiß, das auch noch Jack Lemmon und Elsa Lanchaster durch die Szenerie huschen.
Doch die Umsetzung von John van Druten Theaterstück hat in der Filmversion nicht viel Erinnerungswertes zu bieten, bleischwer wälzen sich die 106 Minuten dahin, die nicht einen magischen Funken auf die Leinwand bannen können.
Dabei wird durchaus eine Menge gezaubert, nur Spaß macht das alles leider kaum.
Zu kompliziert sind die Regeln, denen Hexen und Hexenmeister hier ausgesetzt sind, zu umständlich werden diese, nicht allgemein bekannten Informationen, irgendwo im Nebendialog versteckt. Hexen können nicht weinen, nicht erröten und richtig verlieben können sie auch nicht. Sie können ihre magischen Kräfte nicht dazu einsetzen, sich zu bereichern.
Wer sich jetzt fragt, wo da der Spaß ist, hat Recht: man sitzt meistens angeregt, aber eigentlich nur exzentrisch in einem Kellerclub namens „Zodiac“ herum und erzählt Käse. Lanchester benutzt ihre Kräfte zwar noch zum Spionieren, doch Lemmons Faxen (er macht ständig Straßenlaternen aus) sind weniger als banal und schlichtweg unspektakulär. Die Naivität, die Leichtigkeit, beides fehlt vollständig.
Und da passen die Protagonisten voll ins Bild: Stewart ist mit 50 Jahren mehr als deutlich zu alt für seine weiblichen Pendants Kim Novak und Janice Rule, die beide ein Vierteljahrhundert jünger sind. Darum spielt er auch seinen zerstreuten Comedy-Standard herunter, wenn er nicht – wie übrigens über weite Teile des Films – sowieso unter einem Liebeszauber steht.
Kim Novak wiederum ist optisch nicht nur mysteriös-attraktiv – und somit eigentlich die perfekte Besetzung – doch leider bar jeder Leidenschaft in der Performance. Weil sie wahre Liebe ja nicht richtig empfindet, wirkt sie stets ein wenig gelangweilt, ein wenig mürrisch und ein wenig hinterhältig, doch das genügt leider nicht, um Sympathie bei den Zuschauern auszulösen. Der Zwiespalt, in dem sie sich befindet, weil sie Stewart nur per Zauber an sich binden kann, wird nicht deutlich genug - und im Grunde ist der ganze Film viel zu ernst.
Während die Romantik typisch ausgespielt wird, wogegen nichts spricht, funktioniert die Comedy nur auf der Basis mühsam eingebauter Witzchen, etwa durch Ernie Kovacz, der hier einen Bestsellerautor gibt, der ein Experte für Hexen und Hexenmeister sein will, aber nie einen oder eine erkennt, bis sie sich ihm vorstellen. Allerdings sieht er meistens nur wie Onkel Janosch aus Budapest zu Besuch aus den Staaten aus.
Lanchester versuchts mit der naiven Durchgeknallten, während Lemmon leider in die augenrollenden und grimassierenden Tata-Darstellungen verfällt, die „Some Like it Hot“ streckenweise unerträglich machen.
Ein Highlight hätten noch die magischen Tricks sein können, aber die wirken auch eher bedrohlich als bezaubernd und meistens nicht perfekt dimensioniert, um wirklich in Erinnerung zu bleiben. Allein die Sequenz, in der eine (sexuell eindeutig bedrohliche) Kim Novak James Stewart in einen Liebeszauber stürzt, wirkt auch visuell nach, allerdings gehört die eher in einen Thriller oder Horrorfilm.
Alles im allem wirkt der Film in seiner Beliebigkeit wie eine typisch albern-schräge 60er-Jahre-RomCom, nur noch im eleganteren 50’s-Gewand, mit schönen Studio- und Außenaufnahmen eines winterlichen New York. Zu seiner Zeit durchaus als ein Blockbuster promotet, erbrachte der Film irritierenderweise mehr ein als der medioker aufgenommene „Vertigo“, hat sich über die Jahre aber nicht wirklich gut gehalten, weil er weder das richtige Tempo noch die nötige Gelenkschmiere hat. Alles in allem auch im Publikum kaum etwas in Sicht, in das man sich verlieben könnte. (4/10)