kurz angerissen*
Science Fiction wie diese muss einem verschwenderisch organisierten Gesellschaftsbild entspringen. Für Szenen wie solche, in denen Charlton Heston mit seinem hochtourigen Dodge wild und willkürlich durch das leergefegte Los Angeles rast, wurde das Genre erfunden: Nicht nur haben die Impressionen einer ausgestorbenen Großstadt eine nach wie vor geisterhafte Wirkung, auch symbolisieren sie die Ziellosigkeit des Konsumprinzips. Ist der Wagen nach einer Kollision beschädigt, wird einfach ein Fenster eingeschlagen und ein neuer Wagen besorgt. Gefällt das Outfit nicht mehr, besorgt man sich ein neues in einem verlassenen Bekleidungsgeschäft. Boris Sagal macht die bittere Ironie gewonnener Freiheit in einem Umfeld, das die Freiheit wertlos macht, spürbar bis in die Knochen. Von dieser visuellen Kraft zehrt selbst das Remake mit Will Smith knapp vierzig Jahre später noch.
Kommen später die Mutanten hinzu, schlägt „Der Omega Mann“ in eine Spur mit „Die Zeitmaschine“ ein und wird von der Thematisierung einer Klassengliederung bestimmt, wobei in beiden Fällen die Ausstattung von kulturellen Relikten dominiert wird, die in der neuen Weltordnung mitunter ihren praktischen Wert verloren haben, bestenfalls zweckentfremdet wurden oder im ungünstigsten Fall nur noch von nostalgischem Nutzen sind. Im Gegensatz zum zeitlosen Wells-Klassiker sind allerdings die 70er-Jahre hier außerordentlich präsent und bestimmen ganz konkret zeitgemäße Themen, wobei der gemischtrassige Kuss zwischen Charlton Heston und Rosalind Cash das höchste Diskussionspotenzial entfaltete.
Die Verknüpfung aktueller Problematiken mit universellen Aspekten kommt vielleicht nicht immer zu einem runden Abschluss; insbesondere das antiklimatische Ende ist streitbar. Allerdings geben teils sehr menschliche, um nicht zu sagen philanthropische Momente im Drehbuch eine greifbare Dimension, die das Endzeitepos dazu qualifizieren, für den Zuschauer ein persönlicher Favorit zu werden. Seine Verletzlichkeit in Form angreifbarer Punkte ist eine logische Konsequenz dieses Umstandes.
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