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Spoiler inside!

Boris Sagals Verfilmung von Richard Mathesons berühmtem SF-Roman mag die bekannteste Version sein, ob sie allerdings auch die beste ist, bleibt umstritten. Definitiv sagen kann man, daß der Film qualitativ in zwei Hälften zerfällt, von denen die erste zweifellos die bessere ist.

Hier erwecken die Bilder das mögliche Grauen eines bakteriologischen Krieges zu neuem Leben, wenn in Rückblenden die politischen Umstände geschildert werden, durch die die Entvölkerung der Welt stattfand. Ausgelöst durch einen russisch-chinesischen Militärkonflikt wurden bakteriologische Waffen freigesetzt, an deren Wirkung nahezu die gesamte Menschheit starb, laut Film im Jahr 1975. Inzwischen befinden wir uns im Jahr 1977 und in den Straßenschluchten einer Großstadt scheint Robert Neville (Charlton Heston) der einzige normale Überlebende zu sein, dank eines Impfserums, das er nach einem Helikopterabstuz nur noch sich spritzen konnte. Alle anderen Überlebenden sind mutiert, weißhäutig, lichtempfindlich, mit Nachtaugen versehen und sich in schwarze Kutten hüllend, ihn ständig verfolgend, da sie in ihm das letzte Relikt der ausgestorbenen Seuche des Fortschrittsglauben sehen. Sie nennen sich die "Familie" und stellen eine mörderische Retro-Sekte dar.

Die erste Filmhälfte gibt dem Zuschauer die momentane Situation wieder, erklärt per Rückblenden, was geschehen ist und schildert den alltäglichen Kampf Nevilles gegen die tagscheuen aber nachtaktiven Familienmitglieder, während er selbst eher mit der zermürbenden Einsamkeit zu kämpfen hat.
Der morbide Reiz geht von den vollkommen verlassenen Straßenschluchten aus, durch die Neville mit seinen Autos braust. Deutlicher werden die Bildern dann, wenn er zum Zweck der Lebensmittel- oder Autosuche in die verlassenen Häuser geht oder Jagd auf die Familie macht. Ausgemergelte Leichen, Staub, Zerfall und Zerstörung - all das symbolsiert eine verloren gegangene Zivilisation.
Neville selbst hat sich mit schweren Geschützen in seinem Haus verbarrikadiert, um sich gegen die ständigen Angriffe zu wehren. Klaustrophobie und Bedrohung allerorten.

Doch natürlich ist Neville nicht wirklich der letzte Mensch auf Erden - es gibt noch andere, die in den Bergen wohnen. Das Auftauchen einer jungen schwarzen Frau erscheint ihm bald wie ein Traum, doch als er kurz darauf von einem Scheiterhaufen im Stadion gerettet wird, sieht er das schon anders.
Ab diesem Punkt jedoch verliert der Film mit jeder Sekunde seinen herben, realitätsnahen Zynismus. Rosalind Cash, die die Lisa gibt, kann kaum als erfahrene Schauspielerin betrachtet werden und setzt keine Akzente. Überhaupt kommt die Entscheidung, sie als eine Art "Blaxploitation"-Vorläuferin (zumindest vom Outfit her) erscheinen zu lassen, nicht eben geschickt rüber, mehr wie eine Konzession an gängige Kino-Strömungen. Die übrigen Überlebenden wirken denn auch wie eine Hippie-Land-Kommune und die Bemühungen um Lisas bereits infizierten Bruder Richie zäh und schleppend. Ganz abgesehen natürlich von der überflüssigen Love Affair zwischen Weiß und Schwarz (andererseits: immerhin!).

Ganz finster sieht es dann im Showdown aus, der Lisa von einem Augenblick zum anderen verwandelt zeigt (und religiös fanatisiert), Richie in der Rolle des naiven bis blöden Idealisten sterben läßt und aus Neville in Christuspose einen sterbenden Heilsbringer, Märtyrer und Erlöser, dessen Serum zukünftige Generationen retten könnte.
Allein die Tatsache, daß seine Leiche zum guten Schluß im Springsprunnen liegen gelassen wird, zeugt nur von symbolischer Bildsuche, weniger von realistischem Anstrich.

Heston ist wie üblich markant in seinen SF-Rollen, sein naturgegebener Hetero-Chauvi-Charme funktioniert, obwohl die sanfte Psycho-Seite vom Beginn attraktiver ist. Ansonsten ist hier niemand zu erwähnen, nicht einmal Anthony Zerbe als Familienführer Matthias kann durch mehr als Plattitüden auffallen.
Trotzdem machen die Außenszenen immer noch ein seltsames Gefühl im Bauch und den "Omega-Mann" zu einem visuell attrakiven Film. Leider kann er, wie später "Soylent Green" seinen Anspruch nicht über die volle Länge retten. (6/10)

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