„Der Omega Mann“ erschien im selben Jahr wie der themenverwandte „Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All“ von Robert Wise. Beide Werke setzen sich mit der Bedrohung durch biologische Kampfstoffe und deren Folgen auseinander, kann bei Wise die weltweite bakterielle Verseuchung noch abgewendet werden, ist es in diesem Fall schon zu spät.
Ein Krieg zwischen Sowjets und Chinesen, geführt mit bakteriellen Kampfstoffen, hat die Menschheit an den Rand der Vernichtung geführt. Die meisten Überlebenden sind furchtbar entstellt, reagieren empfindlich auf Licht und kommen deshalb nur nachts aus ihren Verstecken. Robert Neville (Charlton Heston) war vor dem Krieg Wissenschaftler und suchte nach einem Serum gegen die tödliche Seuche. Dank des von ihm entwickelten Gegenmittels, welches es er nicht mehr rechtzeitig verbreiten konnte, ist er nun der einzige Mensch in einer ausgestorbenen Stadt. Matthias (Anthony Zerbe) und seine entarteten Mitstreiter haben es sich zur Aufgabe gemacht alle Überbleibsel der Menschen, ihre Technik und Kultur zu vernichten. Neville stellt für Matthias das wichtigste Symbol für die bösartige Gesellschaft dar und muss ebenfalls ausgelöscht werden…
Der Auftakt bietet gleich ein paar der besten Szenen des gesamten Films. Wenn Charlton Heston durch die ausgestorbene Großstadt fährt kommt richtig Endzeitstimmung auf. Nirgendwo eine Menschenseele zu sehen, kaum ein Geräusch wahrnehmbar. Die Stadt ist ein riesiger Selbstbedienungsladen: Neville wechselt nach Belieben das Fahrzeug oder geht shoppen. Ein surreales Bild was hier gezeichnet wird, was sich noch mehr in der Figur Neville verfestigt. Dieser residiert in einer mit Maschinengewehren und Stacheldraht geschützten Festung. Während die Welt scheinbar untergegangen ist genießt Neville Whiskey und hüllt sich in edle Kleider. Vor seinem Haus rotten sich in Scharen die Anhänger des fanatischen Matthias zusammen und rennen immer wieder gegen die Mauern an. Im Gegensatz zu Neville haben sie der verteufelten Technik abgeschworen und versuchen mit mittelalterlichen Mitteln wie Katapulten einzudringen, gegen Nevilles Granaten und automatische Waffen haben sie aber keine Chance. Der ungleiche Kampf erinnert sogar einwenig an die Zombiehorden aus George A. Romeros „Dawn of the Dead“. In der Buchvorlage „Last Man on Earth“ waren es hingegen noch Vampire.
Besonders im ersten Drittel kann der Film sein volles Potential ausschöpfen. Neville glaubt der letzte verbliebene normale Mensch zu sein und lebt fürstlich während der Mob vor dem Haus lauert. Es gibt viele stimmige und groteske Momente, wenn Neville mit einer Cäsarenbüste Schach spielt weiß man nicht so recht wie es um seinen Geisteszustand bestellt ist oder wenn sich Neville im Kino „Woodstock“ ansieht und jeden Dialog mitsprechen kann.
Leider baut der Film mit der Einführung weiterer Überlebender merklich ab. Die Figur Neville rückt mehr und mehr in den Hintergrund, der Fokus verlagert sich auf eine unnötige Romanze und mittelmäßige Actioneinlagen. Auch die „Familia“ ist in ihren Absichten nicht wirklich überzeugend, gruselig sind die Kapuzenmänner mit Sonnenbrille schon gar nicht. Neville darf den Wunderheiler und Retter der Menschheit spielen der sich zum Schluß heldenhaft aufopfert… nicht wirklich ein passendes Finale und bezeichnend für eine zweite Hälfte ohne Tiefgang, der Vergleich zu „Soylent Green“ oder auch „Andromeda“ hinkt also etwas.
Fazit:
Spannender Sci-Fi Film der frühen 70`er mit einen gut aufgelegten Charlton Heston. Leider geht der gut durchdachten Grundidee zu früh die Puste aus um über die volle Länge ein düsteres und beklemmendes Zukunftsbild zu zeichnen. Kein Meilenstein aber trotzdem sehenswert.