Review

Staffel 10 - 6,5/10

Staffel 10


Vergangenheitsbewältigung statt Showdownvorbereitung

In der vorletzten Staffel „The Walking Dead“ kommt der Kampf gegen die Whisperer zum Höhepunkt und Abschluss - und satte sechs Zusatzepisoden nehmen gegen Ende „interessante“ Umwege. Kann die einst gefeierte Zombieserie, die allerdings ihre besten Zeiten längst hinter sich hat, kurz vorm Finale nochmal aufdrehen oder quält man sich dem Ende entgegen?

„The Walking Dead“ gefällt mir schon lange nicht mehr wirklich gut. Zur Totalgurke ist die Serie (trotz vieler Unkenrufe) zwar noch nie verkommen, aber die Glanzzeiten scheinen weiter weg als Rick Grimes von unserer gewohnten Gruppe. Und so denke und fühle leider nicht nur ich. Die größte Frage entsteht aber genau durch diesen Fakt: warum gucken wir „Enttäuschten“ oder gar „Hater“ trotzdem weiter? Weil das Ende naht und man die Reise einfach zu Ende bringen will? Oder weil „TWD“ dann doch noch genug Aspekte hat, die einen fesseln und unterhalten? 

Bei mir persönlich ist es eine Mischung aus beidem und Staffel 10 macht dies nochmal überdeutlich. Im Guten wie im Schlechten. Es gibt noch immer unumstößliche Highlights wie das Zombiedesign und Make-Up, Figuren die man liebgewonnenen hat wie Carol oder plötzliche, schockierende Tode. Sogar ganze Highlightepisoden wie Negans Backstory oder der Ausflug in die Zombiehöhlen (als kleine „Day of the Dead“-Hommage). Doch die bleiben kleine leuchtende Punkte in einem Meer aus Matsch und Allerlei, aus Redundanz und Rückfällen in alte Gewohnheiten. Es dreht sich im Kreis, es wird auf der Stelle getreten, die Whisperer versprühen nie genug Gefahr und Grusel. Geschweige denn die Zombies.

Es gibt zu viele B-Figuren, die einem egal sind. Das alte Flair und die alte Gruppe ist weg. Der Look ist immergleich, die Wälder und Wege sind ausgetretener als ein Pilgerfahrt. Vor allem weite Teile der sechs Bonusepisoden (abgesehen wie gesagt von Negans Weg) werden echt zu einem Geduldstest. Und so hat die letzte Staffel mit wieder weit über 20 Folgen einen große Aufgabe und Bürde, eine einst legendäre und wegweisende Serie zu einem würdevollen, vielleicht sogar endlich mal wieder kreativen und spektakulären Abschluss zu verhelfen. Was ich jedoch arg bezweifle, da das gesamte „TWD“-Universum immer noch Richtung Spin Offs und Kinoableger ausgebaut wird - eine fatale und völlig fehlgeleitete Richtung meiner Meinung nach, wenn man den „Hauptstrang“ und sein Momentum längst verloren hat… 

Fazit: trotz ein paar starker Momente befindet sich „TWD“ noch immer ziemlich im qualitativen und unterhaltungstechnischen freien Fall. Oder zumindest Stillstand. Und das ist tödlich bei Serien. Wenn allein bei den sechs (!) Zusatzepisoden nur der Negan-Hintergrund wirklich überzeugt, dann sagt das schon alles aus über Innovation, Überraschung und Ideen(armut). Nur noch für Zombiefans und Komplettisten. (6,5/10)

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