Staffel 9 - 8/10
Staffel 9
Man hat mir geflüstert, dass es bald vorbei ist...
„The Walking Dead“ muss man - und da ist es egal wie man momentan zu ihr steht bzw. die Serie über die Jahre in der Gunst vieler Zuschauer gefallen ist, dem Vergleich zu anderen Hochkarätern wie „Game of Thrones“ eh nie ganz standhalten konnte - als eine der prägendsten und größten Serien der letzten 15 Jahre nennen. Sie hatte etliche unvergessene Highlights über die alle geredet haben, sie hatte wirklich packende Momente, hat das Zombiesubgenre im Alleingang in neue Popularitätshöhen geführt und mir mainstreamig genug Spaß bereitet. Die Comics sind zwar noch besser, aber auch die Serie wird, wenn sie denn bald wirklich (endlich?) aufhört und nicht weiter zu Tode geritten wird, Bestand haben. Die ganzen mageren Ableger und unnötigen Ausschlachtungen lasse ich dabei ganz bewusst außer Acht.
Und dennoch kann ich natürlich nicht verleugnen, dass „The Walking Dead“ seine frischsten und packendsten Zeiten hinter sich hat. Für manche war das nur die wegweisende, knackige erste Staffel. Für andere die Konfrontation mit dem Gouvenor im Gefängnis. Und für wieder andere die schockierende Einführung Neagans. Doch solche Höhepunkte sind teils lange Vergangenheit. Nach der gefühlt noch weniger als auf der Stelle tretenden achten Staffel musste nahezu zwangsläufig ein Umdenken, eine Neuausrichtung her. Ausserdem darf das Finale gerne langsam vorbereitet werden. Es muss wieder mehr Abwechslung, Härte, Spannung und Farbe rein. Schafft man dies im neunten Jahr? Bringen die neuen Produzenten etwas? Oder quält man sich eher durch die womöglich weiterhin etwas schläfrigen 16 Episoden dieser „gehobenen Soap mit Zombies“?
Und hier muss ich direkt mal eine Lanze brechen - ja, Staffel 9 macht eindeutig einige Schritte wieder in die richtige Richtung. Klar gibt es immer noch Füllerfolgen. Klar sind die Dialoge immer noch nicht allzu weit über „GZSZ“. Klar gibt’s immer noch zu selten „Zombieaction“. Es gibt zu wenig Neagan. Es sind gefühlt etliche (Neben-)Figuren zu viel. Tode berühren einen längst nicht mehr wie einst. Der Look bleibt trist und ewiggleich braungrau. Einigen Darstellern merkt man mittlerweile sogar am eingeschalteten Autopilot doch etwas ihre Charaktermüdigkeit an. Und dennoch möchte ich hier ein paar verdammt positive Punkte (inklusive leichten Spoilern) aufzählen, die mich nun doch wieder mit mehr Interesse auf die Serie und ihre zwei letzten Jahre schauen lassen werden:
+ Ricks Abschied (trotz Cop Out durch die Filmhintertür) ist gelungen/würdig/emotional
+ Zombie-Make Up immer noch top notch/wird von Jahr zu Jahr sogar besser/verwester
+ das „Kino-Sidequest“ des Königreichs
+ zum ersten Mal Winter/Schnee!
+ Ezekiel und Carol sind ein süßes Paar
+ Einführung der Whisperer ziemlich beängstigend und fies
+ eine Menge Tode dieses Jahr (auch von größeren Figuren)
+ die „Pfahlgrenze“ ist endlich mal wieder ein wahrer Wow-Moment
+ Alpha und Beta stark besetzt und verkörpert
+ Staffel deckt gefühlt eine Menge Zeit und Raum ab
+ Rick Junior / Zukunft macht neugierig
+ Zeitsprung cool gelöst
+ Judith Grimes!
+ Daryl bekommt mehr Szenen zu scheinen (inklusive „Hund“)
+ durchaus sehr atmosphärische Momente (z.B. Friedhof/Jesus' Tod)
+ kurze Rückkehr alter Bekannter für Ricks „Abschied“
+ die wenigen Neagan-Szenen sind nicht zu verachten (inkl. seiner interessanten Beziehung zu Judith)
+ die neue Gruppe rund um die Taubstumme ist ein Lichtblick
+ Carol bleibt badass
Fazit: mühsam ernährt sich das Zombieeichhörnchen... Staffel 9 bietet wieder etwas mehr Tempo, Abwechslung und Spannung als zuvor, die leichte aber kontinuierliche Talfahrt der Serie ist erstmal gestoppt und vielleicht sogar umgekehrt. Von Neagans kleinem Arc über Ricks „Abschied“ bis hin zu der ersten richtigen Machtdemonstration der Whisperer - ich hatte keine schlechte Zeit. Was man über einige der vergangenen Jahre von „TWD“ nicht immer sagen konnte. Selbst wenn auch im neunten Jahr keine ganz großen, neuen Höhepunkte mehr für die Serie erreicht werden. Denn selbst auf den Pfählen hängen im Endeffekt keine ganz entscheidenden Köpfe... (8/10)