Review

Season 1 (US-Dvd)

Ich hatte letztes Jahr das Vergnügen einige Zeit in den USA zu verbringen. Der Trip über den großen Teich fiel genau in die Zeit vor Halloween und so wurde ich (als jemand der eig. ungerne Serien schaut) von der grandiosen Werbung für den Serien-Start von "the Walking Dead" nahezu angefixt.
Die Vorschau ließ mich schon ahnen, dass die Serie das Potential hat, für mich das Maß aller Dinge zu werden.
Als absoluter Zombie-Fan musste ich mich schweren Herzens einen Tag vor Halloween (bzw. Serien-Start) in den Flieger Richtung Heimat setzen. Fest entschlossen mir möglichst zeitnah die Dvd zu besorgen, hatte ich natürlich bereits früh Bedenken, dass die Serie in "good ole Germany" eine ungeschnittene Veröffentlichung erfahren wird.
Es kam, wie es kommen musste und auch die UK-VÖ ist leider nur zensiert erhältlich und die Wartezeit wurde dadurch noch weiter verlängert, da ich leider nirgends die US-VÖ erstehen konnte.
Doch vor vier Tagen wurde meine Leidenszeit endlich beendet, da meine Freundin mir die Anchor Bay Dvd aus den Staaten mitbrachte. Natürlich waren die Erwartungen hoch, aber sie wurden sogar noch übertroffen und als heute der Abspann der letzten Folge über den Bildschirm flimmerte begann das lange warten auf die nächste Staffel...

Die Serie macht meiner Meinung nach alles richtig, was es richtig zu machen gibt. Sie zählt für mich zum athmosphärisch besten, was das Genre seit "Night -" und Dawn of the Dead" hervor gebracht hat. Hinzu kommt, dass die Möglichkeiten der Charakter-Entwicklung bei 292 min Laufzeit natürlich wesentlich größer sind als bei nur 96min / 116min ("Night" / "Dawn").

Hier liegt meiner Meinung nach die größte Stärke von "the Walking Dead". Man legt großen Wert darauf darzustellen, wie die Charaktere auf emotionaler Ebene mit den schrecklichen Umständen der "Zombie-Apokalypse" zurechtkommen. Ich kenne die Comics zwar leider (noch) nicht, habe mir aber sagen lassen, dass dies auch hier wichtiger Aspekt ist.
Zur Abwechslung stehen nicht die Gore-Szenen im direkten Mittelpunkt, obwohl die Serie natürlich einen passenden Gewaltgrad aufweist. Hierbei geht man einerseits nich zimperlich vor, verfällt andererseits aber nie in selbstzeweckhafte Effekt-Hascherei.
Die Make-Up Effekte sind gut gemacht und stellen zumeist noch Handarbeit dar. Leider darf, wie heutzutage üblich, die Blutdarstellung durch Computer-Effekte nicht fehlen. Ich bin eig. Gegner dieser PC-Spielerei, aber wenn sie an anderen Stellen der Serie so grandiose Arbeit leistest und mit echtem Maskenbilder-Handwerk verbunden wird, wie beispielsweise beim "Bicycle Girl" (einer armen Zombie-Frau, die ohne Unterkörper ihren Tag damit verbringt, durch einen Park zu kriechen), sehe ich gerne darüber hinweg. Das Tempo der Serie schwankt zwischen spannend-schnell und dramatisch-langsam, je nachdem ob gerade Action- oder Gefühlsmomente angesagt sind.
Interessant ist außerdem, dass man versucht hat soweit wie möglich auf Musik-Untermalung zu verzichten, um die Musik sozusagen als besonders kraftvolles Stilmittel aufzusparen und auch hier kann ich nur wieder sagen: Umsetzung top gelungen.

Die Schauspieler leisten ausnahmslos gute Arbeit und schaffen es die inneren Konflikte ihrer Figuren gut zum Zuschauer zu transportieren.


Soviel zum Handwerk, nun noch ein wenig zu Inhalt:

Die Serie startet mit einem Ausschnitt aus dem Leben des Sheriffs Rick Grimes aus der Zeit vor der Katastrophe:
Er wird bei einem Einsatz angeschossen und liegt anschließend im Koma. Hier hatte ich zunächst Bedenken, dass das Ganze zu sehr in Richtung "28 Days later" orientiert sein könnte. Spätestens als Grimes jedoch seine ersten beiden (vorläufigen) Mitstreiter kennenlernt war es mit meiner Reserviertheit vorbei.
Die beiden haben sich im Haus eines Nachbarn verschanzt und müssen sich jeden Tag ansehen, wie Ihre Frau/Mutter als sog. "Walker" durch die Straßen schlurft. An dieser Stelle zeigt sich zum ersten Mal, welche Richtung später im Bezug auf die psychischen Probleme der Figuren eingeschlagen werden soll: Morgan Jonesschafft es nicht seine Frau, oder die leere Hülle mit der Gestalt seiner Frau, zu erschießen.

Was man außerdem relativ früh feststellen muss ist, dass sich Figuren die man eigentlich lieb gewonnen hat mal friedlich, mal weniger friedlich aus der Handlung verabschieden können, auch hier soll wieder ein Element der Comics übernommen worden sein.
Man trifft im Verlauf der Handlung dann teilweise auf die üblichen Verdächtigen (Rednecks/Gangster/etc.), auf der anderen Seite auf eher untypische Figuren, wie meinen den alten Mann (und meinen heimlichen Favoriten) Dale, gespielt von Jeffrey Demunn.

Was bleibt also unterm Strich?
Bis auf ein, zwei Kleinigkeiten (einmal der zu stark dramatisierte Tod einer weiblichen Figur und eine große computergenerierte Explosion am Ende der Serie) bin ich restlos begeistert.
Ich freue mich riesig, dass man es geschafft hat das Zombie-Genre auf eine Art in die Moderne getragen hat, die ich mir bei Romeros neueren Streifen immer gewünscht hätte.
Für mich DAS Highlight seit unbestimmter Zeit, mit echtem Zeug zum Kult. Schade um die deutschen Veröffentlichungen und alle die sie unwissenderweise kaufen.

Ach ja,
außerdem hoffe ich, dass man den rechtzeitigen Absprung schafft und der Serie keine unwürdig langezogene Handlung verpasst, nur um Geld zu machen.

Details
Ähnliche Filme