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Nach gut 90 Minuten Wrecked liegt einem ein Stein im Magen, man fühlt sich zurückgelassen, denn der Film blendet aus, ohne ein wirkliches Ende zu liefern. Ähnlich ergeht es der Hauptfigur (Adrien Brody), die sich ohne Erinnerung in einem Autowrack im Wald wiederfindet. Eingeklemmt unter dem Armaturenbrett, ohne Vorstellung von dem, was passiert ist, und von dem, was passieren wird. Auf dem Rücksitz liegt eine Leiche. Im Wald liegt eine weitere, die durch den Unfall offensichtlich durch die Windschutzscheibe katapultiert wurde.

In den ersten 20 Minuten zeigt der Film die absolute Hilflosigkeit des Mannes. Dann fügt sich eine erste Halluzination in Form einer Frau ein. Nachdem es dem Mann gelingt, sich zu befreien, trifft er auf einen Hund, der ihn bei seinem Weg durch den unendlichen Wald begleitet. Da das eine Bein des Mannes gebrochen ist, kriecht er langsam über den Boden. Bis dahin wurde kaum ein Wort gesprochen, das ändert sich auch im Verlauf des Filmes nicht.

Tja, dies scheinen die Voraussetzungen für 90 Minuten Langeweile pur zu sein, wenn da nicht das Spiel Adrien Brodys wäre. Von der ersten Einstellung fesselt seine Präsenz, macht jeden Dialog oder Monolog überflüssig. Ich hab die 90 Minuten mit dieser Figur gefühlt, die Ausweglosigkeit, die Hoffnung, die sich in der Kriecherei ausdrückt, um doch noch gerettet zu werden und endlich zu erfahren, wer er ist und was er hier im Wald tut, ob er ein Killer ist oder nicht. Durch die Verbindung mit dem fremden Hund kommen auch weitere Emotionen in den Film, der durch seine ruhige Kamera und tolle Bilder ebenfalls überzeugt. Auch wenn hie und da ein wenig Naturaction mit wilden Tieren nicht geschadet hätte, vermisst habe ich sie nicht, denn Brody fesselt einen einfach. Seine Gestik und Mimik bringen jedes Gefühl, das in ihm vorgeht, zum Vorschein, ohne dass es übertrieben wirkt.

Ohne den sehr guten Hauptdarsteller hätte der Film sicher nicht funktioniert, aber auch die Regie macht alles richtig. Nur im Drehbuch sind wegen des meist gleichbleibenden Tempos und der Rückblenden leichte Schwächen auszumachen. Denn die Rückblenden tragen zwar zur Verwirrung bei, und zeigen so, was in dem namenlosen Mann vorgeht, aber deren Umsetzung ist doch etwas zu konservativ.

Zum Schluss werden dem Zuschauer noch ein zwei Twist gezeigt, die der Story gut tun, aber das Ende bleibt doch weitestgehend offen. Den Namen des Mannes erfahren wir nicht, der Hund ist nicht mehr aufzufinden und wie das Ganze weitergeht wird auch nicht angedeutet.

Fazit:
Mich hat Wrecked gefesselt und gut unterhalten. Die knappe Laufzeit erspart dem Zuschauer übermäßige Längen und Adrien Brody zeigt mal wieder, dass er doch ein guter Schauspieler ist. Ein außergewöhnlicher Film, dem nicht jedem gefallen wird. Wer sich aber auf sehr ruhiges Kino einlassen mag und bereit ist, einer Figur nahezu stumm über 90 Minuten zu folgen und mit ihr zu leiden und zu hoffen, der ist hier sehr gut aufgehoben. 8/10

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