The King's Speech
Als Mitglied der britischen Königsfamilie steht man immerzu im Rampenlicht und muss auch hin und wieder in diesem agieren: Lächeln, winken und...sprechen. Doch gerade letzteres ist für Prinz Albert eine wahre Tortur. Denn dieser stottert und das nicht wenig, bei nahezu jedem Anlass, ob öffentlich oder im Privaten vor seinen Töchtern. Als er dann auch noch wider Erwarten König wird, weil sein älterer Bruder abdankt und der Zweite Weltkrieg bevorsteht, wird die Lage immer enger. Das Volk erwartet einen moralischen Führer, der zu ihm spricht. Auftritt Lionel Loge, ein Sprechexperte, der von nun an versucht, dem König zu einer überzeugenden Rede zu verhelfen. Der Weg dorthin ist immer zurückhaltend und doch sehr stilvoll bebildert worden und weiß filmisch auch einige Eigenarten aufzuweisen. Warum und zu welchem Zweck genau lässt sich nicht sagen, jedoch platziert Regisseur Tom Hooper seine Figuren bei der Kadrierung seiner Bilder sehr häufig an deren Rand; oft sind sie links oder rechts im Frame und nicht, wie üblich, zentral. Das tut dem Film an sich natürlich keinen Abbruch, sondern sorgt sogar für visuelle Abwechslung. Ansonsten ist "The King's Speech" vor allem ganz großes Schauspielkino geworden. Colin Firth als stotternder Royal mit aufbrausendem Temperament ist großartig; jede einzelne Silbe, die in seinem Halse steckenbleibt und die Panik davor, sie nicht rauszubekommen ist ihm deutlich anzusehen. Geoffrey Rush als sein Therapeut Logue hingegen ist nie um eine spitze Bemerkung verlegen, ein Umstand, der im Film selbst sogar angesprochen wird. Mit viel Charisma und einer lebendigen Mimik, bei der selbst die kleinste Regung einer Augenfalte noch zum Schauspiel beiträgt, nimmt er das Publikum für sich ein. Und auch Helena Bonham Carter weiß stets zwischen fürsorglicher, liebender Ehefrau und Königin mit dezenter Arroganz gegenüber dem normalen Volk die richtige Balance zu wahren. Und während man oftmals ob der ungewöhnlichen Methoden von Logue und der tollen Wortgefechte zwischen ihm und dem König lachen darf, so gespannt sitzt man im Kinositz, wenn dieser seine erste Kriegsrede zum Volk spricht. Untermalt von Beethovens 7. Symphonie bekommt man zweifelsohne einen der dramatischsten, größten Kinomomente der letzten Zeit serviert. "The King's Speech" ist fast schon komplettes Unterhaltungskino; anspruchsvoll, sehr amüsant und doch auf seinem Höhepunkt ungemein spannend und bewegend. Die Oscars, die sind durchaus verdient.
8/10