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Durch eine Unachtsamkeit gerät ein gigantischer Güterzug ohne Fahrer ins Rollen, nimmt immer mehr Fahrt auf und gerät schließlich vollkommen außer Kontrolle - ungezügelt rast er die Hauptverkehrsstrecke hinunter und zermalmt alles, was ihm in den Weg kommt. Sämtliche Sicherheitsbehörden versuchen alles, um den Zug einzufangen und das geladene Gefahrgut zu sichern. Doch erst die Eisenbahner Frank (Denzel Washington) und Will (Chris Pine) können das Blatt wenden.

Im Gesamtwerk des später durch eigene Hand ums Leben gekommenen Regisseurs Tony Scott dürfte „Unstoppable - Außer Kontrolle" wohl eher als Nebenwerk gelten - dennoch zeigt der versierte Action-Regisseur auch hier wieder, was er kann: geradlinige, schnörkellose Action, die für mächtig Unterhaltung sorgt.

Dass er (im Gegensatz etwa zu Kollegen wie Michael Bay) auch etwas von filmischer Inszenierung versteht, stellt er hier sogar deutlicher unter Beweis als bei anderen Filmen. Denn die simple und weiß Gott nicht immer realistische Story - ein führerloser Zug rast die Schienen entlang - böte durchaus die Gefahr massiv einseitiger Inszenierung. Anstatt den Zug aber alle paar Minuten hanebüchene Hindernisse plattwalzen zu lassen oder immer wieder die gleichen Kameraeinstellungen zu verwenden (okay, mit der Zeit fällt die häufig verwendete Froschperspektive auf, über die der Zug hinwegrast), gibt sich Scott wirklich Mühe, die ebenso einfache wie spannende Grundstory aufzupeppen. Und das gelingt ihm durch interessante, wenn auch etwas oberflächliche Figuren, spannende Rettungsversuche, ein extrem hohes Schnitttempo und schweißtreibende Spannungsmusik (auch wenn die in manchen Szenen etwas seltsame Kapriolen schlägt).

Der für Scott typische Stakkato-Bilderrausch bleibt dabei knapp unterhalb der Grenze des für den Zuschauer Vertretbaren, was der Handlung eine enorme Dynamik verleiht. Tatsächlich findet er immer wieder neue Perspektiven für den führerlosen Zug, und die tatsächlichen Action-Sequenzen bleiben überschaubar und in den meisten Fällen auch glaubwürdig - etwa die spektakulär schiefgehende Rettungsaktion mit einer vorgesetzten Lokomotive, die den Zug abbremsen soll. Hardcore-Action-Fans könnten durchaus monieren, dass die Action hier vergleichsweise rar gesät ist und auch die Stunts auf dem dahinrasenden Zug nicht immer fesseln. Das scheint mir aber allemal besser zu sein, als den Zug permanent irgendwen oder irgendwas zerstören zu lassen.

Dafür gerät dann das Finale etwas aus dem Takt, kommt mit einer ungelenk eingeführten Rettung in letzter Sekunde etwas grobkörnig daher und liefert einen finalen Stunt hart am Rande der Lächerlichkeit. Auch werden winzige Nebenhandlungen allzu klischeehaft aufgelöst. Und Rosario Dawsons Rolle beschränkt sich darauf, möglichst ernst in Telefon und Sprechanlage zu reden - nicht sonderlich dankbar also. Dennoch ist „Unstoppable - Außer Kontrolle" ein sehr spannender, unterhaltsamer und kurzweiliger Action-Reißer, der wie üblich zeigt, was Tony Scott drauf hatte. Zu schade, dass er selbst das offensichtlich nicht so gesehen hat.

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