"Unstoppable" ist eine erstaunlich simple Angelegenheit, die Tony Scott (Mann unter Feuer, Domino) hier vom Stapel lässt, doch genau dies macht den Film sehenswert. Kein übertriebener Einsatz von Stilmitteln und nerviger Stakkatoschnitt, sondern eine jederzeit übersichtliche Hochglanzoptik und eine stets bestens positionierte Kamera von Ben Seresin, sorgen für ein optisches Vergnügen. Zusätzlich basiert das Ganze noch auf wahren Begebenheiten, denn in Ohio 2001 geriet ein Zug außer Kontrolle und fuhr unbemannt durch die Gegend.
Der Mensch ist nun mal keine Maschine und so löst menschliches Versagen diese Katastrophe aus. Einige Wagons des Zuges sind mit giftigen Chemikalien gefüllt, bei Entgleisung würde es zu einer Katastrophe kommen. Allerdings rast der Zug auf die Stadt Stanton zu, dies muss Fahrdienstleiterin Connie Hooper (Rosario Dawson) um jeden Preis verhindern. Nachdem jegliche Maßnahmen den Zug zu stoppen aus der Chefetage gescheitert sind, können nur noch der erfahrene Lokführer Frank Barnes (Denzel Washington) und der Neuling Will Colson (Chris Pine) eine Katastrophe verhindern. Mit ihrer Lok verfolgen sie den Zug und versuchen ihn zu verlangsamen, bevor er in Stanton von den Schienen fliegt.
Das erinnert schon an die Ära der Katastrophenfilme und ist eine für mich willkommene Abwechslung in der neuen Filmwelt. Hier gibt es keine Superhelden, sondern hier werkeln Menschen daran, eine Katastrophe zu verhindern. Gleichzeitig gefallen die kritischen Seitehiebe auf das Management. So wurde Barnes bereits entlassen, muss noch seine Kündigungsfrist einhalten und Oberhaupt Galvin (Kevin Dunn) droht jedem mit Kündigung, der seine Anweisungen nicht einhält. Auch scheitert jeder Plan, den Galvin und Co. ausgeheckt haben, weil die Bürohengste nun mal keine Ahnung von der Praxis haben. Natürlich muss Scott auch seinen beiden Hauptfiguren Leben einhauchen, was leider besonders bei Will zu sehr ins kitschige geht. Er steht kurz vor der Trennung mit seiner Frau, während man bei Frank nicht so recht kapiert warum seine Tochter einfach auflegt. Diese Nebensächlichkeiten um die Charaktere zu vertiefen, sind nicht so gut gelungen. Aber Scott konzentriert sich nach der Einführung zahlreicher Charaktere im Schnellverfahren auf den rasenden Zug. Da fiebert bald die ganze Welt mit, denn das Fernsehen ist schnell zugegen und ein erster Versuch die Lok zu stoppen, scheitert kläglich.
Da will man jemand per Hubschrauber auf dem Dach der Lok absetzen, doch warum fährt man nicht einfach mit dem Auto nebenher und lässt jemand auf die Lok springen? Ein wenig unlogisch, warum man diese Paradelösung erst ganz zum Schluss in Betracht zieht und vorher lieber versucht den Bremsknopf per Feuerwaffe zu aktivieren, obwohl sich daneben ein Benzintank befindet. Aber "Unstoppable" ist packend inszeniert, Scott schaltet geschickt zwischen den verschiedenen Parteien hin und her, natürlich verweilt er am meisten bei Frank und Will. Deren Plan den Zug einzuholen, läuft zwar wie am Schnürchen, doch das Bremsen des Zuges sorgt für Komplikationen. Schließlich steht eine steile Kurve bevor, die nur mit 15 Meilen genommen werden kann. Hier übertreibt man es dann ein wenig, in der Realität wäre der Zug längst abgeflogen und natürlich lässt es sich Scott nicht nehmen einige Schschäden einzubauen. So dürfen ein paar Autos und eine Lok zu Bruch gehen.
Denzel Washington (Mann unter Feuer, Virtuosity) ist zwar ein wenig moppelig geworden, aber den erfahrenen Bahnarbeiter nimmt man ihm ab, während Chris Pine (Star Trek, Carriers) erstaunlich erwachsen agiert. Natürlich können sich die Beiden zu Beginn nicht sonderlich gut riechen und lernen sich erst während ihrer waghalsigen Rettungsaktion kennen. Rosario Dawson (Eagle Eye, Percy Jackson) macht als Fahrdientleiterin Connie auch einen guten Job.
Es geht auch ohne den übertriebenen Einsatz diverser Stilmittel, "Unstoppable" ist optisch top und weiß mit einfachsten Mitteln Spannung zu erzeugen. Natürlich weiß man, dass alles gut wird und im Finale kommt der typische US-Kitsch zum Einsatz, doch Scott inszeniert schnörkellos, die Darsteller sind glaubwürdig und solch simple Filme haben mittlerweile Seltenheitswert. Da schaut man gerne über ein paar Logiklöcher hinweg.