Shanghai als Symbol des Bürgeraufstands...25.06.2011
Nachdem er im ersten Weltkrieg auf seiten der Franzosen gegen die Deutschen gekämpft hat, baut sich der Chinese Chen Zhen in Shanghai eine neue Identität auf und wird Geschäftsführer im Nachtclub Casablanca. Dummerweise sind aber nicht nur Chinesen in der Stadt, sondern neben allerhand Alliierten auch japanische Besatzungstruppen, die nichts anderes im Sinn haben als zu rauben, zu morden, zu brandschatzen, die Chinesen ganz und gar zu unterwerfen und jeglichen Funken des Widerstands im Kein zu ersticken. Das gefällt Zhen so gar nicht, und als eine Todesliste abgearbeitet und Freunde von ihm getötet werden, nimmt er den Kampf gegen die Japaner auf, zunächst noch maskiert, später dann aber Mann gegen Mann im Dojo des japanischen Oberst Chikaraishi.
Klar, wer da gewinnt, ist ja ein Film aus China, da ist man es gewohnt, daß die Japaner gewollt widerwärtig dargestellt werden und mal eben ein paar Leute hinrichten, foltern oder sonstwie die Chinesen drangsalieren. All das erinnert an das fast vergessene Brettspiel Shanghai Trader, bei dem man auf der Seite einer der in Shanghai vertretenen Nationen alles aus der Stadt herauspressen sollte, was nur ging, bevor man kurz vor dem finalen Volksaufstand das letzte Flugzeug in die Freiheit erwischen mußte. Vor genau diesem Hintergrund spielt der detailgetreu und liebevoll inszenierte Film, der wieder einmal beweist, daß Donnie Yen in der Tat ein ordentlicher Schauspieler ist.
Denn der Liebhaber von reinen Martial-Arts-Filmen wird hier enttäuscht sein Haupt abwenden, es gibt nicht so viele Kämpfe, auch kein Training oder ein Gefäustel nur zum Spaß. Der Film hat ein ernstes Thema, welches er angemessen behandelt, und er verzichtet zum Glück auf den uns Westlern nur schwer zu vermittelnden asiatischen Humor. Vielmehr ist der Streifen eine Mischung aus Casablanca, Fist of Legend, Ip Man und Fist of Fury, dazu noch ein wenig Weltkrieg, aber viel Gespräch und Verweilen in der kunstvollen Ausstattung des Streifens. Natürlich ist Donnie Yen auch dann eine Bank, wenn Leute verprügelt werden müssen, diese Kämpfe sind schön übersichtlich in Szene gesetzt und leben von der ungeheuren Schnelligkeit Yens im Gefecht Mann gegen Mann. Insgesamt wird man hier blendend unterhalten, Parallelen zu Ip Man sind gewollt, denn hier wie dort werden die Japaner als miese Typen gezeichnet, die es zu besiegen gilt...was man dann auch gerne mitverfolgt, 8/10.