Gefährlich nah am trüben Gewässer der Propaganda, mit entsprechenden Baustoffen der Vereinfachung und Degenerierung und dort im Marketing standsicher zwischen Bodyguards and Assassins und The Founding of a Republic gebaut, zeichnet sich der bereits Januar 2007 geplante Legend of the Fist: The Return of Chen Zhen durch ein eher seltsames Ehrenschild aus. Dabei wahrt der Film eine spezielle Rechtfertigung für die Chinesen, die eben nicht die kranken Männer Asiens, sondern deren Gegenteil sind, als die entweder Intellektuellen der Geschichte oder die Kämpfer, im besten Falle sogar Beides, und die sich in ihrem Heimatland auf eigenen Grund und Boden gegen fremdländischen Invasoren von allen Seiten verteidigen müssen.
Zusätzlich zu dem Gutdünken von Richtig oder Falsch, und von Schwarz und Weiß schon getreu der Herkunft her, beschriftet man die Handlung mit einer trügerisch täuschenden Zeit- und Realitätsebene, die ein absonderliches Paralleluniversum aus gebogener Historizität und medialer Mythenbildung errichtet. Der Film ist politisch emotionalisierte Öffentlichkeits- und Aufbauarbeit, Pseudo-Anekdote im Kintoppmilieu, Comic strip, Bruceploitation, Sequel zu Fist of Fury, Abart von Fist of Legend, neuerfindende Kinoadaption von Donnie Yens eigener Fist of Fury Fernsehserie zugleich, weist darüber hinaus noch eine Handvoll weiterer Querverstrebungen und Anhaltspunkte auf, und gestaltet sich so als merkwürdig volle und simultan dumpfe Trashkanonade. Big Budget Action mit Schmackes und Trivialität, in der Superego-Edition:
1917 noch in Frankreich als Niedriglohn- und Sklavenarbeiter an der Front gegen die Deutschen dienend, hat sich Chen Zhen [ Donnie Yen ] nach dem Tod eines Kameraden im Einverständnis mit der Einheit dessen Identität als Qi Tianyuan zugelegt. Eine Tarnung der Harmlosigkeit, die ihm acht Jahre später im von den Briten, den Amerikaner und den Japaner aufgeteilten Shanghai im Kampf für Chinas Unabhängigkeit zugute kommen soll. Als neuer Partner des Business Tycoons und "Casablanca" - Besitzers Liu Yutian [ Anthony wong ] versucht er, aus dem Untergrund heraus den Widerstand gegen die Besatzer zu organisieren, eine Aufgabe, die er im Geheimen mitsamt der schwarz gelackten Kostümierung und Maskierung des "Masked Warrior", einer allseits beliebten Filmfigur vornimmt. So einen neuen Mythos bildend, zieht er allerdings nicht nur die Aufmerksamkeit der auf ihre Weise zwielichtigen Hostessen Kiki [ Shu Qi ] und Huang Lan [ Chen Jia-jia ], sondern auch die des japanischen Colonels Takeshi Chikaraishi [ Ryo Kohata ] und seiner Mannen an; was zwar den bisher untätigen Polizisten Inspector Huang Haolong [ Huang Bo ] auf den Plan ruft, aber auch Chen Zhens Schwester Zhishan [ Zhou Yang ] und seine Unterstützer in Gefahr bringt. Zudem ist eine Todesliste der Japaner im Umlauf, bei dessen Bekanntgabe und Vollstreckung die gesamte Stadt in Panik gerät.
Schon wegen dem vergleichsweise geradezu edlen Ip Man Zweiteiler für die Behandlung oder Misshandlung der auswärtigen Besatzer von Seiten der Japaner bzw. Briten gerügt, unterbieten die Autoren Gordon Chan und Cheung Chi-sing diese Hürde hier trotz oder vielleicht auch wegen acht Revisionen plus Änderungen am Set noch einmal mühelos, wobei die Regie Andrew Laus allerdings auch von vornherein den Ton an und die Stimmung aufzeigt. Erst ein sichtlich fehl am Platze wirkendes, umso eindrucksvolleres Kriegs- und Minenfeld gegen die Krauts inmitten des Ersten Weltkrieges, dann die reichlich künstliche Silhouette Shanghais frisch aus dem PC und das absolute Tngeltangelgeschäft eines gülden aufgetakelten Nachtclubs als der nahezu einzige weitere Handlungsort. Eine Superheldenfantasie wird angestrebt, auf buntem Papier, dem man sicherlich böse sein kann, dies aber nicht zwangsläufig muss.
Als logische Steigerung zu seiner vorherigen, mittlerweile seit zwei, drei Jahren auf dem Höhepunkt angekommenen und so auch zukünftig aus allen [noch] verfügbaren Rohren feuernden Karriere, wartet diese Episode aus Donnie Yens Schaffen, dem zweiten Frühling, mit einer insgesamten Potenzierung und so auch Idealisierung, Ikonisierung und schon gefährliche Züge der Parodie spriessend auf. Großmundig in Sachen Massenmobilisierung und Erfolgspotential an den Kassen postuliert, versucht man auch vielspurig, den Gegenwert für dieses Versprechen und den Anreiz für Mehr zu erschaffen. Allein der Prolog im schlachtenumwitterten Frankreich dürfte einen nicht unerheblichen Teil des 18 Mio. USD Budgets verschlungen haben, der Rest geht für Gage, vielfältig größere Explosionen von bevorzugt Häusern sowie einem Bus und dem Bau der zwei opulenten, in ihrem Punk und Protz aber auch schnell überdrüssig werdenden Hauptquartiere drauf. Ganze Menschenmengen involvierende Stunts und Feiergelagen sorgen für den gewissen Aufwand, der durchaus reich an Verschwendung von Shanghais Glanz und Gloria gehalten, aber teilweise auch ausnehmend überladen mit Plüsch und Lampenschein und insgesamt eher schädlich im sich im Kreis drehenden und die Geschichte nicht wirklich aufwühlend machenden Konsumwahn ist.
Wie ein eventuell erst wohl aussehender, an Kalorien aber schnell sättigender und überzuckerter Kuchen fungiert auch der sich in den Plot drängenden Romanzenpart mit Shu Qi, deren immer wiederkehrende Liebsäuseleien samt klischierten Dramenansatz weder die Stärke des doch eher und dies auch seit ehedem pauschal statt individuell tätigen, mit Blockbustern groß gewordenen Drehteams und schon gar nicht der Darsteller bar jeder Chemie sind. Auch der Rest des Castings ist im Gutteil nur anwesend, ohne wirklich eine erwähnenswerte Leistung zu erbringen, wenn man denn einmal von den blink or you'll miss Cameos von Yasuaki Kurata und dem kurzzeitig Klasse hineinbringenden Shawn Yue absieht. Noch nie ein Schauspielerregisseur gewesen und dies auch nicht mehr werdend, verlässt sich Andrew Lau so besser auf den narrativ schlichten, optisch üppigen, irgendwo auch aufgedonnert weichen Anheizer für allerlei Action, die glücklicherweise, wenn auch mit längeren Durststrecken pausierend, dann basierend auf der Intention ihrer Macher genauso aufgebläht wie das Umfeld ist. Durch wenige CG, der Unterstützung durch Wirework, dem scharfen Einsatz von Stunts und dem nötigen Geld für Größenwahn profitierend, darf man sich einer hochmütigen Choreographie – von Yen selber mithilfe seiner Mitarbeiter Kenji Tanigaki und Yan Hua – mit leichtem Krisenpotential erfreuen, deren Umsetzung sicher nicht an die vorherigen Kollaborationen mit Wilson Yip heranreichen, aber auf ihre Weise durch genehme Brutalität, reichem Bodycount und viel qualifizierende Affekte auftrumpfen. Auch wenn gerade der Showdown alles Andere als klimatisch, viel zu übertrieben und gleichzeitig erstaunlich schwächelnd wirkt.
Fortsetzung zumindest intendiert, aber auch wegen dem Arbeitspensum vom bald fünfzigjährigen Yen zweifelhaft.